Rechnet man den Flash Crash vom Oktober 2016 heraus, war die britische Valuta sogar so billig wie Mitte der 1980er Jahre. Seit Jahresbeginn hätten sich nur Währungen von Schwellenländern wie die türkische Lira, der brasilianische Real oder der argentinische Peso schlechter entwickelt, sagte Analyst Salah-Eddine Bouhmidi vom Brokerhaus DailyFX. "Der Vergleich verdeutlicht das enorme Risikopotenzial, welches im Pfund aktuell steckt."

Im britischen Parlament wollen Opposition und Abweichler aus der Regierungsfraktion Johnson daran hindern, Großbritannien zum 31. Oktober zur Not auch ohne Scheidungsvereinbarung aus der EU zu führen. Eine Mehrheit für diese Initiative sei wahrscheinlich, prognostizierte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets warnte allerdings vor überzogenem Optimismus. Schließlich könnte die EU eine erneute Verschiebung des Brexit-Termins ablehnen.

Britische Banken und Versorger unter Druck


Auf kurze Sicht könnten vom britischen Heimatmarkt abhängige Werte nicht gewinnen, sagte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus City of London. Ein chaotischer Brexit würde die britische Wirtschaft belasten, das gelte aber auch für eine Regierung unter dem aktuellen Oppositionsführer Jeremy Corbyn. Der Labour-Chef gilt als Verfechter von Verstaatlichungen, vor allem von Banken und Versorgern. Vor diesem Hintergrund büßten die Aktien der Royal Bank of Scotland (RBS) und der Lloyds Bank jeweils knapp zwei Prozent ein. Der Versorger Centrica verlor 1,3 Prozent.

Die Unsicherheit rund um den Brexit trieb Anleger in "sichere Häfen" wie Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Rekordtief von minus 0,743 Prozent. Ihre italienischen Pendants rentierten mit plus 0,890 Prozent ebenfalls so niedrig wie noch nie. Anleger setzten darauf, dass sich die populistische 5-Sterne-Bewegung und die sozialdemokratische PD auf eine Regierungsbildung einigten, sagte Commerzbank-Anlagestratege Rainer Guntermann. Außerdem hofften sie auf massive Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Ankurbelung der Konjunktur. Italien würde davon überdurchschnittlich profitieren. In Erwartung einer Senkung des Einlagenzinses und der Wiederaufnahme der EZB-Anleihekäufe fiel der Euro auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 1,0924 Dollar.

Thyssenkrupp vor Ausscheiden aus Dax


Mit einem Minus von 3,1 Prozent waren die Aktien von Thyssenkrupp Schlusslicht im Dax. Das Gründungsmitglied des deutschen Leitindex steht wegen seines Kursverfalls des vergangenen Jahres vor dem Abstieg in den Nebenwerte-Index MDax. Als Nachrücker liefern sich der Triebwerkshersteller MTU und die Immobilienfirma Deutsche Wohnen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der von Varta angekündigte Ausbau der Kapazitäten zur Produktion von Lithium-Ionen-Akkus für Hörgeräte und Kopfhörer elektrisierte Anleger. Varta-Titel stiegen um knapp 14 Prozent auf ein Rekordhoch von 86,10 Euro.

rtr