Der charttechnische Hausse-Zyklus am deutschen Aktienmarkt, der im März 2009 startete, legte mit Blick auf die Leitindizes DAX, MDAX und SDAX seit Anfang 2018 eine Pause in Form von Seitwärtspendelbewegungen ein, schreibt die Commerzbank in ihrem charttechnischen Ausblick auf das Jahr 2021.

Wie es darin weiter heißt, ließ die "Coronavirus-Baisse" bei diesen Indizes erste Zweifel am Fortbestand dieses Hausse-Zyklus aufkommen. Vorausschauend auf das kommende Jahr stehe jetzt dessen Fortsetzung auf der charttechnischen Agenda. Während der SDAX und zuletzt auch der MDAX bereits neue Allzeithochs geliefert hätten, sollte der DAX in den kommenden Wochen bzw. im Jahr 2021 folgen.

Wie die internationalen Aktienmärkte angehe, sorge die Hoffnung auf eine "Normalisierung" nach der Coronavirus-Pandemie, die weiterhin sehr lockere Politik vieler Notenbanken und die Erwartungen an die neue US-Regierung mit Blick auf 2021 für attraktive, charttechnische Perspektiven. Insgesamt sollten für das neue Jahr Belastungsfaktoren wie zum Beispiel Nachrichtenfluss zur Coronavirus-Pandemie aber auch ein etwas schwächerer US-Dollar mit einkalkuliert werden.

An der Weltleitbörse in der New Yorker Wall Street habe der S&P 500 Index seinen seit der Finanzkrise vorliegenden Hausse-Zyklus mit neuen Rekordhochs fortgesetzt, wobei sich für 2021 noch höhere Etappenziele andeuteten. Der japanische Nikkei 225 Index, der schon im Jahr 2020 im Indexvergleich eine relative Stärke aufgewiesen habe, sollte seine technische Klettertour bis weit über 28000 ausweiten. Der Euro STOXX 50 Index, der auch in 2020 seine jahrelange relative Schwäche durchgehalten habe, sollte diese auch im neuen Jahr beibehalten.

BÖRSE ONLINE berichtet nachfolgend, was die schon mehrfach für ihre Arbeit ausgezeichneten Charttechniker bei der Commerzbank aus charttechnischer Sicht im kommenden Jahr für die deutschen Leitindizes sowie die führenden internationalen Kursbarometer im Detail inklusive der Kursziele erwarten.

DAX: Resistance-Zone von 13.600 - 13.800 Punkten im Fokus



Der DAX startete im März 2009 bei 3.588,9 Punkten seinen Hausse-Zyklus, der bis zum Februar 2020 (Kurse um 13.795 Zähler) bisher einen Anstieg von 270 Prozent geliefert hat. Innerhalb des Hausse-Zyklus hat sich seit dem Jahr 2015 die mittelfristige Aufwärtsdynamik kontinuierlich abgeschwächt und der DAX ist ab dem Jahresende 2017 in eine volatile Seitwärtspendelbewegung unterhalb der gestaffelten Resistance-Zone von 13600 bis 13800 hineingelaufen, so die Commerzbank.

Da der Index nach der Corona-Baisse (Februar/März 2020; Kursrutsch bis 8.255 Punkte) mit Hilfe des "V"-Recoveries wieder fast auf die Kursniveaus vor der Corona-Krise hochgelaufen sei, habe diese Seitwärtspendelbewegung weiterhin einen trendbestätigenden Charakter (nach oben). Auch im DAX mache der charttechnische Hausse-Zyklus lediglich eine Pause.

Der DAX habe während der Corona-Pandemie den Charakter eines "Save Haven" gehabt und eine relative Stärke im europäischen Index-Vergleich gezeigt. In den vergangenen Handelstagen hätten die neuen (Trading-)Kaufsignale die technische Lage im Index verbessert. Als Konsequenz sollte der DAX jetzt im Zuge der Jahresendrally an bzw. in die Resistance-Zone von 13.600 - 13.800 Punkten laufen. Aufgrund der guten Marktbreite bei vielen DAX-Blue-Chips deute sich für das Jahr 2021 ein Kursanstieg auf neue Rekordhochs und bis in den Bereich um 14.500 Zähler an.



MDAX: In 2021 neue Allzeithochs



Aus langfristiger charttechnischer Sicht bewegt sich der MDAX laut Commerzbank seit März 2009 (Start: 4.119,32 Punkte) in einem nicht beendeten Hausse-Zyklus, wobei zuletzt neue Rekordhochs (Gesamtzugewinn bisher über 620 Prozent) erreicht worden seien.

Aus mittelfristiger charttechnischer Sicht sei der Index - nach der Coronavirus-Baisse (Februar/März 2020; 29.440 - 17.714 Zähler; minus 39,8 Prozent) - in eine "V"-Erholung hineingelaufen. Dieser neue Hausse-Trend habe dabei einen Sprung über die 200-Tage-Linie (zurzeit bei 25.750 Punkten) geliefert.

Danach sei dieser steile Trend seit Juni 2020 in eine Trading-Range (Support: 26.000 Punkte; Widerstand: 28.190 Zähler) oberhalb der 200-Tage-Linie gemündet. Diese Trading Range habe bereits einen trendbestätigenden Charakter (nach oben). Zuletzt sei der Index mit einem neuen Investment-Kaufsignal losgelaufen und habe auch die Widerstandszone am alten Rekordhoch um 29.440 Punkten überwunden.

Dadurch deute sich für das Jahr 2021 ein weiteres technisches Kurspotential bis in die Zone von 32.000 bis 33.000 Punkten an. Aus kurzfristiger charttechnischer Sicht habe der Index einen (kurzfristigen) Aufwärtstrend etabliert, der mit Hilfe der üblichen Jahresendrally im MDAX für eine Kursetablierung oberhalb von 30.000 Zählern sorgen sollte.



SDAX: Technische Klettertour geht weiter



Der SDAX hat als erster Auswahlindex unlängst neue Allzeithochs erreicht, wie die Commerzbank konstatiert. Aus langfristiger charttechnischer Sicht habe der Index den laufenden Hausse-Zyklus (seit März 2009; Start bei 2.149,33 Punkten; bisheriger Hausse-Zyklus-Zugewinn rund 540 Prozent) nach einer knapp dreijährigen Pause mit einem übergeordneten Kaufsignal wieder aufgenommen.

Nachdem der Index Anfang 2018 bis auf ein Niveau um 12.750 Punkte (Widerstand) gestiegen sei, habe sich unterhalb dieser Zone eine Seitwärtspendelbewegung entwickelt. Diese habe zwar - auch aufgrund der Coronavirus-Zwischenbaisse - eine hohe Volatilität aufgewiesen, jedoch habe diese Formation insgesamt bereits einen trendbestätigenden Charakter (nach oben) gezeigt.

Aus mittelfristiger charttechnischer Sicht befinde sich der SDAX - ausgehend vom Coronavirus-Baisse-Tief bei 7.841,39 Punkten (März 2020) - in einer neuen, "normalen" charttechnische Hausse. Mit dem Investment-Kaufsignal (Sprung über die Widerstandszone von 12.750 - 13.100 Punkten) arbeite der SDAX an der Etablierung eines neuen mittelfristigen Aufwärtstrends mit einer "normalen" Aufwärtsdynamik.

Hier deute sich für 2021 ein charttechnisches Kurspotential bis 15.000 Zähler an. Zusätzlich weise der SDAX zurzeit eine mittelfristige, relative Stärke im deutschen Index-Vergleich auf. Aktuell habe der Index die richtige Mischung aus "Coronavirus-Krisen-" und "Wiederöffnungs-Gewinnern". Aus kurzfristiger technischer Sicht arbeite der SDAX für den Rest des Jahres 2020 mit Hilfe der erwarteten Jahresendrally an der Kursetablierung oberhalb von 14.000 Punkten.



S&P 500: Neue Allzeithochs



Der S&P 500, ein Kursindex, startete laut Commerzbank im März 2009 bei 666,8 Punkten seinen Hausse-Zyklus (der Begriff steht für eine jahrelange Aufwärtsbewegung am Aktienmarkt, die nur von kurzfristigen Konsolidierungen, Korrekturen und eventuell auch Zwischenbaissen unterbrochen wird).

Dieser habe bisher einen reinen Kurszugewinn von knapp 450 Prozent (plus Dividendenzahlungen) eingebracht. Die Coronavirus-Baisse (Februar/März 2020) habe diesen Hausse-Zyklus zwar kurzfristig unterbrochen, aber aus charttechnischer Sicht nicht beendet. Die neue mittelfristige Aufwärtsbewegung seit dem März-Tief (2.192 Punkte) sei ab September 2020 unterhalb der Resistance-Zone um 3.560 Punkte in eine Konsolidierung (trendbestätigender Charakter nach oben) hineingelaufen.

Zuletzt habe sich der S&P 500 mit einem neuen Kaufsignal wieder nach oben in Bewegung gesetzt. Hierbei weise der US-Aktienmarkt eine gute technische Marktbreite bei den Einzelwerten auf, was sich auch bei den neuen Allzeithochs im Dow Jones Industrial und im Dow Jones Transportation widerspiegele. Die technische Gesamtlage deute besonders für das erste Halbjahr 2021 eine Fortsetzung der Klettertour im S&P 500 bis in die Zone von 3.800 - 4.000 Zähler an. Im Lauf des Jahres 2021 sollte es nicht überraschen, wenn das Aufwärts-Momentum sich deutlich abschwäche, da der US-Aktienmarkt auch im historischen Vergleich sportlich bewertet sei.



Nikkei 225: Übergeordnetes, technisches Kaufsignal



Der japanische Nikkei 225, ebenfalls ein Kursindex, befindet sich aus sehr langfristiger technischer Sicht seit Juni 1970 (Start: 1929,64 Punkte) in einer "Mega-Hausse", die sich in nur drei übergeordnete Phasen einteilt, so die Commerzbank. Erstens die Bilderbuch-Hausse bis zum Dezember 1989 mit einem Anstieg bis auf 38.957 Punkte. Zweitens eine Baisse-Bewegung bis Oktober 2008 (Umfeld der Finanzkrise) auf 6.994,90 Zähler. Drittens liege seit Oktober 2008 der laufende Hausse-Zyklus vor. In lokaler Währung habe der Index mit dem Kursanstieg von 6695 - 26.706 Punkten einen Zugewinn von knapp 300 Prozent erzielt.

In diesem Hausse-Zyklus sein es bisher zu einem Wechselspiel aus Investment-Kaufsignalen wie Aufwärtstrends und Korrekturen gekommen. Ab dem Jahreswechsel 2017/2018 sei der Nikkei 225 unterhalb der Resistance-Zone von 24.100 - 24.500 Punkte in eine Seitwärtspendelbewegung mit einer Unterstützung um 20.400 Zähler hineingelaufen. Aus technischer Sicht habe diese Seitwärtspendelbewegung bereits einen trendbestätigenden Charakter (nach oben) gehabt.

Zuletzt sei der Index mit einem übergeordneten Investment-Kaufsignal (Sprung über die Resistance-Zone von 24100 - 24500 Zähler) losgelaufen und habe den technischen Hausse-Zyklus (seit Oktober 2008) wieder aufgenommen. Der Nikkei 225 sollte seine relative Stärke im internationalen Index-Vergleich auch im Jahr 2021 beibehalten und sich in Richtung der nächsten mittelfristigen, technischen Etappenzielzone von 29.000 bis 30-000 Punkte bewegen.



Euro STOXX 50: Relative Schwäche im internationalen Index-Vergleich



Der Euro STOXX 50, ein Kursindex, konnte im Jahr 2020 mit einer ausgeprägten relativen Schwäche im Index-Vergleich nahtlos an seine unterdurchschnittliche Kursentwicklung in diesem Hausse-Zyklus (seit März 2009; Start bei 1765,5 Punkte) anknüpfen, erklärt die Commerzbank.

Der Index habe bisher in diesem Zeitraum bis zum bisherige Hausse-Zyklus-Hoch bei 3867,3 Punkten im Februar 2020 "nur" einen Kursgewinn von 119 Prozent erreicht. Dafür weise der Index - trotz der vielen Wechsel bei der Index-Zusammensetzung im Jahr 2020 - weiterhin im internationalen Index-Vergleich eine überdurchschnittliche (Brutto-)Dividendenrendite auf.

Innerhalb des Hausse-Zyklus habe der Index bereits im April 2015 die Resistance-Zone von 3.800 - 3.870 Punkten erreicht. Seitdem befinde sich der Euro STOXX 50 unterhalb dieser Zone in einer Seitwärtspendelbewegung. Der Hausse-Zyklus mache damit seit über fünf Jahren eine Pause. Aus übergeordneter Sicht habe auch diese Seitwärtspendelbewegung einen trendbestätigenden Charakter nach oben.

Die Kaufsignale der vergangenen Wochen deuteten für das Jahr 2021 ein erneutes Heranlaufen an diese Resistance-Zone (3.800 - 3.870 Zähler) an. Gute technische Aspekte, dass der Index schon in 2021 das Verlassen dieser Seitwärtspendelbewegung nach oben vorbereitet, lägen zurzeit aber noch nicht vor.