Besonders sexy klingt es nicht, was das japanische Unternehmen Nippon Thompson so alles herstellt: Linearführungen, Nadellager, Präzisions-Positioniertische. Ein klassischer Zulieferer für die Industrie, die solche Produkte für Werkzeugmaschinen, im Verpackungsbereich oder in der Halbleiterfertigung braucht. Ganz schön sexy sieht allerdings der Kurschart des Unternehmens aus. Seit Dezember 2020 hat die Aktie mehr als 100 Prozent in Lokalwährung hinzugewonnen.

Bereits seit November 2020 geht es bei den Anteilscheinen des US-Unternehmens Newpark Resources steil nach oben. In der Spitze um mehr als 400 Prozent legte der Kurs des Spezialis- ten für Bohrflüssigkeitssysteme und -dienstleistungen zu. Und auch Aktionäre bei der deutschen Firma Nexus dürften aktuell wenig Grund zur Klage haben. Denn schon seit zwölf Monaten arbeitet sich die Aktie des Softwareherstellers von Krankenhausinformationssystemen nach oben. Das resultiert bis heute in einem Plus von 110 Prozent.

Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Und Nippon Thompson, Newport Resources und Nexus sind noch nicht einmal die Top-Performer ihrer jeweiligen Kategorien. Doch sie verdeutlichen ziemlich gut das Potenzial, das in kleineren börsennotierten Unternehmen, sogenannten Nebenwerten oder auch Small Caps, steckt. Etwa, weil die Corona-Krise die Spielregeln verändert hat und eine neue Nachfrage entstanden ist. Das betrifft zum Beispiel Spezialisten wie Nexus. Deren Produkte und Dienstleistungen treiben die Digitalisierung im Gesundheitswesen voran und machen es so effizienter. Dass dies notwendig ist, hat die Pandemie auch in vermeintlich hoch entwickelten Ländern wie Deutschland gezeigt.

Neben diesen strukturellen Gewinnern werden die weltweiten Nebenwerte-Segmente aktuell aber vor allem von jenen Titeln getrieben, deren Wertentwicklung stärker mit traditionellen Konsumtrends und dem Wirtschaftswachstum verknüpft ist. In diese Kategorie fällt ein Zulieferer der Öl- und Gasindustrie wie Newpark Resources. Deren Aktie steigt synchron zu verbesserter Konjunkturstimmung und teurerem Öl.

In diese Kategorie fällt aber auch ein Industriewert wie Nippon Thompson. Das japanische Unternehmen dürfte als Zulieferer bei der Halbleiterfertigung nicht zuletzt von der aktuellen Knappheit an Mikrochips profitieren. Die entstand zunächst durch eine vermehrte Nachfrage nach Computern und weiterer Elektronik für Homeoffice oder Homeschooling während der Pandemie. Und sie gipfelte im verzweifelten Hilferuf deutscher Autobauer vor wenigen Wochen, die nicht schnell genug Microcontroller und Sensoren für die Produktion neuer Fahrzeuge bekommen.

Breiter Aufschwung der Small Caps

Der Startschuss für die Rally der zyklisch geprägten Nebenwerte fiel im vergangenen November. Zu dieser Zeit drangen die ersten Erfolgsmeldungen bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen an die Öffentlichkeit. Ein Ende der Pandemie und ein wirtschaftlicher Aufschwung schienen in greifbare Nähe zu rücken. Das ermutigte Investoren, verstärkt in die zyklischeren und als riskanter geltenden Nebenwerte einzusteigen. Als Folge legten Small-Cap-Indizes wie der amerikanische Russell 2000 in den vergangenen fünf Monaten rasant zu und ließen das Standardwerte-Barometer S & P 500 hinter sich.

In welcher Breite der Aufschwung der Nebenwerte vonstatten geht, zeigt die Tatsache, dass aktuell auch Small- Cap-Indexfonds weit vorn in den Performance-Ranglisten zu finden sind - nicht nur aktiv gemanagte Portfolios. Generell spricht in diesem Anlagesegment viel dafür, einen gut diversifizierten Investitionsansatz via Fonds oder ETF zu wählen. Denn zum einen verringert eine breite Streuung das Anlagerisiko. Und zum anderen erwarten Experten, dass Nebenwerte generell in diesem Jahr eine bessere Wertentwicklung abliefern werden als Standardwerte.

"Die Rotation in Small Caps ist überfällig", sagt beispielsweise Mike Rode, Investmentexperte bei American Century Investments. "Zu Beginn des Jahres 2020 hatten die Standardwerte neun Jahre lang besser abgeschnitten als die Nebenwerte. Damit dauerte der Zyklus schon zwei Jahre länger als der Durchschnitt. Nun dürfte eine ausgedehnte Phase der Outperformance von Nebenwerten anstehen", ist Rode überzeugt.

Der Investmentprofi weist außerdem darauf hin, dass sich kleinere Unternehmen nach Rezessionen und Bärenmärkten üblicherweise sehr kräftig erholen. Und nicht nur das: Die Erholung erfolgt auch schneller, wie der Frankfurter Nebenwerte-Spezialist Lupus alpha in einer Studie dargelegt hat. So zeigt sich beispielsweise, dass paneuropäische Nebenwerte in der Finanzkrise mit etwa 5,8 Jahren (Juni 2007 bis April 2013) eine deutlich schnellere Recovery-Zeit hatten als Standardwerte mit circa 7,5 Jahren (Juni 2007 bis Januar 2015). Nebenwerte erreichten also etwa 1,7 Jahre schneller ihr Vorkrisenniveau.

Attraktiv bei anziehender Inflation

Verantwortlich dafür seien strukturelle Vorteile. Kleinere Firmen agierten wegen ihrer schlankeren Strukturen meist flexibler und könnten sowohl auf konjunkturelle Schwankungen als auch auf Markttrends schneller reagieren. Daneben zeichne sie häufig ein fokussiertes Geschäftsmodell aus. "Viele Unternehmen können sich im Wettbewerb sehr gut behaupten, weil sie als Weltmarktführer in einer Nische eine gute Verhandlungs- und Preissetzungsmacht haben", so die Studienautoren.

Das macht deren Anteilsscheine auch bei anziehender Teuerung und steigenden Zinsen attraktiv. Ein solches Umfeld wird aufgrund der hohen Summen, die Regierungen und Notenbanken zur Krisenbekämpfung ins System gepumpt haben, wahrscheinlicher. Experten der Fondsgesellschaft Alliance Bernstein halten Nebenwerte in diesem Kontext für interessant: "Viele kleinere Unternehmen operieren in Nischenmärkten und erzielen Gewinnwachstum, gestützt auf vorteilhafte Angebot-Nachfrage-Verhältnisse in ihren Branchen." Dadurch seien sie relativ gut gewappnet gegen breitere Inflationstendenzen.

Wer gut diversifiziert in Nebenwerte einsteigen möchte, der findet in der Investor-Info drei Portfolios mit hervorragender Langfristbilanz und attraktivem Rendite-Risiko-Profil.
 


INVESTOR-INFO

Lupus Alpha Micro Champions

Europas kleine Kraftwerke

Der Fonds des Frankfurter Nebenwertespezialisten Lupus alpha fokussiert sich auf Unternehmen im paneuropäischen Raum, deren Marktkapitalisierung beim Erstinvestment unter 750 Millionen Euro liegt. Das sind etwa 1.500 Einzeltitel - Firmen in einer frühen Wachstumsphase mit überdurchschnittlichem Wachstumspotenzial. Das schöpft der Fonds gekonnt aus. Auf Sicht von zehn Jahren steht ein Wertzuwachs von rund 340 Prozent bei dem von Jonas Liegl geführten Portfolio.

JPM US Small Cap Growth

Wachstum à la USA

Zwei erfahrene Manager treffen die Titelauswahl bei dem mehr als eine Milliarde Euro schweren Fonds: Timothy Parton und Eytan Shapiro. Sie versammeln in ihrem Portfolio 80 bis 130 Unternehmen. Diese sollen - dank motivierter Manager und überlegener Geschäftsmodelle - einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil erzielen. In den vergangenen zehn Jahren ist die Strategie mit einem Plus von rund 360 Prozent gut aufgegangen.

Threadn. Global Smaller Co’s

Kleine Perlen weltweit

Um aus dem rund 4.000 Aktien umfassenden Universum der weltweiten Nebenwerte die Perlen herauszupicken, unterstützen Fondsmanager Scott Woods rund 200 Kolleginnen und Kollegen der fusionierten Gesellschaft Columbia Threadneedle. Sie untersuchen Unternehmen im Hinblick auf Geschäftsmodell und Markteintrittsbarrieren. Entscheidend sind letztlich Preismacht, Marke und Bewertung. Gut die Hälfte der Titel stammen aktuell aus den USA, danach folgen Unternehmen aus Japan, Großbritannien und Deutschland. Als Branchen dominieren Industrie und IT.