Gleichzeitig kauften Investoren verstärkt Gold, um sich gegen einen möglichen Anstieg der Inflation abzusichern. Das Edelmetall war mit 1386,38 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) so teuer wie seit mehr als fünf Jahren nicht. Dies verhalf dem Goldminen-Betreiber Fresnillo zu einem Kursplus von fünf Prozent.

Wenige Tage nach der Europäischen Zentralbank (EZB) signalisierte auch die US-Notenbank ihre Bereitschaft zur Lockerung der Geldpolitik. "Die Frage ist nun nicht mehr, ob die Fed die Zinsen im Juli senkt, sondern ob um 25 oder 50 Basispunkte", sagte Daisuke Karakama, Chef-Volkswirt der Mizhuo Bank. Die Wahrscheinlichkeit für Letzteres taxieren Anleger auf 33 Prozent.

Die Fed werde bei der Sitzung im Juli die Geldpolitik wohl aber nur dann lockern, wenn das geplante Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping Ende kommender Woche keinerlei Entspannung im Handelsstreit der beiden Länder bringt, sagte NordLB-Analyst Bernd Krampen. Auch Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets warnte vor überzogenen Erwartungen. Aus den Aussagen von Fed-Chef lasse sich nicht ablesen, dass ein Zinsschritt ausgemachte Sache sei.

Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, verlor dennoch 0,5 Prozent. Im Gegenzug verteuerte sich der Euro um 0,8 Prozent auf 1,1307 Dollar.

BOE DÄMPFT ZINSERHÖHUNGSFANTASIE - ÖLPREIS STEIGT

Ähnlich wie die Fed betonte die Bank von England (BoE) die wachsenden Risiken für die Wirtschaft und dämpfte damit Spekulationen auf eine baldige Zinserhöhung. Sollte der Brexit aber ohne Verwerfungen über die Bühne gehen, werde die Geldpolitik schrittweise gestrafft. Die Notenbank neige zwar immer noch zu einer strafferen Geldpolitik, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Aber offenbar sei ihr aber noch zu früh. Das Pfund Sterling grenzte nach dem BoE-Entscheid seine Kursgewinne ein und kostete 1,2685 Dollar.

Unterdessen sorgte der Abschuss einer US-Drohne durch den Iran für Nervosität am Öl-Markt. Der Vorfall erhöhe das Risiko eines militärischen Zusammenstoßes, warnte Rohstoff-Experte Abhishek Kumar vom Branchendienst Interfax Energy. Die Öl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 2,8 Prozent auf 63,56 Dollar je Barrel (159 Liter). Ein Angebotsengpass sei aber nicht zu erwarten, sagte Markets.com-Experte Wilson. Die US-Ölproduktion laufe auf Hochtouren und die Opec-Staaten hätten wegen der Förderbremse ausreichende Reserve-Kapazitäten.

THYSSEN STRECKT OFFENBAR FÜHLER NACH KLÖCO AUS

Bei den Unternehmen rückte am Mittag Klöckner & Co. (KlöCo) ins Rampenlicht. Am Markt kursierten Gerüchte, Thyssenkrupp wolle den Stahlhändler übernehmen, sagten Börsianer. "Thyssen hat zwar genügend eigene Probleme, aber vielleicht wollen sie mit einem solchen Schritt die Flucht nach vorn antreten", ergänzte einer von ihnen. Dem "Manager Magazin" zufolge liebäugelt Thyssen mit dem Kauf von KlöCo, sobald wieder Geld in der Konzernkasse sei. Es habe bereits erste Kontakte gegeben. Thyssen wollte sich zu diesem Thema nicht äußern. KlöCo-Aktien stiegen um bis zu 14 Prozent - so viel wie zuletzt vor sechseinhalb Jahren. Thyssen-Titel gewannen bis zu 4,8 Prozent.

Das "Manager Magazin" berichtete außerdem, die Führung von Rocket Internet spiele einen Rückzug von der Börse durch. Die Aktien des Startup-Finanzierers stiegen daraufhin um 7,7 Prozent auf 26 Euro. Damit lagen sie aber immer noch rund 40 Prozent unter dem Niveau von ihrem Börsendebüt 2014.

rtr