Katie Stockton rechnet im September mit Konsolidierung an der Wall Street – zwei Sektoren bieten jedoch ein attraktives Chance-Risiko-Profil.
Die Märkte befinden sich in einer entscheidenden Übergangsphase. Während geopolitische Unsicherheiten, die Diskussion um mögliche Rückerstattungen von US-Zolleinnahmen und die nächste Fed-Sitzung für Nervosität sorgen, rückt die technische Analyse in den Fokus.
Katie Stockton, Gründerin von Fairlead Strategies und bekannte Charttechnikerin an der Wall Street, sieht die Indizes derzeit in einer neutralen Ausgangslage – mit Chancen in Segmenten, die bislang im Schatten standen.
Small Caps im Fokus – Formation mit Signalwirkung
Während die großen Indizes zuletzt an Dynamik eingebüßt haben, macht Stockton bei den Nebenwerten eine spannende Formation aus. Der Russell 2000, die Benchmark für Small Caps, sei nach einer starken Sommer-Rallye zwar kurzfristig überkauft. Doch in der größeren Perspektive zeige sich ein charttechnisches Muster, das Anleger aufhorchen lässt: eine klassische „Cup-and-Handle“-Formation. „Das deutet darauf hin, dass neue Hochs möglich sind“, so Stockton gegenüber CNBC.
Kurzfristig rechnet sie allerdings mit einer Konsolidierung. Überkaufte Indikatoren, eine nachlassende Dynamik in den großen Indizes und ein VIX, der über seiner 50-Tage-Linie notiert, sprächen für mehr Volatilität. Doch gerade die relative Stärke der Small Caps könnte im weiteren Jahresverlauf für eine Überraschung sorgen – besonders, wenn Anleger nach Alternativen zu hoch bewerteten Tech-Schwergewichten suchen.
Energie bleibt ein Sonderfall
Ein weiterer Blick richtet sich auf die Rohstoff- und Energiemärkte. Beim Öl sieht Stockton weiterhin einen intakten Abwärtstrend. Erst ein signifikanter Bruch wichtiger Widerstände würde ein langfristiges bullisches Signal liefern. Gleichzeitig könnte das Tief vom Frühjahr, als Ölpreise auf Mehrmonatstiefs fielen, einen langfristigen Boden markieren. Charttechnische Indikatoren deuten auf überverkaufte Zustände hin, die eine Trendwende begünstigen könnten.
Parallel dazu erholt sich der Energiesektor an der Börse. So genannte Master Limited Partnerships (MLPs) zeigen steigende Momentum-Signale, während Einzeltitel wie Phillips 66 konstruktive Muster formen – etwa eine inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation, die in der Charttechnik oft als Vorbote eines Aufwärtstrends gilt. „Wir sehen erste Anzeichen von Leben in diesem Sektor“, erklärt Stockton.
Konsolidierung als Chance
Die Börse steuert auf einen Monat erhöhter Volatilität und Konsolidierung zu Für Anleger ergibt sich jedoch ein differenziertes Bild. Die großen Indizes wie S&P 500 oder Nasdaq laufen Gefahr, in den kommenden Wochen weiter an Schwung zu verlieren. Ein Rücksetzer wäre angesichts der starken Rallye seit Jahresbeginn nicht ungewöhnlich und könnte auch saisonal bedingt sein. Doch Stockton betont: Solche Konsolidierungen legen oft den Grundstein für die nächste Aufwärtsbewegung.
Während die Marktbreite zunimmt, rücken Small Caps und Energiewerte in den Fokus. Sie könnten – gestützt von technischen Mustern und relativer Stärke – zu den Gewinnern der nächsten Phase werden. Für Investoren, die sich nicht allein auf die großen Tech-Giganten verlassen wollen, eröffnen sich hier attraktive Chancen.
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