Robinhood macht aktuell wieder Schlagzeilen. Allerdings geht es dieses Mal nicht um den Rächer der Enterbten aus dem Sherwood Forest, sondern um die gleichlautende Tradingplattform. Sie sorgt in den USA mit günstigen Konditionen und der Möglichkeit, über das Smartphone hochspekulative Handelsgeschäfte abzuwickeln, für Furore. Die Plattform zieht Millionen an Kunden an. Die meist blutjungen Börsenneulinge werden mit einer einfachen und spielerisch konzipierten Smartphone-App zum aktiven Aktien- und Optionshandel animiert. Die Achterbahnfahrt an den Börsen im Jahr 2020 sowie die niedrigen Zinsen haben eine neue Generation von Tradern aufs Parkett gelockt. Die wenigsten dieser unerfahrenen Anleger wissen aber, womit sie genau handeln und welche Fallstricke es bei komplexen Finanzprodukten zu beachten gilt. Die Geschichte eines 20-jährigen Studenten, der sich beim Optionshandel auf Robinhood mit 730 000 Dollar verschuldet und daraufhin aus purer Verzweiflung Selbstmord begangen hatte, dient als trauriges Mahnmal und sorgt seitdem zu Recht für medialen Gegenwind. Als Reaktion darauf wurden Robinhoods Expansionspläne nach Großbritannien und aufs europäische Festland vom Management zwischenzeitlich auf Eis gelegt. Wer an der Börse nicht genau weiß, was er tut, verliert unweigerlich eine Menge Geld, ganz zu schweigen von den Nerven, die die hohen Schwankungsbreiten in der aktuellen Börsenphase kosten. Dabei könnte es so einfach sein. Schließlich konnte man in den letzten 100 Jahren mit einem breit gefächerten Investment am Aktienmarkt um die sieben Prozent per annum an Rendite einfahren. Warum sollte man die Arbeit also nicht dem Markt überlassen und unkompliziert und breit diversifiziert investieren? Genau in diese Kerbe schlagen Fonds und ETFs mit einem schier unbegrenzten Angebot an verschiedenen Lösungen.

Diversifiziert anlegen leicht gemacht

Doch was ist besser? Ein von einem Managementteam aktiv verwalteter Investmentfonds oder doch die kostengünstige Alternative ETF, mit der man problemlos alle möglichen Indizes und Anlagestrategien für die eigene Geldanlage nachbauen kann? Bereits seit Jahren herrscht hier ein regelrechter Glaubenskrieg zwischen Fondsbefürwortern und Freunden von passiven Investments. Die Verfechter der ETFs führen die günstigen Kosten sowie die Tatsache, dass nur sehr wenige Fonds in der Lage sind, den breiten Markt zu schlagen, ins Feld. Anhänger von aktiv gemanagten Investmentfonds hingegen weisen zu Recht auf Klumpenrisiken in vielen ETFs hin. Die wenigsten Anleger wissen beispielsweise, dass sie sich durch den Kauf eines ETFs auf den S & P 500 eine hohe Gewichtung auf nur wenige Titel ins Depot legen. So kommen die Indexschwergewichte Microsoft, Apple, Amazon, Facebook und Alphabet auf eine Gewichtung von über 20 Prozent innerhalb des S & P 500. Käme es aus irgendeinem Grund zu einer größeren Korrektur bei den US-Techgiganten, würde das auch Inhaber von ETFs auf den Index treffen. Unter Risikogesichtspunkten haben hier aktiv verwaltete Fonds oftmals die Nase vorn. Denn die Fondslenker gewichten ihre Positionen meist nicht so hoch, wie es in marktkapitalisierungsgewichteten Indizes üblich ist.

Trotzdem: Der Siegeszug der günstigen, börsengehandelten ETFs hat die gesamte Finanzbranche demokratisiert. Noch nie war diversifiziertes Investieren so leicht und kostengünstig wie heute. ETFs auf den MSCI World zählen bei Investoren zu den Lieblingen. In diesem Index finden sich Aktien aus den entwickelten Industrienationen der Welt wieder. Aktien aus Schwellenländern sucht man indes in diesem Index vergeblich. Deshalb ist man gut beraten, neben einer Anlage im MSCI World oder in einem weltweit agierenden Aktienfonds Beimischungen im Portfolio vorzunehmen.

Die passende Lösung für jede Strategie

Wer es etwas ausgefeilter mag, kann mit Themenfonds und -ETFs auf eine Vielzahl an verschiedenen Strategien und Anlagethemen setzen und das eigene Portfolio weiter diversifizieren. Als relativ nervenschonend erweisen sich etwa Investitionen in Qualitätsunternehmen und in die Nahrungsmittelbranche. Mit spezifischen Themen-ETFs lassen sich zudem verschiedenste Investmentstorys spielen. Egal ob man auf einen möglichen Inflationsanstieg mit Goldminen wetten will, auf Zukunftsthemen wie Robotik setzt oder beim stark zunehmenden Onlinehandel über einen E-Commerce-ETF dabei sein möchte - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die steigende Beliebtheit von ETFs sorgt nämlich dafür, dass es inzwischen eine Vielzahl an neuen Produkten auf alle erdenklichen Indizes an der Börse zu finden gibt. Die Qual der Wahl ist zu einem Luxusproblem für Anleger geworden. Aus diesem Grund finden Sie auf den folgenden Seiten eine Auswahl an spannenden Investitionsmöglichkeiten rund um ETFs und Fonds.

iShares MSCI World Quality: Ein Korb voller besser Firmenqualitäten


Über den ETF von iShares auf den MSCI World Quality nehmen Anleger Anteil am Erfolg jener Unternehmen, die sich durch stabile Gewinne und starke Bilanzen auszeichnen. Im Corona-Crash hat sich erneut gezeigt, dass es gerade diese Qualitätsunternehmen sind, die besser durch Krisen kommen als die breite Masse. Im langfristigen Vergleich zeigt sich die Stärke von Unternehmen mit herausragenden Qualitäten. Während der MSCI World Quality auf Dollarbasis seit seiner Auflegung im Jahr 1994 eine annualisierte Rendite von 11,24 vorweisen kann, konnte der MSCI World im selben Zeitraum "nur" um 7,4 Prozent per annum zulegen. Mit einer Gewichtung von zwei Dritteln wird der Großteil des Anlagebetrags in US-Werte investiert. Bei näherer Betrachtung verwundert dies nicht. Die US-Unternehmen Apple, Microsoft, Facebook, Alphabet und Johnson & Johnson gehören zu den größten Werten im Index und im dazugehörigen ETF, und dies aus gutem Grund. Denn sie verfügen in ihren Branchen über Monopolstellung und haben dadurch eine Preissetzungsmacht erlangt, die für kontinuierlich steigende Gewinne, stattliche Wachstumsraten und kerngesunde Bilanzen sorgt. So sitzt der kalifornische Technologiekonzern Alphabet derzeit auf einem Geldberg von 100 Milliarden Dollar. Allein der freie Cashflow von 2019 übertrifft den Börsenwert der DAX-Konzerne Eon oder Fresenius. Einziges Manko der Strategie aus aktueller Sicht ist die hohe Bewertung der stark gewichteten Technologiekonzerne, was aber auf die meisten US-amerikanischen Unternehmen derzeit zutrifft.

FRAM Capital Skandinavien R: Skandinavische Gelassenheit


Wer gerne einen Teil seines Vermögens geografisch diversifiziert, sich etwas unabhängiger vom US-Dollar und US-Unternehmen macht, aber dennoch auf unternehmerische Qualität setzen möchte, kann sein Glück im hohen Norden suchen. Skandinavische Konzerne sind bekannt für saubere Bilanzen und eine umsichtige Unternehmensführung. Die Länder sind wohlhabend und politisch stabil. Zudem verfügen sie über exzellente Bildungssysteme und eine gute demografische Struktur. Auch in Sachen Innovation punkten die Skandinavier. Im Ranking des Global Innovation Index schafften es 2019 gleich drei nordische Länder in die Top 10. So rangiert Schweden noch vor den USA auf Platz 2, Finnland und Dänemark schaffen es auf die Plätze 6 und 7. Aufgrund der geringen Bekanntheit hierzulande sind skandinavische Aktien an deutschen Handelsplätzen aber meist illiquide und nur schwer handelbar, weshalb sich Fonds anbieten. Der 2017 gegründete FRAM Capital Skandinavien R hat sich auf skandinavische Small- und Midcaps spezialisiert, die führend in ihren Branchen, bilanziell gut aufgestellt und profitabel sind. Der Einbruch der norwegischen Krone hat für deutlichen Gegenwind für den Fonds im ersten Halbjahr gesorgt. Die Chance auf steigende Ölpreise und ein mögliches Comeback der Norwegerkrone macht eine Investition derzeit attraktiv. Zudem ist der Fonds wegen der Fremdwährungskomponente für Euroanleger zur Währungsdiversifikation interessant. Das Fondsmanagement arbeitet darüber hinaus mit einer aktiven Absicherungsstrategie. So entwickelte sich der Fonds zur Jahresmitte mit einem Minus von einem Prozent wesentlich besser als der Carnegie Small Cap Index Nordic, der im ersten Halbjahr zehn Prozent an Wert einbüßte.

DWS Global Agribusiness: Hunger kennt keine Konjunktur


Schwankungsarm anlegen, ohne auf Rendite zu verzichten - mit einer Investition in die Nahrungsmittelbranche ist dies möglich. Anders als bei klassischen Nahrungsmittel-ETFs auf den Stoxx 600 Food & Beverage, in dem allein die vier großen Getränke- und Lebensmittelproduzenten Nestlé, Diageo, AB Inbev und Danone auf eine Indexgewichtung von über 60 Prozent kommen, wird im DWS Invest Global Agribusiness in das gesamte Nahrungsmittelgeschäft mit all seinen Facetten investiert. Vom Düngerproduzenten und Saatguthersteller bis hin zu Nahrungsmittelherstellern und Einzelhändlern wird im Fonds die gesamte Wertschöpfungskette abgebildet. Düngemittelhersteller, die derzeit mit günstigen Bewertungen aufwarten, sind im Fonds aktuell hoch gewichtet. Mit Just Eat Takeaway und Grubhub hat man sich überdies bei Online-Bringdiensten eingekauft und versucht, an diesem spannenden Zukunftstrend zu partizipieren. Im Vergleich zum MSCI World, der in fünf Jahren knapp 27 Prozent zulegen konnte, hat der Fonds mit einem Minus von sechs Prozent im selben Zeitraum deutliches Aufholpotenzial. Anleger, die auf den Megatrend Ernährung setzen wollen, sind hier richtig.

L&G Robotics & Automation: Die Zukunft lässt herzlich grüßen


Smartphones, die ein Vielfaches an Rechenleistung bewältigen im Vergleich zu früheren Computern, Robotergehilfen, die unsere Wohnungen saugen und wischen und selbstfahrende Autos: Viele Dinge, die noch vor einigen Jahren als Science-Fiction-Spinnerei abgetan wurden, gehören heute bereits zu unserem Alltag. Wer bei einigen kleinen Nischenplayern wie Intuitive Surgical bereits in der Start-up-Phase im Jahr 2000 eingestiegen ist, hat seinen Einsatz seitdem mehr als verhundertfacht. Das Unternehmen, das sich mit Robotern für Operationssäle einen Namen gemacht hat, hat in diesem Zeitraum selbst die Aktie von Amazon kurstechnisch in den Schatten gestellt. Glück für denjenigen, der es schafft, die Nadel im Heuhaufen zu finden. Mit einem Investment in den ROBO Global Robotics and Automation von L & G setzt man auf einen breiten Korb aus Robotik- und Technologieunternehmen. Der ETF enthält eine Vielzahl an verschiedenen Titeln. Intuitive Surgical gehört ebenso zu den Hauptpositionen wie der Chiphersteller Nvidia und das Medizintechnikunternehmen Illumina. Die Wertentwicklung der vergangenen fünf Jahre kann sich absolut sehen lassen. So konnte der ETF sogar den sehr gut laufenden US-Index S & P 500 hinter sich lassen.

VanEck Junior Gold Miners: Goldene Zeiten


In Zeiten ausufernder Gelddruckorgien vieler Zentralbanken weltweit machen sich viele Anleger zu Recht Sorgen um den Werterhalt ihres Vermögens. Experten streiten sich, ob es in Zeiten einer alternden Gesellschaft und zunehmender Automatisation und Digitalisierung überhaupt zu steigenden Inflationsraten kommen kann. Schließlich sollten diese Umstände generell für deflationäre Tendenzen sorgen. Wer mit einem Teil seines Vermögens aber doch die Inflationskarte spielen will, kann dies neben der Anlage in weltweiten Aktien auch mit einem Investment in Gold tun. Wer an Schwankungen gewöhnt ist und seinem Depot etwas mehr Pepp verleihen will, kann einen Schritt weiter gehen und mit dem VanEck Vectors Junior Gold Miners ETF auf den Goldminensektor setzen. Hierbei investiert man sein Kapital in kleine und mittelgroße Edelmetallproduzenten. Die sind zwar noch schwankungsreicher als die volatilen großen Goldproduzenten. Das erhöhte Risiko sorgt aber auch für höhere Performancechancen. Neben bekannten Goldproduzenten wie Kinross Gold oder Yamana Gold sind im Indexfonds Silberkonzerne wie Pan American Silver und kleinere Titel wie die australische Saracen Minerals enthalten. Für Risikobereite.

L&G Ecommerce Logistics: Megamarkt Onlineshopping


Der zeitweilige Shutdown hat den ohnehin bereits bestehenden und massiven Trend hin zum Onlineshopping weiter verstärkt. Umsatzspitzen, die sonst infolge des Weihnachtsgeschäfts entstehen, haben sich heuer wegen der Corona-Pandemie bereits im zweiten Quartal gezeigt. Amazon und Co soll es recht sein. Der Weg zu einer digitalisierten Gesellschaft, in der der Kühlschrank für uns die Supermarktbestellung autonom aufgibt und wenig später bereits eine Drohne die Einkaufstasche vorbeibringt, scheint vorgezeichnet. Neben den Online-Einzelhändlern wie Zalando und Amazon profitieren die klassischen Paketlieferanten wie Fedex und die Deutsche-Post-Tochter DHL, die im ersten Halbjahr mit Aufträgen regelrecht überschwemmt wurden. Um bei diesem Trend dabei zu sein, kann die Bestellung mit dem Kauf des L & G Ecommerce Logistics ETF aufgegeben werden. Im ETF finden sich Onlinehändler sowie Logistiker, aber auch Unternehmen, die Online-Bezahldienste anbieten. Der deutsche Online-Modehändler Zalando sowie der übliche Verdächtige Amazon gehören zu den größten Werten. Wenig überraschend hat der ETF den breiten Markt seit Jahresanfang geschlagen.

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Auf einen Blick

Fonds und ETFs

Eine einfache Möglichkeit, breit gestreut in verschiedene Themen und Anlageregionen zu investieren, bieten Fonds und ETFs. Angebote für unterschiedliche Risikoklassen gibt es zuhauf - so dürfte jeder Anleger ein für sich passendes Produkt finden.