Am Montag hatten beide Indizes getrieben von Hoffnungen auf die rasche Zulassung des Coronavirus-Impfstoffs der Mainzer Firma BioNTech und ihres US-Partners Pfizer die größten Tagesgewinne seit rund einem halben Jahr verbucht.

Die Ergebnisse der Wirksamkeitstests seien zwar willkommene Nachrichten, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. "Aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer." Auch die Analysten der ING Bank mahnten zur Besonnenheit. Die Zulassung des Wirkstoffs sei noch nicht in trockenen Tüchern. Außerdem werde es eine ganze Weile dauern, bis Verbraucher sich ausreichend sicher fühlen, um ihre Gewohnheiten wiederaufzunehmen.

Nach Einschätzung von Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade, ist die jüngste Aktienrally aber noch nicht am Ende: "In den kommenden Tagen werden weitere Firmen ihre Test-Resultate für einen Corona-Impfstoff vorlegen, die ähnlich ausfallen könnten." Dieser Optimismus beherrschte den Rohölmarkt. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 42,65 Dollar je Barrel (159 Liter). "Ein brauchbarer Impfstoff ist ein Wendepunkt für Öl - einen Markt, dessen Nachfrage zur Hälfte durch den Transport von Menschen und Gütern bestimmt wird", konstatierten die Analysten der Bank JPMorgan.

PFUND DANK HOFFNUNGEN AUF BREXIT-DEAL GEFRAGT


"Alles, was wir als Sahnehäubchen für diese Woche noch brauchen, ist ein Brexit-Deal", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Die britische Regierung hatte zuletzt ihre Kompromissbereitschaft betont und von Fortschritten in den Verhandlungen über ein Handelsabkommen mit der EU gesprochen. Mut machte Börsianern außerdem die Schlappe für Premierminister Boris Johnson, dessen umstrittenes Binnenmarktgesetz - eine der Hürden auf dem Weg zu einer Einigung mit der EU - vom britischen Oberhaus abgeschmettert wurde. Das Pfund Sterling stieg um jeweils 0,6 Prozent auf 1,3236 Dollar beziehungsweise 1,1212 Euro.

Unterdessen erholte sich Gold etwas von seinem jüngsten Kursrutsch. "Offenbar haben Anleger realisiert, dass die Notenbanken weiter Geld drucken werden und die Virus-Krise noch nicht überwunden ist", sagte Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst des Brokerhauses ActivTrades. Das auch als Inflationsschutz dienende Edelmetall verteuerte sich um ein knappes Prozent auf 1878 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

LIEFERDIENSTE IM MINUS - LUFTFAHRTFIRMEN IM AUFWIND


Am Aktienmarkt zogen sich Anleger erneut aus den Aktien von Online-Firmen zurück. So verloren die Titel des Kochboxen-Anbieters HelloFresh und des Online-Modehändlers Zalando bis zu 2,5 Prozent. Gefragt waren dagegen Reise- und Touristikwerte wie die Lufthansa und TUI, deren Papiere sich um jeweils knapp neun Prozent verteuerten. Dies sei eine wenig überraschende Sektor-Rotation, sagte Finanzmarkt-Expertin Elizabeth Tian von der Citigroup. "Was in den vergangenen acht Monaten gekauft wurde, wird nun verkauft. Und was verkauft wurde, wird gekauft."

Unterdessen sorgten in Amsterdam die Titel von Unibail-Rodamco mit einem Rekord-Kurssprung von fast 36 Prozent für Aufsehen. Die Aktionäre des Einkaufszentrum-Betreibers, dem unter anderem das "Centro" in Oberhausen und die Berliner "Gropius Passagen" gehören, lehnten eine 3,5 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung zum Schuldenabbau ab. Dadurch ist eine Verwässerung des Beteiligungen der aktuellen Eigner vom Tisch. Stattdessen könnten weitere Objekte in den USA verkauft und die Dividende gekürzt werden, prognostizierte Analyst Andrew Gill von der Investmentbank Jefferies.

rtr