Geht es in Filmen um den Verbleib von Kapital mit zwielichtigem Hintergrund, kommen oft die Cayman Islands als Zufluchtsort für Schurkengelder ins Spiel. In den sogenannten Panama Papers wird die Inselgruppe allerdings nicht mehr an ganz vorderster Front für den Sitz von Briefkastenfirmen genannt. Denn in den vergangenen Jahren schraubten die Verantwortlichen etwas am Regelwerk, um die Inseln von der Liste der Steueroasen zu entfernen.

Trotzdem erfreuen sich die Caymans als Firmensitz weiter großer Beliebtheit. Laut dem Tax Justice Network kommen auf jeden Einwohner 1,7 Gesellschaften. Weltweit ist das ein Spitzenwert. Steuerliche Vorzüge schüren das Interesse der Firmen. Ein Lockmittel, dem vor allem Unternehmen aus China und Asien folgen, ist aber auch die Jurisdiktion. Denn für Investoren aus dem Ausland ist es oftmals schwierig, Rechte gegen auf den Caymans registrierte Unternehmen gesetzlich durchzusetzen oder Firmenkonstruktionen im Detail zu durchschauen. Anleger halten etwa bei chinesischen Firmen oft nur Anteile an einer Cayman-Offshore-Gesellschaft. Letztlich geht damit aber kein echter Zugriff auf die Vermögenswerte einher. So hat der Versicherungskonzern ACE, der nach einer Fusion jetzt unter dem Namen Chubb firmiert, früher in Geschäftsberichten auf mögliche Probleme bei der Durchsetzung von Urteilen gegen die eigenen Führungskräfte hingewiesen. Taucht am Anfang der Wertpapier-identifikationsnummer ISIN der Ländercode KY auf, ist also erhöhte Aufmerksamkeit angebracht.

Diskretion ist oberstes Gebot



Zumal auch die Auskunftsbereitschaft der Verantwortlichen vor Ort gering ist. E-Mail-Anfragen werden jedenfalls so gut wie nie beantwortet. Verschwiegenheit ist ein hohes Gut in Steueroasen. Das zeigt auch die Haltung von Anthony Travers. Der Vorsitzende der Börse auf den Cayman Islands gab auf die britische Bitte, doch öffentlichen Zugang zum zentralen Firmenregister zu gewähren, folgende Antwort: "Das würde bedeuten, jeder könnte genau sehen, was jemand besitzt. Wir halten das für eine schreckliche Idee. Es gibt ein legitimes Recht auf Privatsphäre."

Trotz, oder vielleicht gerade wegen der Öffentlichkeitsscheu, werden auf den Cayman Islands 1,4 Billionen US-Dollar an Bankenvermögen verwaltet. Weltweit belegt man damit Platz 6. An der 1996 gegründeten Cayman Islands Stock Exchange werden Wertpapiere wie Fonds und Schuldverschreibungen im Wert von rund 200 Milliarden Dollar gehandelt. Seit März 2013 ist der elektronische Wertpapierhandel übrigens auf die Xetra-Handelsplattform der Deutschen Börse umgestellt. Es sind zwar nur fünf Aktien auf den Caymans notiert. Insgesamt werden an deutschen Börsen aber über 350 Aktien mit KY am ISIN-Anfang gehandelt. Dieses Kürzel wird im Fall von Aktien dann vergeben, wenn der Emittent den rechtlichen Sitz auf Cayman Islands hat. So erklären es die ISIN-Experten vom WM-Datenservice. Langfristig überzeugende Kursentwicklungen weisen nur wenige der KY-Werte auf, was die Vorbehalte zu bestätigen scheint. BÖRSE ONLINE hat aber vier Aktien ausgewählt, die charttechnisch und fundamental attraktiv sind.

Interessant ist etwa AAC Technologies. Der Technologiekonzern aus Hongkong beliefert unter anderem Apple und erzielte 2015 zum sechsten Mal in Folge Rekordgewinne. Die gut bestückte Produktpalette verspricht auch für 2016 und 2017 weiter steigende Ergebnisse. Wegen der erwähnten Jurisdiktionsproblematik ebenfalls wichtig: Um den guten Ruf der Großkunden nicht zu gefährden, muss AAC laut dem Researchhaus Haitong International auf ein hohes Niveau bei der Unternehmensführung achten.



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Auf Rekordkurs befindet sich die Aktie von Sunny Optical Technology. Der positive Trend dürfte sich fortsetzen, zumindest wenn die Analysten Recht behalten. Sie rechnen in den kommenden fünf Jahren mit einem Gewinnplus von gut 40 Prozent jährlich. William Fong von der Investmentgesellschaft Barings hält die Gesellschaft für gut aufgestellt, um vom Wachstum im Bereich der Fahrerassistenzsysteme in Autos zu profitieren. Der Hersteller von optischen Linsen wandelt sich gerade von einem niedrig- zu einem hochmargigen Anbieter.

Charttechnisch vielversprechend ist Tianneng Power International. Die Chinesen stellen Bleisäure- und Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge her, betreiben aber auch das Recycling-Geschäft sehr profitabel. Mögliche Überkapazitäten in der Branche sind zwar ein Risikofaktor, der Vorstand ist aber zuversichtlich. Als Puffer dienen die moderate Bewertung und eine ansehnliche Dividendenrendite von rund vier Prozent.

Anta Sports hat zwar zuletzt einen Kursrücksetzer erlitten. Trotzdem ist die Sportgeschäftekette spannend. Angesichts der ehrgeizigen Pläne, die China beispielsweise beim Aufbau einer professionellen Fußballliga verfolgt, dürften Sportartikel noch lange weiteres Wachstum vor sich haben. Das Potenzial zeigt sich auch mit Blick auf die Winterolympiade 2022 in Peking. Laut Nomura haben erst 0,4 Prozent aller Chinesen Wintersport ausgeübt. Das lässt viel Luft nach oben.



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