Dax und EuroStoxx50 fielen am Montag um jeweils 2,7 Prozent auf 15.121 beziehungsweise 3927 Punkte und steuerten auf ihre größten Tagesverluste des laufenden Jahres zu. Einige Investoren nahmen im Gegenzug Kurs auf "sichere Häfen" wie die Weltleitwährung. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um 0,4 Prozent auf ein Dreieinhalb-Monats-Hoch von 93,039 Zählern.

Gefragt waren auch Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der inflationsgeschützten zehnjährigen Titel zeitweise auf ein Zwei-Jahres-Tief von minus 1,686 Prozent. Weil sich Kreditzinsen an Bond-Renditen orientieren, fürchteten Anleger Einnahme-Ausfälle bei den Banken. Ihr Branchen-Index rutschte daraufhin um 3,5 Prozent ab.

Nervös machte Investoren unter anderem die Aussage eines französischen Ministers in einem TV-Interview, wegen steigender Coronavirus-Fallzahlen könnten neue Restriktionen nicht ausgeschlossen werden. Parallel dazu kippte Großbritannien die geplante Lockerung der Quarantäne-Pflicht für Frankreich-Reisende. Dies schickte die europäischen Touristikwerte auf Talfahrt, die von Reisebeschränkungen besonders hart getroffen werden. Ihr Branchen-Index fiel um gut drei Prozent. Schlusslicht war hier der "Aida"-Reeder Carnival Cruise mit einem Minus von fast acht Prozent.

Für lange Gesichter sorgte auch das Debüt von Novem. Die Papiere des Autozulieferers fielen auf 16,42 Euro und lagen damit 0,5 Prozent unter ihrem Ausgabepreis. Novem hatte nur dank der Unterstützung seines Großaktionärs, der deutsch-niederländischen Unternehmerfamilie Brenninkmeijer ("C&A"), den Sprung an die Börse geschafft.

PFUND FÄLLT AM "FREIHEITSTAG" AUF DREI-MONATS-TIEF


Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade, wertete die aktuellen Kursrücksetzer als Kaufgelegenheit. Die hohen Impf-Quoten machten neue, strenge Lockdowns unwahrscheinlich. Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann warnte dagegen, dass trotz Massen-Impfungen eine Rückkehr zu Prä-Corona-Normalität fraglich erscheine. Manche Nachrichten ließen den Eindruck aufkommen, dass sich die Welt dauerhaft verändert habe und dies sich auf den Konsum auswirke.

Am Devisenmarkt ging das Pfund Sterling in die Knie, obwohl zum Wochenauftakt fast alle Pandemie-Beschränkungen in England aufgehoben wurden. Die britische Währung war mit 1,3698 Dollar zeitweise so billig wie zuletzt vor drei Monaten. Investoren fürchten, dass die Lockerungen während steigender Infektionszahlen negative soziale und wirtschaftliche Auswirkungen haben werden, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades.

Abwärts ging es auch für den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 3,5 Prozent auf 71,03 Dollar je Barrel (159 Liter). Dies brockte dem Index für die europäische Öl- und Gasbranche ein Kursminus von 3,6 Prozent ein. Die "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören, hatte sich am Wochenende auf eine Ausweitung der Fördermengen zwischen August und Dezember um zwei Millionen Barrel pro Tag geeinigt. Immerhin könnte der Ölpreis-Rückgang die Inflationsangst lindern, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.

rtr