Amerikas Altmeister der Börse, Warren Buffett, darf nun bis zu 50 Prozent des texanischen Ölkonzerns erwerben. Das schiebt den Kurs stark an. Von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag 

Amerikas Investorenlegende Warren Buffett wird bei dem texanischen Öl- und Gasriesen Occidental Petroleum weiter zukaufen. Die US-Branchenaufsichtsbehörde Federal Energy Regulatory Commission (FERC) hat Buffetts Beteiligungskonzern Berkshire Hathaway jüngst die Erlaubnis erteilt, bis zu 50 Prozent der Anteile des in Houston ansässigen Unternehmens zu erwerben. Aktuell hält Berkshire ein Fünftel der Aktien. Die Freigabe der Aufsichtsbehörde befeuert Spekulationen über eine vollständige Übernahme des Ölriesen. An der Börse erhöhte die Spekulation den Occidental-Petroleum-Börsenwert in fünf Handelstagen um fast ein Fünftel.

Seit Jahresbeginn sind es knapp 200 Prozent: getrieben von den guten Perspektiven der Ölbranche und von Buffetts Zukäufen, die weltweit weitere Investoren zu Käufen bewegten. Inzwischen gehen einige Experten jedoch davon aus, dass die vollständige Übernahme von Occidental Petroleum durch Buffetts Berkshire auf dem aktuellen Kursniveau unwahrscheinlich ist.

Für Buffett, der bekanntlich gern unterbewertete Aktien, sogenannte Value-Werte, kauft, dürfte der aktuelle Aktienkurs von Occidental Petroleum für eine Übernahmeofferte inzwischen zu hoch sein, sagte David Kass, Professor für Finanzen der Robert H. Smith School of Business an der University of Maryland dem „Wall Street Journal“. Kass’ Angaben zufolge erwarb Buffett alle Occidental-Papiere zu Kursen zwischen 50 und 61 Dollar. Aktuell notieren sie bei 74,91 Dollar.

Buffetts Belohnung

Der Anlass, die Freigabe für eine deutliche Aufstockung der Beteiligung bei der Aufsichtsbehörde FERC zu beantragen, war unspektakulär. Berkshire hält 20 Prozent und hat Optionen für weitere 83,9 Millionen Stammaktien und 100 000 Vorzugsaktien mit besonders hohen Dividendenansprüchen. Mit Ausübung der Optionen würde Buffetts Anteil an Occidental über das zuvor geltende Limit von 25 Prozent auf 27 Prozent steigen. Berkshire hatte die Optionen 2019 als Vergütung für ein Zehn-Milliarden-Dollar-Darlehen ausgehandelt. Dank Buffetts finanzieller Unterstützung konnte Occidental im August 2019 das Bietergefecht mit Amerikas zweitgrößtem Ölkonzern Chevron um Anadarko Petroleum in letzter Minute für sich entscheiden.

Erst wenn der Aktienkurs von Occidental, etwa infolge eines Ölpreisabsturzes, stark nachgegeben habe, sei eine Übernahmeofferte denkbar, heißt es an der Wall Street.

Schon seit der Übernahme von Anadarko, die viele als zu teuer kritisiert haben, unterstützt und verteidigt Buffett die Strategie von Occidental-Chefin Vicki Hollub.

Nach dem Deal schlitterte Occidental mit 39 Milliarden Dollar Schulden in die Corona-Pandemie und musste 2020 bei Preisen von unter 40 Dollar für ein Barrel Öl der Sorte WTI harte Zeiten überstehen. Inzwischen schreibt der Konzern ab 40 Dollar pro Barrel Gewinn und hat seine Schuldenlast deutlich gesenkt.

Für 2022 erwarten Analysten mit 37,7 Milliarden Dollar Umsatz ein Plus von 45 Prozent. Und mit knapp elf Milliarden Dollar mehr als eine Vervierfachung des Nettogewinns.