Die US-Notenbank verstärke offenbar ihre Bemühungen, die Botschaft zu verbreiten, dass die Inflation nur vorübergehend ist, sagte Anlagestratege Jim Reid von der Deutschen Bank. "Das hilft dem Markt kurzfristig, kann aber zu größeren Risiken führen, wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt gezwungen ist, zuzugeben, dass die Teuerung teilweise dauerhaft anzieht."

Die Fed könne die Geldpolitik auf absehbare Zeit aber gar nicht straffen, ohne die Erholung der Wirtschaft zu gefährden, sagte Analystin Rhona O'Connell vom Finanzdienstleister StoneX. Diese stehe auf wackligen Beinen. In dieses Bild passte die überraschende Stagnation der US-Einzelhandelsumsätze. Analysten hatten für mit einem Plus von einem Prozent gerechnet. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.

DOLLAR UNTER DRUCK - BONDS UND GOLD GEFRAGT


Nachlassende Spekulationen auf US-Zinserhöhungen setzten der Weltleitwährung zu. Im Gegenzug verteuerte sich der Euro auf 1,2126 Dollar. Auch an den Anleihemärkten entspannte sich die Lage. Die Renditen der zehnjährigen Bonds aus den USA und Deutschland fielen auf plus 1,644 beziehungsweise minus 0,125 Prozent.

Gefragt war auch Gold, dass 0,5 Prozent auf 1836 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) zulegte. "Die Ampel für einen Preisanstieg bei Gold steht auf grün", sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Schließlich lägen die Bond-Renditen deutlich unter der Inflationsrate. "Selbst wenn diese im Jahresverlauf wieder sinkt, bleiben die Realzinsen stark negativ."

Nach den jüngsten Kursverlusten deckten sich Investoren auch wieder mit Rohöl ein. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um gut ein Prozent auf 67,83 Dollar je Barrel (159 Liter). Investoren rechneten wegen der erwarteten Erholung der Weltwirtschaft von den Coronavirus-Folgen mit einem kräftigen Anstieg der Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte, sagten Börsianer. Die explosionsartige Verbreitung des Erregers im wichtigen Abnehmerland Indien verhindere aber größere Kursgewinne.

MÖGLICHER REEBOK-VERKAUF GIBT ADIDAS AUFTRIEB


Bei den deutschen Aktienwerten rückte Adidas ins Rampenlicht. Einem Zeitungsbericht zufolge bieten das Markenmanagementunternehmen Authentic Brands und der Schuh-Hersteller Wolverine rund eine Milliarde Dollar für die US-Tochter Reebok des Sportartikel-Herstellers. Das entspreche in etwa dem Preis, auf den Adidas hoffe, sagte ein Börsianer. Die Aktie des Konzerns gewann 0,6 Prozent.

Mit einem Kursplus von 3,5 Prozent setzten sich die Titel von Sage an die Spitze des Londoner Auswahlindex FTSE. Das Software-Haus peilt nach einem überraschend starken Umsatzzuwachs in den vergangenen sechs Monaten für das Gesamtjahr einen Anstieg der Erlöse am oberen Ende der zuvor genannten Spanne von drei bis fünf Prozent an. Dies decke sich mit den Markterwartungen, kommentierte Analyst Roger Philips vom Vermögensverwalter Investec.

rtr