Dieser DAX-Riese rüstet global massiv auf – startet der Aktienkurs nun durch?
Der Bonner Logistik-Riese DHL (DEUTSCHE POST AG) nimmt operativ Fahrt auf: Mit neuen Effizienz-Initiativen, smarten Kapazitätserweiterungen und Rückenwind durch den Versandboom zu Weihnachten mehren sich Signale für eine mögliche Trendwende. Allerdings werfen Serviceprobleme im Heimatmarkt einen Schatten auf die Performance.
DAX-Riese investiert massiv in Kapazitäts- und Effizienzsteigerungen
DHL verstärkt strategisch seine globale Infrastruktur: Die Sparte DHL Supply Chain investiert 130 Millionen Euro in einen neuen Logistik- und Distributionshub in Riad. Der Standort umfasst 78.000 Quadratmeter, davon rund 53.000 Quadratmeter hochautomatisierte Multi-User-Lagerfläche, und soll als regionales Drehkreuz für Technologie-, E-Commerce- und Automobilkunden dienen.
Parallel dazu verfolgt DHL im Rahmen der Strategie „Fit for Growth“ eine breite Expansion im Nahen Osten: Zwischen 2024 und 2030 werden mehr als 500 Millionen Euro in die Golfstaaten investiert, verteilt über alle vier Konzernsparten. Die Region wird damit zu einem der wichtigsten Investitionsschwerpunkte der Konzernstrategie 2030. Zusätzlich stärkt DHL Express seine Luftfracht, etwa auf der Route Hongkong–Penang, wo ein größeres Boeing-767-Frachtflugzeug die bisherige Maschine ersetzt und pro Tag rund 20 Tonnen zusätzliche Kapazität bereitstellt.
Für Effizienz sorgt zudem der verstärkte Einsatz von KI: In Kooperation mit dem Spezialisten HappyRobot automatisiert DHL Supply Chain Terminabsprachen, Tracking-Meldungen und andere Standardprozesse. Die KI-Agenten bearbeiten bereits Hunderttausende E-Mails und Millionen Gesprächsminuten im Jahr – manuelle Routinetätigkeiten werden so deutlich reduziert, was die Produktivität je Sendung verbessert.
Paketboom dank Black Friday und Weihnachtsgeschäft
Der Black Friday 2025 sowie das Weihnachtsgeschäft führen auch in diesem Jahr zu einem hohen Versandaufkommen: Laut aktuellem DHL-E-Commerce-Trendreport hatten 84 Prozent der befragten Onlinehändler geplant, an Black-Friday-Aktionen teilzunehmen; im B2B-Segment waren es sogar 85 Prozent.
Getrieben wird der Versandboom vor allem von jüngeren Kundengruppen: 56 Prozent der Generation Z geben an, den Black-Friday-Preisen zu vertrauen, bei den Babyboomern sind es nur 38 Prozent. Da November und Dezember ohnehin die umsatzstärksten Monate des Jahres sind, wirken die weltweiten Rabattaktionen Ende November als zusätzlicher Katalysator und klassischer Booster für Paketvolumina und damit für Umsatz und die Marktstellung von DHL.
Herausforderungen bei der pünktlichen Zustellung in Deutschland
Trotz globaler Erfolge steht DHL im deutschen Heimatmarkt unter Druck: Im ersten Halbjahr 2025 registrierte die Bundesnetzagentur 22.981 Beschwerden zu Postdienstleistungen – das sind 13 Prozent mehr als im bereits rekordhohen Vorjahreszeitraum und der höchste Halbjahreswert seit Beginn der Statistik. 89 Prozent dieser Eingaben richteten sich gegen Deutsche Post / DHL. Bis Ende August 2025 summierten sich die Beschwerden bereits auf 38.760, rund ein Drittel mehr als im Vorjahr; damit droht auch der Jahresrekord 2024 mit 44.406 Beschwerden übertroffen zu werden. Die Bundesnetzagentur prüft deshalb mittlerweile sogar Zwangsgelder. Der Deutschen Post drohen Bußgelder bis zu zehn Millionen Euro, falls DHL die nun angeordneten Verbesserungen nicht umsetzt.
Grund für den Unmut der Kunden ist offenbar eine strukturelle Überlastung der Zustellerinnen und Zusteller: Sie meldeten sich im Schnitt an 34 Tagen im Jahr krank, gegenüber im Schnitt 24,8 Krankentagen in anderen Berufen.
Die Kombination aus Paketboom, hoher Krankenquote und Personalmangel verschärft Zeitdruck und Tourenplanung, was die pünktliche Zustellung weiter erschwert. Gewerkschaften und Beobachter warnen explizit, dass Zustelldienste ihre Belegschaften an die Belastungsgrenze bringen (und offensichtlich darüber hinaus) – mit spürbaren Folgen für Image, Servicequalität und die Rekrutierung neuen Personals.
Wichtige charttechnische Marken und attraktive Dividendenrendite bei DHL-Aktie:
In charttechnischer Hinsicht kämpft DHL, das mit seinen jüngsten Quartalszahlen die Analystenschätzungen beim Gewinn pro Aktie deutlich übertroffen hat (plus 21 Prozent), beim Aktienkurs gerade mit dem Widerstand bei gut 44 Euro. Gelingt es der Aktie in zwei hintereinander liegenden Tagen einen Schlusskurs von über 45 Euro zu erzielen, dürfte viele Marktteilnehmer diesen Widerstand als überwunden betrachten. Danach wäre der Weg bis zum nächsten Widerstand bei rund 47 Euro frei. Fällt auch dieser, stehen die Ampeln für die DHL-Aktie eindeutig auf Grün und ein Angriff auf das Allzeithoch bei rund 61 Euro wäre denkbar. Auf dem Weg dorthin können sich die Anleger zudem über eine stattliche Dividendenrendite (derzeit 4,1 Prozent) freuen.
Im Übrigen: Die aktuellste Analystenschätzung von heute, 1.12.2025 sieht ein Kursziel von 48 Euro und enthält eine "Kauf"-Empfehlung (Goldman Sachs).
Fazit:
Die Anleger gehen wahrscheinlich weise vor, wenn sie die DHL-Aktie (ISIN: DE0005552004) engmaschig im Auge behalten. Kommt es zu einer Überwindung des Widerstandes bei rund 47 Euro, könnten Aktionäre wirklich Freude an ihrem Investment haben.
Anleger, die nicht auf Einzelaktien setzen wollen, werden vermutlich mit dem "Globale Dividenden-Stars Index" glücklicher.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: DHL Group.