von Andreas Büchler




Chart 1 - DAX im Stunden-Chart





Fakt ist, dass die gesamte Auswirkung des Yuan-Wertverlustes auf die DAX-Konzerne noch gar nicht absehbar ist. Was wirklich hinter den Verkäufen steckt, ist schlicht und einfach Nervosität. Angesichts der aktuellen Nachrichtenlage wollte vor einer Woche niemand der Erste sein, der den Index noch über die Obergrenze der aktuellen mittelfristigen Seitwärtsbewegung bei rund 11.800 Punkten hinaus kauft. Dieser gescheiterte Ausbruch nach oben zog nach sich, was in Tradingranges nun mal passiert: Die Marktteilnehmer schwenken wieder auf eine Spekulation in Richtung Südgrenze der Handelsspanne um. Dabei ist die chinesische Währung nur ein willkommener Verkaufsgrund, der den frischen Abwärtsimpuls aber zweifellos extrem beschleunigt.

Nun ist der DAX bereits fast an der unteren Grenze der momentanen Seitwärtsbewegung angekommen, die durch zahlreiche Zwischentiefs um 10.800 und die 200-Tage-Linie um 10.900 Punkten gebildet wird. Intraday (und seltener auch auf Tagesschlusskursbasis) kann es auch schnell mal zu einem vorübergehenden Durchbruch nach unten kommen. In diesem Fall würde das Juli-Tief bei 10.652 Zählern die letzte Unterstützung vor einem Sturz ins Bodenlose - beziehungsweise an die erste langfristige Unterstützung um 10.000 Punkte - darstellen.

Das wahrscheinlichere Szenario ist aber angesichts der überzogenen Reaktion der Kurse nach unten eine schnelle Stabilisierung, immerhin hat der Markt bis zu 700 Punkte in nur zwei Tagen verloren und hat sich damit um knapp viereinhalb Prozent von seinem Monatsdurchschnittskurs nach unten abgesetzt. In der Vergangenheit folgte darauf oftmals eine Atempause, nur in wenigen Extremsituationen ging es weiter abwärts, und so kritisch schätzen wir die aktuelle Marktlage aber nicht ein.

Jetzt ist zunächst eine Erholung zurück in Richtung 11.000/11.050 Zähler am Wahrscheinlichsten. Anschließend wird sich entscheiden, wie es weiter geht: Finden sich auch noch Käufer über den Bereich von 11.160 bis 11.280/11.320, ist die Crash-Gefahr abgewendet. Diese Zone ist deshalb so wichtig, weil die Kurse dort von Dienstag auf Mittwoch eine Notierungslücke nach unten, ein so genanntes Abwärts-Gap, gebildet haben. Dieses Phänomen entsteht, wenn der Markt so schnell fällt, dass der Eröffnungskurs und später auch der Höchstkurs eines Tages weit unter dem Tiefstkurs des Vortages liegen. Es tritt häufiger am Anfang von Abwärtsbewegungen auf, und ist daher ein ernst zu nehmendes Gefahrensignal.

Da aber die Nachrichten aus China maßgeblich für den Einbruch der vergangenen Tage waren, ist die Notierungslücke erklärbar und verliert damit etwas von ihrem Schrecken. Die News aus dem Reich der Mitte treffen während der Nachtstunden nach Deutscher Zeit hier ein und müssen daher am Folgetag zur Eröffnung eingepreist werden. Dadurch kann es schneller mal zu einem Gap kommen. Wird es "geschlossen", also finden sich kurzfristig Käufer die auch oberhalb dieses Areals wieder zugreifen, ist das negative Signal der Notierungslücke ohnehin annulliert. Dann sollte der Index mittelfristig wieder an die Obergrenze seiner Tradingrange klettern können.

Wie das funktionieren kann, zeigt der Blick auf den S&P 500 (siehe Chart auf Seite 4): Der US-Leitindex brach gestern kurz unter die 200-Tage-Linie ein und entfernte sich um gut 2,5 Prozent von seinem Monatsdurchschnittskurs nach unten. Dies nutzten Anleger beherzt zur Schnäppchenjagd, zumal die Kurse auch fast schon die Untergrenze der seit März bestehenden Tradingrange bei 2039 Punkten streiften. Im weiteren Tagesverlauf erholte sich der Index bis zurück über den 200-Tage-Mittelpreis und notiert nun fast schon wieder in der Mitte seiner Handelsspanne. Machen es die Investoren hierzulande - wie so häufig - den deutlich unaufgeregteren Vorbildern der Wall Street nach, hat der DAX kurzfristig einiges an Erholungspotenzial.



Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie



Der Tageschart liefert einen länger zurück reichenden Blick auf den Kursverlauf des Deutschen Aktienindex. Hier werden Kursmarken erkennbar, an denen es in den vergangenen Monaten und Jahren zu mehreren Wendepunkten gekommen ist (mittelfristige Unterstützungen und Widerstände). Sie sind oft stärker als die nur vorüber gehend wirksamen Chartniveaus im Fünf-Minuten- oder Ein-Stunden-Chart auf der ersten Seite der Analyse.

Wichtig ist der unter dem Kursverlauf abgebildete Indikator: Er misst den Abstand des Index zu seinem durchschnittlichen Kurs der vergangenen 21 Tage (dem Monatsdurchschnitt). Verlaufen die Kurse weit unter der 21-Tage-Linie, fällt der Indikator in die untere Extremzone. Werte, die tiefer liegen als etwa minus vier Prozent signalisieren eine erhöhte Chance auf eine Bodenbildung/Zwischenerholung. Werte über rund plus 3,8 Prozent deuten auf eine Überhitzung des Marktes hin, was die Gefahr einer Korrektur erhöht.



Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Für langfristig denkende Anleger ist der Wochenchart am wichtigsten. Er blendet die Tagesschwankungen des Marktes aus und zeigt die Tendenz aus einer übergeordneten Perspektive. Kommt es hier zu einem Trendwechsel oder einem Verkaufssignal, hat dies oft nachhaltige Auswirkungen.

Der Indikator im unteren Bereich des Charts zeigt den Abstand des Deutschen Aktienindex zu seinem 200-Tage-Durchschnittskurs. Diese unter Anleger wohl populärste Durchschnittslinie repräsentiert den langfristigen Trend des Index. Weicht er zu weit nach unten von ihr ab, ist er überverkauft. Ab Werten von minus 22 Prozent ist dies der Fall. Dann steigen die Chancen auf eine Bodenbildung. Entfernt sich der DAX dagegen zu sehr von der 200-Tage-Linie nach oben, was bereits ab plus 14 bis 20 Prozent zutrifft, erhöht sich das Risiko einer Korrektur, und das restliche Kurspotenzial auf der Nordseite sinkt.



Chart 4 - S&P 500 Index Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.





Unterstützungen und Widerstände







Trading-Idee kurzfristig (steigend)
Basiswert DAX
Produktvorstellung Turbo Long
WKN UZ817W
Emittent UBS
Laufzeit 12/18/15
Basispreis 10,000
Knock-Out-Schwelle 10,000
Hebel 10.2
Kurs in Euro 10.88
Trading-Idee kurzfristig (fallend)
Basiswert DAX
Produktvorstellung Turbo Bear
WKN CW0YWN
Emittent Citi
Laufzeit 12/18/15
Basispreis 12,000
Knock-Out-Schwelle 12,000
Hebel 12.2
Kurs in Euro 9.12
Trading-Idee langfristig (steigend)
Basiswert DAX
Produktvorstellung Turbo Optionsschein Long
WKN UZ8 CVA
Emittent UBS
Laufzeit 12/18/15
Basispreis 7,600
Knock-Out-Schwelle 7,600
Hebel 3.2
Kurs in Euro 34.88
Trading-Idee langfristig (fallend)
Basiswert DAX
Produktvorstellung Turbo Short
WKN HY8 GMU
Emittent HypoVereinsbank
Laufzeit 9/30/15
Basispreis 15,125
Knock-Out-Schwelle 15,125
Hebel 2.7
Kurs in Euro 40.37


Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.

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