Händler sprachen von einer gewissen Zurückhaltung vieler Anleger vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Im Fokus standen vor allem einige Firmenübernahmen. Ansonsten habe es wegen des US-Feiertags zu Wochenbeginn an frischen Impulsen gemangelt, hieß es.

Der DAX stieg bis zum Nachmittag um 0,41 Prozent auf 10 715,63 Punkte, nachdem er am Montag 0,11 Prozent tiefer geschlossen hatte. Der deutsche Leitindex bleibt damit in Sichtweite seines Jahreshochs bei 10 802 Punkten, das er Mitte August erreicht hatte.

Der MDAX, der die mittelgroßen Unternehmen repräsentiert, stieg am Dienstag um 0,20 Prozent auf 21 815,45 Punkte. Für den Technologiewerte-Index TecDAX ging es um 0,80 Prozent auf 1768,59 Zähler nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroSTOXX 50 gewann 0,27 Prozent.

WARTEN AUF EZB-SITZUNG

"Aktuell warten alle Marktteilnehmer gespannt auf die EZB am Donnerstag", sagte Marktexperte Jens Klatt für JFD Brokers. Er hält es für wahrscheinlich, dass die Zentralbanker weitere geldpolitische Lockerungen auf den Weg bringen. Negative Leitzinsen allein dürften allerdings "kaum noch eine aufgeregte Maus hinter dem Ofen hervor holen". Sollte die EZB hingegen eine Ausweitung oder Verlängerung des Anleiheaufkaufprogramms deutlich über März 2017 hinaus ankündigen, könnte der Dax signifikant über die Marke von 11 000 Punkten springen, so Klatt.

Neben der Wall-Street-Eröffnung könnten auch neue US-Konjunkturdaten am Nachmittag für frischen Wind an den deutschen Börsen sorgen. Auf der Agenda steht die Veröffentlichung des ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor. LBBW-Investmentanalystin Antje Laschewski erwartet für August eine Abschwächung, die die Zinserhöhungsängste weiter vertreiben könnte.

BAYER POKERT HÖHER UM MONSANTO

Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Bayer mit einem Plus von zuletzt 0,79 Prozent im Fokus. Im Poker um die Übernahme des umstrittenen US-Gentechnikkonzerns Monsanto hat Bayer sein Übernahmeangebot nochmals aufgestockt: Statt 125 US-Dollar will der Dax-Konzern nun 127,50 US-Dollar je Anteilsschein zahlen. Analyst Daniel Wendorff von der Commerzbank sieht es als Ziel des Bayer-Managements, den Deal letztlich mit 130 US-Dollar je Aktie einzutüten. Dieses Niveau sollte auch Marktbefürchtungen zerstreuen, dass Bayer mit seiner Offerte übers Ziel hinausschießen könnte.

Der Medizinkonzern Fresenius (Fresenius SECo) steht indes vor dem größten Zukauf seiner Unternehmensgeschichte: Für 5,76 Milliarden Euro will das Unternehmen aus Bad Homburg den spanischen Krankenhausbetreiber Quirónsalud mit 43 Kliniken und 35 000 Mitarbeitern übernehmen. Zudem hat die US-Großbank Citigroup die Aktien mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von 78 Euro in die Bewertung aufgenommen. Fresenius-Papiere waren mit einem Gewinn von 4,43 Prozent auf 69,10 Euro Spitzenreiter im Dax. Zum Handelsauftakt hatten sie mit 70 Euro sogar ihr bisheriges Rekordhoch eingestellt.

SLM SOLUTIONS SCHIESSEN HOCH NACH GE-KAUFGEBOT

Nach einem Übernahmeangebot von General Electric (General Electric (GE)) schossen die Titel von SLM Solutions um knapp gut 40 Prozent auf 38,95 Euro nach oben. Der US-Konzern bietet über seine Tochter 683 Millionen Euro oder 38 Euro je Aktie für den 3D-Drucker-Hersteller. GE hat sich bereits die Unterstützung wichtiger Großaktionäre gesichert und 31,5 Prozent aller Anteile angeboten bekommen.

Der Flugzeugbauer Airbus (Airbus Group SE) hat gleich bei drei vietnamesischen Airlines neue, milliardenschwere Bestellungen für diverse Flugzeugmodelle ergattert. Airbus-Papiere verteuerten sich um gut 1 Prozent.

FRANKFURT (dpa-AFX)