"Immer mehr Anleger zweifeln nun daran, dass Trump seine Reformpolitik durchsetzen kann", sagte Postbank-Marktanalyst Heinz-Gerd Sonnenschein. Spekulationen auf eine umfassende Steuerreform und Programme zur Ankurbelung der Wirtschaft haben die Börsen seit Trumps Antritt im Januar beflügelt.

Trump löste die Gremien am Mittwoch auf, nachdem mehrere Mitglieder aus Protest gegen seine Aussagen zur rechtsextremen Gewalt in Virginia ausgetreten waren. Dies belastete auch die Börsen in New York und den Dollar, der sich am Donnerstag aber wieder etwas erholte. Durch die Entscheidung schwinde bei Anlegern die Hoffnung auf eine unternehmerfreundliche Politik, sagte Devisenanalystin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Vielmehr erscheine es möglich, dass Trump seine Position nutze, um in unternehmerische Abläufe einzugreifen. "Das ist alles andere als unternehmerfreundlich und somit letztlich schädlich für die US-Wirtschaft."

Stützend für die Aktienmärkte wirkten sich die Protokolle der jüngsten Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) aus. Diesen zufolge wollen einige Währungshüter mit einer Anhebung der Zinsen warten, bis es verlässliche Hinweise gibt, dass sich die Inflation auf das Ziel der Notenbank zubewegt. "Vor diesem Hintergrund dürfte eine Leitzinserhöhung im September nicht auf der Agenda stehen", sagte Birgit Henseler, Analystin bei der DZ Bank. Höhere Zinsen sind grundsätzlich schlecht für Aktien, da andere Anlagen wie Anleihen dadurch interessanter für Investoren werden.

LUFTHANSA-ANLEGER SACKEN GEWINNE EIN



Zu den größten Verlierern in Europa gehörten die Aktien von Kingfisher. Sie rutschten in London um 4,2 Prozent auf 293 Pence ab. Europas größte Baumarktkette enttäuschte mit einem Umsatzrückgang und zurückhaltenden Prognosen.

Auch der dänische Windturbinen-Hersteller Vestas erfüllte die Erwartungen der Analysten nicht. Wegen des starken Preisdrucks in der Branche gingen Gewinn und Umsatz im zweiten Quartal zurück. Die Aktien verloren in Kopenhagen 7,3 Prozent, die Titel des deutschen Rivalen Nordex gaben 0,6 Prozent nach.

Aktionäre der Lufthansa strichen Gewinne ein, nachdem die Papiere in den vergangenen Tagen wegen Spekulationen auf eine Übernahme von Teilen der insolventen Air Berlin mehr als fünf Prozent zugelegt hatten. "Womöglich geht das nicht ganz so einfach über die Bühne wie von einigen vielleicht erhofft", sagte ein Händler. Air Berlin verhandelt nach eigenen Angaben mit drei Kaufinteressenten. Zudem äußerte die Monopolkommission Bedenken zu einer möglichen Fusion der Lufthansa mit Air Berlin oder weiten Teilen davon. Lufthansa-Titel verloren 0,5 Prozent, Air Berlin-Aktien legten 15 Prozent auf 44 Cent zu.

rtr