Dax und EuroStoxx50 verloren am Mittwoch bis zum frühen Nachmittag jeweils etwa 1,5 Prozent auf 11.843 beziehungsweise 3296 Punkte. "Angesichts der jüngsten Eskalation des Handelskonflikts schwindet die Hoffnung auf eine baldige Beilegung", sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. Selbst wenn China seine Drohung nicht wahr mache, trieben die Spannungen immer mehr Anleger aus Aktien in Staatsanleihen.

Die Rendite der zehnjährigen Bundestitel fiel auf ein Drei-Jahres-Tief von minus 0,174 Prozent. Auch bei spanischen und portugiesischen Bonds griffen Investoren verstärkt zu, weil diese im Gegensatz zu ihren deutschen Pendants noch Zinsen abwerfen, sagte Anlagestratege Daniel Lenz von der DZ Bank. Die zehnjährigen Bonds der beiden iberischen Staaten rentierten mit plus 0,734 beziehungsweise 0,871 Prozent allerdings jeweils so niedrig wie noch nie.

GOLD UND FRANKEN IM AUFWIND - ÖLPREIS FÄLLT


Gefragt war auch die "Antikrisen-Währung" Gold, die sich um 0,4 Prozent auf 1284,46 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) verteuerte. Investoren nahmen außerdem Kurs auf den "sicheren Hafen" Franken. Der Euro verlor zur Schweizer Währung 0,2 Prozent auf 1,1216 Franken.

Am Rohölmarkt drängten die wachsenden Konjunktursorgen die Spekulationen auf Angebotsengpässe durch die Förderbremse der Opec und von deren Partnern in den Hintergrund, sagten Börsianer. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 2,6 Prozent auf 68,29 Dollar je Barrel (159 Liter).

Auf die Börsenstimmung drückte außerdem der überraschende Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland. "Alles hat ein Ende - auch der Rekordlauf am deutschen Arbeitsmarkt", resümierte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Damit bremst die Konjunkturentwicklung die sonst übliche Frühjahrsbelebung aus."

Vor diesem Hintergrund kündigte ArcelorMittal erneut Produktionskürzungen an. Die Aktien des weltgrößten Stahlkochers fielen daraufhin in Amsterdam um bis zu 7,3 Prozent auf ein Drei-Jahres-Tief von 13,10 Euro. Die Papiere des deutschen Rivalen Thyssenkrupp verloren 3,9 Prozent auf 11,63 Euro.

MEDIASET STEIGT BEI PROSIEBEN EIN


Ins Rampenlicht rückte außerdem ProSiebenSat.1, nachdem sich Mediaset, der Medienkonzern des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, knapp zehn Prozent der Anteile gesichert hatte. Zwar vergrößere das theoretisch die Chancen auf eine Komplettübernahme der deutschen TV-Senderkette, sagten die Analysten der Credit Suisse. Eine solche sei aber nach wie vor eher unwahrscheinlich. ProSieben-Aktien stiegen um 3,1 Prozent, Mediaset gaben in Mailand ein Prozent nach.

Für die Titel des "Lucky Strike"-Anbieters British American Tobacco und des Rivalen Imperial Brands ("Gauloises") ging es dagegen bis zu 3,4 Prozent bergab. Dem Marktforschungsinstitut Nielsen zufolge beschleunigte sich der Rückgang des Zigarettenabsatzes im Mai auf gut elf Prozent.

rtr