Die drei wertvollsten Unternehmen - Apple, Microsoft und Alphabet - der Welt haben in den vergangenen zwölf Monaten einen Wertzuwachs von über zwei Billionen Euro verzeichnet. Betrachtet man den Börsenwert, steht der iPhone-Hersteller mit einer Bewertung von knapp drei Billionen US-Dollar an der Spitze. Darauf folgen Softwareentwickler Microsoft (2,75 Billionen Dollar) und Google-Eigentümer Alphabet (1,96 Billionen Dollar). Wenig verwunderlich scheint, dass alle genannten Konzerne im Technologie-Sektor angesiedelt sind. Die Rally im Tech-Bereich verhalf den großen Mitspielern zu hohen Bewertungen. Betrachtet man die vergangenen fünf Jahre hat der US-Technologie-Index Nasdaq über 200 Prozent zugelegt. Im gleichen Zeitraum verzeichnete der Deutsche Leitindex DAX lediglich ein Plus von rund 38 Prozent.

Wirtschaftliche Situation


Die Weltwirtschaft ist 2021 überdurchschnittlich gewachsen. Der Leitzins in den USA liegt nahe null. Zudem führten geldpolitische Maßnahmen der Notenbanken zu einem starken Wachstum der Geldmenge. Ein großer Teil floss dabei in den Kapitalmarkt. Der Umstand, dass es viel Kapital zu günstigen Konditionen gibt, verhalf etwa Wachstumsaktien zu einem hohen Kursanstieg. Von einer Growth- oder Wachstumsaktie erwarten Investoren hohe Gewinne in der Zukunft. Die aktuellen Erträge sind dabei nicht entscheidend. Ein Beispiel für solche wachstumsstarken Titel sind etwa innovative Technologie-Werte wie E-Autobauer Tesla oder Finanzdienstleister Square. Doch der Bereich profitiert darüber hinaus etwa vom Megatrend Digitalisierung, der durch die Coronakrise beschleunigt wurde. Geschäftsmodelle und Dienstleistungen mussten im Zuge der Pandemie vielerorts angepasst werden. So konnten einige Unternehmen von neuen Trends wie dem vermehrten Einsatz von Home-Office profitieren.

Ausblick für kommendes Jahr


Die JP-Morgan-Experten sehen in ihrem Jahresausblick, dass der Inflationsanstieg 2022 abnehmen dürfte. (Lesen Sie hier den gesamten Ausblick). Denn Notenbanken könnten nächstes Jahr eine Wendung der Geldpolitik einleiten. So kündigte die US-Notenbank Fed eine Erhöhung des Leitzinses an. Bis zu drei Zinsschritte sollen im kommenden Jahr erfolgen. Auch die Anleihekäufe sollen stark reduziert werden. Als erste große Notenbank beschloss auch die Bank of England den Leitzins auf 0,25 Prozent anzuheben. Die Europäische Zentralbank hält sich mit einer Zinserhöhung zurück. Das pandemiebedingte Kaufprogramm von Wertpapieren soll jedoch stark gedrosselt werden.

Ein Ende der Tech-Rally durch die Zinserhöhung?

Pro Argumente
Wachstumsaktien treffen Zinserhöhungen besonders, da die Finanzierungskosten ansteigen. Die Konzerne schreiben oftmals rote Zahlen und investieren in das Wachstum des Unternehmens. Dabei wird viel Kapital benötigt. So investiert etwa Netflix viele Milliarden in die Produktion von neuen Filmen und Serien. Steigen nun die Zinsen an, muss der Konzern mehr Geld für Fremdkapital aufwenden.

Zudem sind Wachstumsaktien von einer Zinserhöhung stärker beeinträchtigt als sogenannte Value-Werte, die ihre großen Gewinne in der Gegenwart haben. Denn ein Unternehmenswert errechnet sich durch das Abzinsen der künftigen Zahlungsströme. Steigen die Zinsen an, so werden die hohen künftigen Erträge stärker belastet als die gegenwärtigen Gewinne.

Kontra Argumente Die Big-Tech Unternehmen haben zum Teil große Barvermögen. So hat etwa Apple einen Bestand an liquiden Mittel von über 60 Milliarden Dollar. Die Finanzierung könnte demnach auch aus eigenen Mitteln erfolgen. Darüber hinaus könnten die gigantischen Barmitteln für Unternehmensübernahmen genutzt werden. Daraus könnte sich weiteres Wachstum ergeben.

Ein weiterer entscheidender Faktor könnte die Rally aufrechterhalten. So haben die großen US-Technologiekonzerne starke Burggräben. Das bedeutet, dass das Geschäftsmodell von Konkurrenzunternehmen nicht leicht übernommen werden kann. Wie bei einer Burg schützt der Graben das Unternehmen. Ein Burggraben entsteht etwa durch Know-How, Markenbekanntschaft oder durch die Größe des Konzerns. Das Tech-Unternehmen Apple vereint etwa die Eigenschaften. Die Marke ist weltweit bekannt und hat treue Anhänger. Zudem kann das Know-How des Unternehmens nicht so leicht von der Konkurrenz eingeholt werden. Durch die Burggräben könnten die Megakonzerne ihre Marktstellung auch weiterhin verteidigen.