Vor dem Wochenende sind die Anleger am deutschen Aktienmarkt nach der jüngsten Erholung vom Corona-Crash wieder vorsichtiger geworden. Die 10 000-Punkte-Marke, die der DAX am Donnerstag noch hinter sich gelassen hatte, rückte am Freitag wieder in die Ferne. Die Marktteilnehmer seien weiter sehr nervös, sagte Experte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. In den USA befinde sich die Coronavirus-Pandemie noch in der Beschleunigungsphase und führe zu hohen Infektionszahlen. Die schwachen Eröffnungskurse an der Wall Street spiegelten dies wider und diesem Trend könne sich auch der deutsche Finanzmarkt nicht entziehen. Auf Wochensicht sieht es für den DAX jedoch recht gut aus. Seit dem Krisentief aus der Vorwoche beläuft sich die Erholung auf mehr als 17 Prozent.

Für Verunsicherung sorgte auch die Coronavirus-Erkrankung des britischen Premierministers Boris Johnson. Der Londoner Leitindex tauchte um mehr als fünf Prozent ab. Das Pfund büßte seine Kursgewinne komplett ein und kostete noch 1,2210 Dollar.

Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 ändert Strategie und Unternehmensführung. Man werde das operative Geschäft wieder stärker auf den Unterhaltungssektor in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausrichten, teilte der Konzern mit. Im Zuge dessen scheidet der bisherige Vorstandschef Max Conze aus dem Unternehmen aus. Finanzvorstand Rainer Beaujean übernimmt zusätzlich das Amt des Vorstandssprechers.

Zum Wochenende ging der Dialyseanbieter FMC als DAX-Gewinner aus dem Handel. Gefolgt wurde FMC von Fresenius. Die restlichen DAX-Werte schlossen schwächer. Das Schlusslicht bildete Covestro.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war



Knorr-Bremse kassiert Ausblick - Dividende soll fließen
Der Bremsenspezialist Knorr-Bremse streicht wie viele andere Unternehmen wegen der Coronavirus-Krise seine Jahresprognose. In den vergangenen zwei Wochen haben die negativen Einflüsse der Viruskrise an Bedeutung zugenommen und zahlreiche Annahmen obsolet gemacht, wie das Unternehmen am Freitag in München mitteilte. Kunden und Lieferanten in vielen Teilen der Welt hätten Werke vorübergehend geschlossen. Eine verlässliche Einschätzung des weiteren Geschäftsverlaufs sei daher aktuell nicht möglich. Der Umsatz sowie der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürften aber gegenüber 2019 deutlich fallen. Die Dividendenpolitik soll nach aktuellem Stand indes nicht geändert werden: Weiterhin sollen 40 bis 50 Prozent des Konzernüberschusses ausgeschüttet. Die Höhe der Ausschüttung soll am 21. April bekannt gegeben werden.

Batteriekonzern Varta will keinen Gewinn ausschütten - Wachstum weiter im Blick
Der Batteriehersteller Varta will seinen Gewinn für weitere Investitionen einbehalten. Vorstand und Aufsichtsrat wollen auf der voraussichtlich am 18. Juni stattfindenden Hauptversammlung vorschlagen, den für das abgelaufene Geschäftsjahr ausgewiesenen Bilanzgewinn von rund 69 Millionen Euro vollständig auf neue Rechnung vorzutragen, teilte das Unternehmen am Freitag in Ellwangen mit. Dadurch wolle das Unternehmen seine Finanzierungskraft wie schon im Vorjahr für geplante Investitionen stärken. Die Aktie legte am Nachmittag kurz zu, gab dann aber fast alle Gewinne wieder ab.

Adidas will keine Miete mehr zahlen - Management stundet Gehälter
Ungeachtet von Milliardengewinnen im abgelaufenen Geschäftsjahr will der Sportartikelhersteller Adidas vorerst keine Miete mehr für seine wegen der Coronavirus-Krise geschlossenen Einzelhandelsgeschäfte zahlen. "Es ist richtig, dass Adidas, wie viele andere Unternehmen auch, vorsorglich Mietzahlungen temporär aussetzt, wo unsere Läden geschlossen sind. Wir sind dazu mit den betreffenden Vermietern in engem Austausch", erklärte eine Firmensprecherin am Freitag und bestätigte damit einen Bericht der "Bild"-Zeitung. Später kündigte auch die schwedische Modekette Hennes & Mauritz eine ähnliche Vorgehensweise an.

Novartis erhält positive Empfehlung vom CHMP für Zolgensma und Cosentyx
Novartis ist bei zwei Therapien einer EU-Zulassung einen wichtigen Schritt näher gekommen. So hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) sowohl der Gentherapie Zolgensma als auch einer Zulassungserweiterung von Cosentyx eine positive Empfehlung erteilt, wie die EMA am Freitag mitteilte.

Deichmann, H&M und Adidas: Immer mehr Händler stoppen Mietzahlung
Immer mehr bekannte Handelsunternehmen stoppen wegen der im Kampf gegen das Coronavirus angeordneten Ladenschließungen die Mietzahlungen für ihre Filialen in Deutschland. Selbst große Handelsketten wie Deichmann oder Hennes & Mauritz und bekannte Markenhersteller wie Adidas nutzen die im Gesetz zur Abmilderung der Folgen der Covid-19-Pandemie vorgesehene Möglichkeit zur Aussetzung der Miet- und Nebenkostenzahlungen. Das ergab am Freitag eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Beim Immobilienbesitzerverband Haus & Grund stieß das einseitige Vorgehen der Handelsketten auf scharfe Kritik.

VW-Tochter Traton verschiebt Hauptversammlung wegen Coronavirus
Der Lkw- und Busbauer Traton verschiebt aufgrund der Coronavirus-Pandemie seine Hauptversammlung. Das ursprünglich für den 28. Mai geplante Treffen werde auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, teilte das Unternehmen am Freitag in München mit. Ein Termin stehe noch nicht fest. Damit verbunden sei eine zeitliche Verschiebung der Dividendenzahlung, hieß es weiter.

Krise kostet Volkswagen Milliarden - 'Wiederanlauf vorbereiten'
VW-Konzernchef Herbert Diess hat vor möglicherweise noch länger anhaltenden Folgen und hohen Kosten der Coronavirus-Pandemie für den Autobauer gewarnt. "Wir gehen aus einer starken Position in diese Krise", sagte er am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Markus Lanz". "Aber unsere Verkäufe weltweit stehen. Wir machen keinen Absatz, wir machen keinen Umsatz außerhalb Chinas." Derzeit werde der Hersteller in sämtlichen anderen Märkten "praktisch keine" Autos mehr los, weil die Nachfrage am Boden liege.

ProSiebenSat.1-Chef Conze geht - Fokus stärker auf Unterhaltung
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 richtet seine Strategie stärker auf den Bereich Unterhaltung aus und baut nach Querelen im Führungsteam den Vorstand um. Vorstandsvorsitzender Max Conze wird das Unternehmen mit sofortiger Wirkung verlassen, wie der Konzern mit Sitz in Unterföhring bei München am späten Donnerstagabend mitteilte. Damit hört er nach nicht einmal zwei Jahren an der Spitze auf, im Juni 2018 hatte der frühere Chef des Staubsaugerherstellers Dyson bei ProSiebenSat.1 begonnen. Im Mediengeschäft war Conze (Jahrgang 1969) ein Neuling.

rtr/dpa/AFX/iw