"Die großen Notenbanken sind bereit, das nötige zu tun, falls es die Situation erfordert", sagte Ken Odeluga, Marktanalyst beim in London ansässigen Handelshaus City Index. "Diese Versicherung ist es, die die Aktienmärkte diese Woche gestützt hat."

Mit Spannung warteten die Anleger auf die Arbeitsmarktdaten aus den USA, die am Nachmittag erwartet wurden. Diese könnten etwas Klarheit über den künftigen Zinskurs in den USA geben, sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Handelshaus CMC Markets. "Wie schwach sich der Markt und vor allem wie sich die Lohnentwicklung gestaltet, daraus dürfte die Fed und mit ihr auch die Anleger ihre Schlüsse ziehen." Experten rechnen damit, dass im Mai weniger neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen wurden als im Vormonat - zugleich aber die Stundenlöhne stärker gestiegen sind.

Auch der Handelsstreit zwischen Mexiko und den USA sorgte für Gesprächsstoff an der Börse. Am Montag sollen die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zölle in Kraft treten. Er will so Druck auf das Nachbarland ausüben, die Migration zu begrenzen. Mexiko entsandte nun die Nationalgarde an die Südgrenze des Landes, am Freitag sollen zudem die Gespräche mit der US-Regierung über das Thema weitergehen. "Zumindest hier bleibt die Hoffnung, dass die Mexiko-Zölle nicht von langer Dauer sein werden", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.

Die Hoffnung auf ein Einlenken Italiens im Schuldenstreit mit der EU lässt Anleger zu italienischen Staatsanleihen greifen. Der Kurs legte um 0,73 Prozent zu, die Rendite fiel im Gegenzug um acht Basispunkte auf 2,4 Prozent und war damit so niedrig wie seit einem Jahr nicht mehr. "Die Hoffnung ist jetzt, dass Strafzahlungen im Defizitverfahren mit der Europäischen Union vermieden werden können", sagte Altmann.

IMMOBILIENAKTIEN UNTER DRUCK

Der geplante Mietendeckel in Berlin setzte den Aktien der Immobilienfirmen erneut zu. Die Papiere der Deutschen Wohnen verloren zeitweise mehr als sechs Prozent und fielen auf den tiefsten Stand seit 13 Monaten. Die Titel von Adler Real Estate gaben 5,4 Prozent nach, auch die Anteilsscheine anderer Firmen gehörten zu den Verlierern. Die Analysten der DZ-Bank erklärten, durch die Pläne, Mieterhöhungen für fünf Jahre zu verbieten, stiegen die regulatorischen Risiken deutlich an. "Es stellt sich zunehmend die Frage, ob die primär ausländischen Aktieninvestoren Wohnimmobilien in Berlin weiterhin als 'sicheren Hafen' ansehen werden."

In Paris schnellten die Aktien des Pharmakonzerns Sanofi um mehr als vier Prozent nach oben und verhalfen damit dem Pharmasektor zu einem Kursanstieg von 0,5 Prozent. Sanofi ernannte den Novartis-Manager Paul Hudson zu seinem neuen Chef. "Hudsons unmittelbare Herausforderung wird es sein, mit dem neuen Finanzchef zusammen die Kosteneffizienz zu verbessern", schrieben die Liberum-Analysten. "Hudson kommt von außen und ist kein Franzose. Seine Wahl wird als Schritt in die richtige Richtung angesehen werden."

rtr