Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Mittwoch von ihrer nervösen Seite gezeigt. So legte der DAX zu Marktbeginn zu, drehte dann aber ins Minus. Am späten Nachmittag erholte sich der Leitindex wieder von seinen zwischenzeitlichen Verlusten. Unsere aktuelle DAX-Chartanalyse.

So gab, kurz vor Handelsschluss, die Hoffnung auf eine weiter lockere Geldpolitik der Notenbanken den Börsen Auftrieb. In den USA machte der tonangebende Leitindex Dow Jones Industrial Verluste von rund zwei Prozent um etwa die Hälfte wett. Unsere aktuelle Dow Jones-Chartanalyse.

Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets schrieb, die Anleger wägten derzeit ab zwischen den Belastungen durch den US-chinesischen Handelskonflikt und den Entlastungen durch die Geldpolitik. In Indien, Thailand, Neuseeland hätten gleich drei Zentralbanken in Asien die Zinsen teils stärker als erwartet gesenkt. Niedrigere Zinsen lassen Aktien gegenüber anderen Anlageformen wie Anleihen in einem günstigeren Licht erscheinen.

Die Nervosität der Investoren blieb dennoch groß: Die "Antikrisen-Währung" Gold stieg auf ein Sechseinhalb-Jahres-Hoch von 1494,40 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Andere "sichere Häfen" wie deutsche und Schweizer Staatsanleihen zogen sie ebenfalls an. Dies drückte die Renditen der zehnjährigen Papiere jeweils auf ein Rekordtief von minus 0,598 beziehungsweise minus 0,955 Prozent.

Mehrere Unternehmen öffneten am Mittwoch ihre Bücher für das zweite Quartal. Hier: Unsere Einschätzungen zu den Quartalszahlen von Wirecard und der Commerzbank.


Was am Mittwoch an der Börse sonst noch wichtig war

Wirecard erhöht Ziele leicht - Schwung bei Neukundenwachstum gedämpft
Der Zahlungsdienstleister Wirecard kann weiter auf den Boom beim Online-Shopping zählen und erhöht zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Prognose. Allerdings legte das Neukundenwachstum nicht mehr ganz so rasant zu wie zuletzt. Vorstandschef Markus Braun ist dennoch zuversichtlich, auch über das laufende Jahr hinaus. Denn das Wachstum lief auch im zweiten Quartal wieder wie am Schnürchen, wie Wirecard am Mittwoch in Aschheim bei München mitteilte.

Bayer und Lanxess verkaufen Chemieparkbetreiber - Hohe Kursgewinne
Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer kommt bei seinem Umbau voran. Der gemeinsam mit der ehemaligen Tochter Lanxess gehaltene Chemiepark-Betreiber Currenta gehe für 3,5 Milliarden Euro inklusive Schulden an Infrastrukturfonds (Mira) der australischen Bank Macquarie, wie Bayer und Lanxess am späten Dienstagabend mitteilten. Die Analysten Markus Mayer und Laura Lopez Pineda von der Baader Bank sprachen von einer "überraschend hohen Bewertung". Die Aktien von Bayer und Lanxess stiegen am Mittwoch kräftig.

Zinstief und Konjunktur quälen Commerzbank - Aktie auf Jahrestief
Zinstief und Konjunktureintrübung haben die Geschäfte der Commerzbank nach den geplatzten Fusionsgesprächen mit der Deutschen Bank belastet. Dank geringerer Steuern konnte das Institut im zweiten Quartal allerdings einen Gewinneinbruch verhindern. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 271 Millionen Euro und damit eine Million weniger als ein Jahr zuvor, wie das Institut am Mittwoch in Frankfurt mitteilte.

Morphosys steigert Umsatz und will Tafa-Zulassung in EU - Kurs steigt
Eine Meilensteinzahlung hat Morphosys im zweiten Quartal zu einem deutlich höheren Umsatz und Betriebsgewinn als im Vorjahreszeitraum verholfen. Zugleich gab das Unternehmen aus Planegg bei München bekannt, einen Zulassungsantrag für das erste hauseigene Blutkrebs-Medikament Tafasitamab auf Basis einer sogenannten L-MIND-Studie bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA einreichen zu wollen. In Europa könne Tafasitamab damit frühestens 2021 an den Start gehen, hieß es. In den USA hat der Antikörper bereits den Status "Therapiedurchbruch" erlangt. Bis Ende des Jahres will Morphosys den Antrag zur Zulassung bei der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA eingereicht haben.

Conti will nach Gewinneinbruch Jobs streichen und kappt Investitionen
Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental sieht sich angesichts der Lage auf den Automärkten zu harten Einschnitten gezwungen. Nach dem jüngsten Gewinneinbruch will das Unternehmen Stellen streichen und damit Kosten senken, zudem sollen die Investitionen in Technik für den Verbrennungsmotor gekappt werden. "Derzeit ist das Marktumfeld sehr herausfordernd", sagte Conti-Chef Elmar Degenhart. "Auf den rückläufigen Markt reagieren wir mit strenger Kostendisziplin und Erhöhung unserer Wettbewerbsfähigkeit."

'Wiwo': Die nächsten Glyphosat-Prozesse in den USA von Bayer werden vertagt
Womöglich Aufschub für Bayer: der für den 19. August angesetzte nächste US-Prozess um mögliche Krebsrisiken glyhposathaltiger Unkrauftvernichter wird laut einem Bericht der "Wirtschaftswoche" (Wiwo) offenbar verschoben. Ebenso soll ein für September geplantes Verfahren vertagt werden, wie die "Wiwo" am Mittwoch unter Berufung auf US-Justizkreise schrieb. Eine Stellungnahme seitens der Gerichte gebe es noch nicht, hieß es weiter.

Munich Re hält trotz Gewinnsprung an Jahreszielen fest - Aktie legt zu
Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re setzt trotz eines knappen Milliardengewinns im zweiten Quartal seine Ziele für 2019 nicht herauf. Vorstandschef Joachim Wenning rechnet weiterhin mit einem Überschuss von rund 2,5 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Mittwoch in München mitteilte. Für das kommende Jahr sieht der Manager die Munich Re auf Kurs, den Gewinn auf 2,8 Milliarden Euro zu steigern. Analysten gingen jedoch schon für 2019 von 2,7 Milliarden Euro aus.

Britischer Markt belastet Ergebnis bei Eon
Der schwierige Markt in Großbritannien bereitet dem Energieriesen Eon weiterhin Probleme. Insgesamt 400 000 Kunden hat der Konzern dort in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres verloren, erklärte Finanzchef Marc Spieker am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalszahlen. Der Markt auf der Insel sei stark reguliert. Die im vergangenen Jahr eingeführten Preisobergrenzen führten daher zu deutlichen Einbußen.

Hohe Ausgaben reduzieren Gewinne von ProSiebenSat.1
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 investiert kräftig in sein Entertainment-Geschäft und nimmt dafür bröckelnde Gewinne in Kauf. "Wir sind stark auf unsere Drei-Säulen-Struktur fokussiert und wollen die sauber aufstellen", sagte Konzernchef Max Conze am Mittwoch bei einer Telefonkonferenz. "Dabei kommen wir sehr gut vorwärts." Der Konzern stellt sich angesichts rückläufiger TV-Werbeeinnahmen seit einiger Zeit neu auf und will sich auf die Bereiche Unterhaltung, Onlineshops und die Produktion von Inhalten konzentrieren.

Autozulieferer ElringKlinger muss nach Verlust weiter sparen
Der Autozulieferer ElringKlinger muss seine Sparbemühungen nach einem Verlust in der ersten Jahreshälfte weiter fortführen. Der Konzern hatte bereits in den ersten Monaten des Jahres ein umfangreiches Sparprogramm aufgelegt. Das macht auch vor den Mitarbeitern nicht halt: Überstunden werden konsequent abgebaut, um der geringen Auslastung in einigen Bereichen zu begegnen.

rtr/dpa-AFX/fh