Die US-Notenbank Fed werde die Geldpolitik sicher noch weiter lockern, ebenso die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank von England (BoE), sagte Volkswirtin Simona Gambarini vom Research-Haus Capital Economics voraus. Eine nachhaltige Erholung der Börsen sei aber erst dann zu erwarten, wenn die Ausbreitung des Erregers ihren Höhepunkt überschritten habe.

Ihre Kollegin Silvia Dall'Angelo vom Vermögensverwalter Federated Hermes bezweifelte, dass die Notfall-Zinssenkung der Fed um einen halben Prozentpunkt den Ausverkauf an den Börsen dauerhaft zu stoppen. "Im Gegensatz dazu könnte ein solch energischer Schritt sogar darauf hindeuten, dass die Panik auch die Fed selbst erreicht hat."

Effektiver seien derzeit Konjunkturprogramme der Regierungen, sagte Andrew Gillian, Finanzmarkt-Experte beim Vermögensverwalter Janus Henderson. Die Telefonkonferenz der Finanzminister und Zentralbankchefs der sieben größten Industriestaaten (G7) habe zwar bislang kaum mehr als warme Worte gebracht, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. "Aber das heißt natürlich nicht, dass nichts kommt. Das Virus lässt alle stärker zusammenrücken."

US-RENDITEN FALLEN - GOLD UND EURO BEHAUPTEN GEWINNE


Aus Verunsicherung über die Beurteilung des Fed-Coups schichteten Investoren weiteres Geld in als sicher geltende Staatsanleihen um. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen US-Bonds erstmals unter die Marke von einem Prozent. Mit 0,931 Prozent markierten sie den achten Tag in Folge ein Rekordtief. Ihre deutschen Pendants rentierten bei minus 0,648 Prozent und damit nur knapp über ihrem Sechs-Monats-Tief vom Montag.

Am Rohstoffmarkt legte Gold nach dem größten Tagesgewinn seit dreieinhalb Jahren weiter zu und kostete 1645,49 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Sollte sich bei Investoren die Einschätzung durchsetzen, dass die Fed ähnlich wie die Europäische Zentralbank (EZB) oder die Bank von Japan (BoJ) die geldpolitischen Zügel langfristig locker lassen wird, werde die bisherige Rekordmarke von 1920,30 Dollar über kurz oder lang fallen, prophezeite Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.

DIALOG SEMICONDUCTOR IM AUFWIND


Am deutschen Aktienmarkt gehörte Dialog Semiconductor mit einem Kursplus von 3,4 Prozent zu den Favoriten. Der Chip-Designer kündigte zwar Umsatzeinbußen wegen der Coronavirus-Epidemie an. Allerdings würden die chinesischen Vertragspartner bis Ende März voraussichtlich wieder mit beinahe voller Kapazität arbeiten. In China sind zahlreiche Fabriken wegen der Virus-Krise geschlossen.

Die Titel von Teamviewer fielen dagegen um 4,8 Prozent auf 33,28 Euro, nachdem Finanzinvestor und Mehrheitsaktionär Permira 22 Millionen Anteilsscheine der Software-Firma zu je 32 Euro auf den Markt geworfen hatte. "Der Verkauf kurz vor Ablauf der Haltefrist hinterlässt einen faden Beigeschmack", sagte ein Börsianer. Außerdem schüre er Spekulationen auf baldige weitere Platzierungen.

rtr