Weltweit legen die Umsätze mit der Cloud rasant zu. Das Vermieten von Software, Rechenleistung und Speicherkapazitäten via Internet, die Cloud-Technologie, ist für die größten Betreiber von weltweit gespannten Netzen aus Rechenzentren ein lukratives Geschäftsmodell. Der Bedarf für die IT-Dienstleistungen aus dem Web ist enorm und steigt beständig an. Das hat auch Auswirkungen auf das Geschäft mit Chips und anderer Hardware.

Dominiert wird das Cloud-Business zunehmend von den zehn größten ­Betreibern der leistungsfähigsten Datenzentren. "Diese ‚Hyper­scaler‘ kon­trollieren rund 70 Prozent der weltweiten Umsätze mit Dienstleistungen in ­der öffentlichen Cloud und kaufen inzwischen weltweit rund ein Drittel der Ausrüstung für Cloud-Daten­center ein. Tendenz weiter steigend", erklärt Vlad Galbow vom US-Marktforscher IHS ­Markit.

Zu den Top Ten gehören finanzkräftige Tech-Schwergewichte wie die asiatischen Unternehmen Tencent, Alibaba und Baidu sowie die amerikanischen Apple, IBM und Oracle. Dennoch gibt es auch dort deutliche Unterschiede. Drei Viertel der Rekordsumme von 100 Milliarden Dollar, die die Top Ten 2018 in Chips, Datenweichen und Netzwerkrechner investierten, gehen auf das Konto von nur vier Konzernen: Alphabets Tochter Google, Facebook, Microsoft und Amazon. Im Vergleich zu 2017 gaben die größten zehn Cloud-Betreiber 45 Prozent mehr für Ausrüstung aus. Ein Trend, der sich fortsetzen sollte. Hyperscaler betreiben weltweit 439 Rechenzentren und werden laut Prognose der Synergy Research Group dieses Jahr 100 weitere in Betrieb nehmen.

Hyperscaler werden noch stärker


Eine maßgeschneiderte Ausrüstung, sowohl für den erheblichen Stromverbrauch der Rechenzentren als auch für die Menge der zu verarbeitenden Daten, verbessert die Margen der Cloud-Dienstleister. Deshalb lassen Amazon oder Microsoft klassische Lieferanten von Hochleistungsrechnern wie Dell oder HP Enterprise außen vor und verhandeln direkt mit den Chiplieferanten Intel und AMD. Der Anteil der Halbleiter, die auf diesem Weg direkt an Hyperscaler geliefert werden, verdoppelte sich seit 2013 von 15 auf knapp 36 Prozent.

"Vor zehn Jahren waren Cisco und Juniper Könige im Netzwerkgeschäft. Jetzt klopfen viele zuerst bei den Hyperscalern an", sagt Brad Booth, bei Microsofts Cloud-Sparte Azure für die Entwicklung der Hardware zuständig. Das zeigt: Auch ohne eigene Chips zu entwickeln, setzen Amazon und Co mit ihren Anforderungen bei der Hard- und Software wichtige Standards für die Effizienz im Cloud-Business. Die Wolke ist schließlich ein Profitcenter für diese Firmen.

Neue Chancen für Zulieferer


Weil die finanzstarken Cloud-Anbieter in diesem neuen Webdienstleistungsmarkt auch Konkurrenten sind, müssen sie, wie Autokonzerne bei Motoren, eigene Technologien entwickeln. So engagierte Facebook den Entwickler von Netzwerkchips Broadcom für eine bessere Technologie zur Komprimierung von Videos.

Dabei verändern nicht nur die Standards der Cloud-Dienstleister, sondern auch die Entwicklung ihrer Technologien die Zusammenarbeit mit Zulieferern, selbst mit Techriesen wie Cisco oder Intel. Um bei großen Trends wie künstlicher Intelligenz technologisch vorn zu bleiben, brauchen Cloud-Dienstleister auch Kompetenz im Design der speziellen Hard- und Software. Ähnlich wie Autokonzerne Ingenieurdienstleister wie Bertrandt einspannen, nutzen Cloud-Dienstleister die Expertise von Chipdesign-Spezialisten wie Synopsis oder Cadence Design. Nach einer Serie von Zukäufen dominieren diese beiden Firmen in ihrem Segment. Wertzuwächse von jeweils mehr als 50 Prozent seit Jahresbeginn sind ein Indiz für ihre Rolle beim Umbruch in der IT-Welt.

Um in dem umsatzstarken Geschäft mit Hyperscalern am Ball zu bleiben, erweitern Zulieferer wie Cisco, Intel oder Broadcom auch ihr Technologiearsenal. So schnappte sich Intel erst im Juni den Chip­entwickler Barefoot Networks. Die junge Firma hat sich in ihrem Spezialsegment bisher gut gegen den dort dominierenden Netzwerk-Chipentwickler Broadcom durchgesetzt.

Einen wesentlichen Teil der Erlöse aus dem milliardenschweren Verkauf des Geschäfts mit Funkmodemchips für Handys an Apple will Intel in den Ausbau seines Geschäfts mit Serverchips ­investieren. Analysten werten den Ausstieg der Kalifornier aus einer Technologie, mit der sie letztendlich gescheitert sind, deshalb als positiv. Bei Serverchips ist Intel dank seiner populären Halbleiterarchitektur weiterhin der dominierende Anbieter. Grafikchipspezialist Nvidia, dessen Architektur bei der Verarbeitung großer Datenmengen eine Alternative zu Intel ist, kommt allerdings besser ins Geschäft.

Auch deshalb versucht Nvidia den Entwickler von Netzwerkchips, Mellanox Technologies, zu übernehmen. Dafür ist allerdings das Okay von Chinas Kartellbehörden nötig. In diesen Zeiten schwierig für eine US-Firma.

Investor-Info

Synopsys
Begehrter Spezialist


Der weltweit führende Entwickler von Technologien zur Strukturierung elektronischer Bauelemente profitiert als Dienstleister mit dieser Spezialisierung nicht nur vom technologischen Wandel in der Cloud, etwa durch künstliche Intelligenz, sondern generell von den Digitaltrends in der Wirtschaft. Damit ist die Aktie ein Favorit der Redaktion. Bei 4,3 Milliarden Dollar geschätztem Umsatz für 2019 erwarten Analysten sieben Prozent mehr Erlös und elf Prozent mehr Gewinn im laufenden Geschäftsjahr.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 135,00 Euro
Stoppkurs: 96,00 Euro

Broadcom
Nummer 1 bei Netzwerkchips


Cloud-Computing beschleunigt die Konsolidierung im Markt für Netzwerkchips in Rechenzentren, den der breit aufgestellte Konzern dominiert. Aktuell werden zwei Broadcom-Rivalen übernommen, während sich der Chipkonzern selbst soeben für 10,7 Milliarden Dollar Cash das Firmenkundengeschäft von Sicherheitssoftwareentwickler Symantec schnappt. Software ist profitabler als Chips und die Technologie ist eine gute Ergänzung des Broadcom-Portfolios. Kaufen.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 280,00 Euro
Stoppkurs: 192,00 Euro

Intel
In der Wachstumsfalle


Der nächste Schritt in der Miniaturisierung bei der Chipfertigung sind Leiterbahnen mit zehn Nanometern Durchmesser. Die Entwicklung belastet Intel vorübergehend. Aus dem Verkauf des Funkchipgeschäfts behält der Konzern den für autonomes Fahren relevanten Bereich und fokussiert sich stärker auf seine vertrauten Märkte, Chips für Computer und Server. Für 2019 erwarten Analysten leichte Rückgänge bei Umsatz und Gewinn. Halten.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 46,00 Euro
Stoppkurs: 33,00 Euro