Der 68-jährige ehemalige LBBW-Chef gilt als treibende Kraft hinter dem Strategieschwenk, mit dem der Abbau von 10.000 Jobs verbunden ist. Vorübergehend übernimmt Vetters Stellvertreter, Betriebsratschef Uwe Tschäge, den Posten.

"Sein Weggang nach nur sechs Monaten im Amt ist ein großer Verlust für uns alle", erklärte Tschäge in einem Interview, das auf der Intranetseite der Bank veröffentlicht wurde und Reuters vorlag. "Offenbar bleibt Herrn Vetter aber keine andere Wahl." Der Schwabe gilt als durchsetzungsstark und kämpferisch. In seinem Umfeld hieß es, er sei schwer erkrankt. "Wir alle wissen, dass wir uns auf dieser wichtigen Position in einer solchen Phase kein längeres Vakuum leisten können", sagte Tschäge. An den Plänen für den Umbau werde sich nichts ändern. "Die Strategie ist Sache des Vorstands, sie ist beschlossen, wurde vom Aufsichtsrat mitgetragen und wird jetzt umgesetzt."

Vetter trat im vergangenen Sommer die Nachfolge von Stefan Schmittmann an, der nach massiver Kritik unter anderem vom Großaktionär Cerberus gemeinsam mit Vorstandschef Martin Zielke zurückgetreten war. Vetter kam zwar gegen den Widerstand von Cerberus, aber mit Rückendeckung der Bundesregierung, die mehr als zwölf Jahre nach der Teilverstaatlichung während der Finanzkrise immer noch größter Aktionär der Bank ist. Mit der Berufung des ehemaligen Allianz- und Deutsche-Bank-Managers Manfred Knof zum Vorstandschef hatte der Schwabe zunächst das Führungsvakuum beendet, in das die Bank mit den Rücktritten geschlittert war.

Vetter und Knof trieben den Radikalumbau der Commerzbank voran, der das Institut nachhaltig in die Gewinnzone bringen soll. Die Bank habe zu viele althergebrachte Strukturen, die es aufzubrechen gelte, erklärte Vetter im September. Wie sehr er hinter dem Institut steht, wurde Mitte Februar deutlich, als er für mehr als 200.000 Euro Commerzbank-Aktien kaufte.

VETTER HAT SICH EINEN NAMEN ALS SANIERER GEMACHT


Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte, er habe die Nachricht mit "großem Bedauern" zur Kenntnis genommen. Er wünsche Vetter eine schnelle und vollständige Genesung. "Ich bedanke mich sehr für seinen konsequenten Einsatz für die strategische Neuausrichtung der Commerzbank." Über die Nachfolge habe er sich noch keine Gedanken gemacht.

Die Fondsgesellschaft Deka, die zu den größeren Aktionären der Commerzbank gehört, würdigte Vetters Verdienste. "Hans-Jörg Vetter hat seit seinem Amtsantritt bereits eine Menge bewegt", erklärte Portfoliomanager Andreas Thomae. Die Weichen für den Umbau seien gestellt und ein neuer Aufsichtsratschef werde diesen weiter vorantreiben.

Vetter stand von 2009 bis 2016 an der Spitze der LBBW. Er brachte die Stuttgarter Landesbank zurück in die Spur, nachdem sie in der Finanzkrise 2008 wegen riskanter Kreditgeschäfte ins Schlingern geraten war und mit Geldspritzen und Garantien ihrer öffentlichen Eigner gerettet werden musste. Davor sanierte er die Bankgesellschaft Berlin, die sich mit Immobiliengeschäften verhoben hatte.

rtr