Sie fragen, wir antworten! Die Redaktion von Euro am Sonntag beantwortet Leseranfragen zu Rechts-, Finanz- und Versicherungsthemen. Von Simone Gröneweg, Euro am Sonntag

Durch Corona sind die Aktienkurse weltweit in den Keller gerauscht. Ich habe das für einen vorübergehenden Effekt gehalten (was sich mittlerweile zum Teil bestätigt hat) und wollte erstmals via Onlinebroker aktiv werden. Als ich eine Depoteröffnung beantragt hatte, hieß es sage und schreibe, das würde vier Wochen dauern. Bin ich ein Einzelfall? €uro am Sonntag: Die Zahl der Depoteröffnungen bei Onlinebrokern ist im ersten Quartal stark gestiegen. Und in der Tat kommt es bei einigen Anbietern zu längeren Wartezeiten. Das hat auch mit der Umstellung auf Homeoffice bei vielen Mitarbeitern zu tun. "Der Kundenansturm ist enorm", sagt beispielsweise ein Sprecher der Direktbank ING. Dort wurden im ersten Quartal fast schon so viele Depots eröffnet wie im kompletten vergangenen Jahr. Ähnliches berichtet ein Sprecher der Direktbank DKB. Es habe aber keine Einschränkungen oder größere Wartezeiten bei den Bearbeitungen gegeben.

Thomas Soltau, Chef des Branchenneulings Smartbroker, erklärt hingegen, man habe derzeit leider einen recht hohen Rückstand bei der Bearbeitung der Depotanträge. Die Nachfrage sei tatsächlich enorm. Beim Konkurrenten Justtrade ist auf der Internetseite zu lesen, dass Kunden eine E-Mail schicken sollen und binnen drei Tagen eine Einladung zur Depoteröffnung erhalten. Eine direkte Anmeldung ist offensichtlich nicht möglich. Um das Anmeldeverfahren zu beschleunigen, rät eine Sprecherin der Comdirect, das sogenannte E-Ident-Verfahren zu nutzen. Dazu benötigt man den Personalausweis. Diese Art der Anmeldung ermöglichen bislang aber neben Comdirect nur wenige Anbieter. "Corona wirbelt derzeit viel durcheinander", erklärt auch Ralf Scherfling, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Anleger sollten auch weiterhin die Konditionen vergleichen und überlegen, welcher Broker für sie am besten geeignet ist."

Was zu tun ist, wenn es beim Depotwechsel hakt


Probleme gab es in den vergangenen Wochen nach Angaben des Branchenportals finanz-szene.de auch bei Depotüberträgen vom Onlinebroker Flatex zu anderen Anbietern. Das habe unter anderem mit einer Abwanderung von Kunden zu tun, weil Flatex seit Anfang März eine Depotgebühr für Wertpapiere erhebt, vermutet das Portal. Die Finanzaufsicht Bafin habe bereits Maßnahmen angemahnt. Ein Sprecher der Bafin äußerte sich gegenüber €uro am Sonntag nicht zu konkreten Unternehmen und verwies auf generelle Empfehlungen. So helfe nur systematisches Nachfragen, wenn ein Depotwechsel sich hinziehe - und gegebenenfalls ein Einschalten der Bafin. Flatex-Vorstandsmitglied Muhamad Chahrour sagt: "Wir rollen aktuell eine Vielzahl von Maßnahmen aus, die unsere Prozesse auf allen Ebenen weiter beschleunigen werden."