Die britische Notenbank war der Fed im Kampf gegen die Folgen der Coronavirus-Epidemie mit einer Zinssenkung außer der Reihe um einen halben Prozentpunkt gefolgt und will vor allem den Banken stärker unter die Arme greifen. Nun rechnen viele damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag nachzieht.

Niedrigere Zinsen könnten nach Ansicht von Paul Brain vom Vermögensverwalter Newton zwar helfen, Kredite günstiger aufzunehmen. "Doch die zwischenzeitlichen Auswirkungen auf den Cashflow sind die Hauptsorge der Unternehmen." Deshalb seien noch weitere Maßnahmen erforderlich. "Solange nicht klar ist, wann wo die Ausbreitung des Virus ihren Höhepunkt findet, kann man die wirtschaftlichen Folgen nur erahnen und ist auch an der Börse damit weiter im Blindflug unterwegs", betonte Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets.

In New York zeigten sich Investoren verunsichert, da US-Präsident Donald Trump Details zu konjunkturstützenden Maßnahmen bislang schuldig blieb. Die US-Futures lagen rund drei Prozent tiefer. Am Devisenmarkt gingen Anleger erneut auf Nummer Sicher und flüchteten in als krisensicher geltende Währungen wie den Schweizer Franken und den japanischen Yen. Auch Gold blieb gefragt. Die Feinunze des Edelmetalls verteuerte sich um 1,2 Prozent auf 1667 Dollar.

ENTSCHLOSSENE NOTENBANK HILFT BANKENAKTIEN


Die Geldspritze der Notenbank half vor allem Aktien von Kreditinstituten. Der europäische Bankeninde verzeichnete zunächst mit sechs Prozent den größten Tagesgewinn seit April 2017, lag anschließend aber nur noch 2,6 Prozent höher. In London profitierten zudem vor allem Hausbau-Firmen. Berkeley, Barrat Development, Persimmon und Taylor Wimpey gewannen bis zu 3,5 Prozent.

Ermutigt vom Handeln der Notenbank erholte sich das britische Pfund schnell wieder von seinem Kursrutsch um bis zu ein Cent. Die Devise verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 1,2960 Dollar, nachdem es zunächst bis auf 1,2839 Dollar heruntergegangen war. "Die Märkte sehen die Maßnahmen als positiv für die Wirtschaft an, zusammen mit anderen Formen der staatlichen Stimulierung könnte es die Chancen für einen Sieg im Kampf gegen die größten wirtschaftlichen Herausforderungen seit der Finanzkrise von 2008 erhöhen", sagte Stratege Ricardo Evangelista vom Handelshaus ActivTrades.

ADIDAS UND PUMA AUF TALFAHRT


Das Virus macht auch den Sportartikelkonzernen Adidas und Puma einen Strich durch die Rechnung. Adidas erwartet angesichts des lang darniederliegenden Einzelhandels einen Umsatzeinbruch in China, Puma hat die Hoffnung aufgegeben, dass sich die Lage schnell wieder normalisiert. Aktien von Adidas gaben bis zu 8,8 Prozent nach, Puma verloren bis zu sechs Prozent. Die Papiere des US-Konkurrenten Nike fielen vorbörslich um vier Prozent.

Die Ölpreise sackten nach einer kurzen Erholung ebenfalls ab. Ein Fass der Nordseesorte Brent verbilligte sich um 3,5 Prozent auf 35,92 Dollar. Ölproduzent Saudi Aramco wird auf Weisung des saudi-arabische Energieministeriums seine Fördermengen im Preiskampf mit Russland noch schneller und stärker als ursprünglich angedacht hochfahren. Saudi-Arabien liegt im Ringen um eine Ölförderbremse zur Abmilderung der Folgen der Corona-Epidemie mit Russland im Streit.

rtr