Die Verschärfung der Pandemie-Beschränkungen in Deutschland und anderen Staaten spielten dagegen kaum eine Rolle, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Die Anleger halten sich bei Laune, indem sie weniger in die nahe und mehr in die ferne Zukunft schauen." Auch vom überraschenden Stellenabbau in den USA ließen sich Investoren nicht aus dem Konzept bringen.

Genährt wurde der Konjunkturoptimismus von der Aussicht auf einen Sieg der Demokraten bei den Stichwahlen für die beiden US-Senatsposten des Bundesstaates Georgia. Damit könnte sich der künftige US-Präsidenten Joe Biden in beiden Kammern des Kongresses auf eine Mehrheit stützen. "Das dürfte sich in umfangreicheren staatlichen Hilfen zur Abfederung der wirtschaftlichen Belastungen durch die Coronavirus-Pandemie niederschlagen", prognostizierte Analyst Andreas Busch von der Bantleon Bank. "Darüber hinaus sind die Chancen auf einen grundsätzlichen Wandel hin zu umfangreicheren Infrastruktur-Investitionen und zur Förderung einer CO2-freien Wirtschaft gestiegen."

Dies verhalf europäischen Windkraft-Unternehmen wie Nordex, Siemens Gamesa, Vestas und Orsted zu Kursgewinnen von bis zu 5,5 Prozent. Die drei Letzteren markierten dabei mit 35,60 Euro beziehungsweise 1520 und 1343,50 Kronen jeweils neue Bestmarken. Parallel stieg der Index für die europäische Infrastruktur-Branche um knapp drei Prozent auf ein Elf-Monats-Hoch von 511,73 Punkten.

Ein weiterer Stimmungsaufheller war die Empfehlung der europäischen Arzneimittelbehörde EMA, den Coronavirus-Impfstoff von Moderna in der EU zuzulassen. Die Aktien der Biotechfirma stiegen daraufhin im vorbörslichen US-Geschäft um drei Prozent.

INDUSTRIEMETALLE UND ROHÖL IM AUFWIND


Auch am Rohstoffmarkt setzten Investoren auf zusätzlichen Rückenwind für die Weltwirtschaft. Der Preis für das wichtige Industriemetall Kupfer stieg zeitweise um gut zwei Prozent auf ein Acht-Jahres-Hoch von 8169 Dollar je Tonne. Das zur Stahl-Herstellung benötigte Nickel kostete mit 17.940 Dollar so viel wie zuletzt vor eineinhalb Jahren.

Der Ölpreis zog ebenfalls an, nachdem sich die großen Exporteure auf eine weitgehende Beibehaltung der aktuellen Förderbremse geeinigt hatten. Die eigentliche Überraschung sei aber die freiwillige zusätzliche Drosselung durch Saudi-Arabien, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. "Dies dürfte ein Überangebot verhindern, das wegen der verschärften Mobilitätsbeschränkungen gedroht hätte."

Vor diesem Hintergrund gewann die Ölsorte Brent aus der Nordsee bis zu zwei Prozent und notierte mit 54,63 Dollar je Barrel (159 Liter) so hoch wie zuletzt vor elf Monaten. Gleiches galt für den Index der europäischen Öl- und Gasfirmen, der 252,32 Punkte erreichte. Die Aktien der US-Ölkonzerne Exxon und Chevron legten vorbörslich bis zu 3,3 Prozent zu.

BITCOIN STEIGT ÜBER 35.000 DOLLAR - DOLLAR AUF TALFAHRT


Parallel dazu durchbrach Bitcoin die Schallmauer von 35.000 Punkten und stieg um bis zu sechs Prozent auf ein Rekordhoch von 35.854,55 Dollar. Damit hat er sich binnen drei Montaten mehr als verdreifacht. "Immer mehr Anleger wollen auf den fahrenden Zug aufspringen, aus Angst, den nächsten großen Kurssprung zu verpassen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi.

Unterdessen ging die Talfahrt der Weltleitwährung weiter. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel um 0,3 Prozent auf ein Drei-Jahres-Tief von 89,209 Punkte. "Investoren sehen einen von den Demokraten kontrollierten Senat als günstig für die Weltwirtschaft, wodurch im Gegenzug die Flucht aus 'sicheren Häfen' gefördert wird", sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades.

rtr