Der Dax ist nicht zu bremsen: Langsam aber stetig arbeitet sich der deutsche Leitindex in Richtung einer neuen Rekordmarke vor. Am Donnerstagvormittag notierte er in der Spitze 0,6 Prozent fester bei 10.026 Zählern. Händlern zufolge setzen Anleger darauf, dass EZB-Chef Mario Draghi die Märkte am Nachmittag auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik im Euro-Raum vorbereiten wird. Draghi wird die Presse um 14.30 Uhr über den weiteren Kurs der EZB informieren.

Das billige Geld der großen Notenbanken, das in den vergangenen Jahren in die Märkte gepumpt wurde, gilt als entscheidender Treiber für die weltweit steigenden Aktiennotierungen. Zuletzt hatte der Dax im Juni mit 10.050,98 Zählern ein Allzeithoch markiert.

"Für die Mehrheit am Markt dürfte inzwischen klar sein, dass die EZB früher oder später zu weiteren expansiven Maßnahmen greifen wird", schrieb Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen in einem Kommentar. Den "großen Paukenschlag", zu dem auch ein breit angelegtes Staatsanleihe-Kaufprogramm gehören könnte, erwartet sie allerdings nicht mehr in diesem Jahr.

Auf Seite 2: EURO FÄLLT ZEITWEISE UNTER 1,23 DOLLAR



EURO FÄLLT ZEITWEISE UNTER 1,23 DOLLAR

Nach Einschätzung von Börsianern dürften aber schon Hinweise darauf, wann mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik zu rechnen ist, für ordentlich Bewegung am Markt sorgen. "Neue Rekordmarken wären dann ganz schnell drin," sagte ein Händler. Der Euro fiel bereits vor dem EZB-Entscheid zeitweise unter die Marke von 1,23 Dollar und notierte mit 1,2294 Dollar auf dem tiefsten Stand seit August 2012.

Für Auftrieb im Dax sorgten neben der Geldpolitik der EZB auch die zuversichtlichen Töne der US-Notenbank zur konjunkturellen Entwicklung. Die US-Wirtschaft habe im Oktober und November zugelegt, hieß es in dem am Mittwochabend veröffentlichten Konjunkturbericht der Fed. Experten erwarten trotz des Aufschwungs jedoch nicht, dass die US-Notenbank vor September 2015 an der Zinsschraube dreht.

Unter den Einzelwerten standen Airline-Aktien im Fokus. Europas größter Billigflieger Ryanair hat wegen einer kräftig gestiegenen Nachfrage die Gewinnprognose abermals nach oben geschraubt. Die Titel stiegen um bis zu 9,9 Prozent auf ein Rekordhoch von 9,58 Euro. Der Optimismus von Ryanair verhalf auch den Aktien anderer europäischer Fluggesellschaften zu Kursgewinnen: Lufthansa gehörten mit einem Plus von 1,5 Prozent zu den größten Gewinnern im Dax - und das, obwohl die Airline von einem neuen Pilotenstreik betroffen ist. Easyjet und Air France-KLM legten 2,1 und ein Prozent zu.

Auf Seite 3: TUI TRAVEL ÜBERRASCHT MIT KRÄFTIGEM GEWINNPLUS



TUI TRAVEL ÜBERRASCHT MIT KRÄFTIGEM GEWINNPLUS

Ebenfalls nach oben ging es für die Aktien von TUI Travel, die sich in London um vier Prozent verteuerten. Der britische Reiseanbieter zieht mit einem überraschend kräftigen Gewinnplus in die Fusion mit der deutschen Mutter TUI. TUI waren mit einem Plus von drei Prozent größter MDax -Gewinner. Bis Ende des Jahres soll die Verschmelzung von TUI Travel mit dem Mutterkonzern aus Hannover vollzogen werden. Dadurch entsteht der größte Reisekonzern der Welt.

Für Enttäuschung sorgte der neue Kuka -Großaktionär Voith: Die Absicht der Schwaben, sich mit einer Beteiligung von 25,1 Prozent zufriedenzugeben, quittierten die Aktionäre des Roboterbauers mit Verkäufen. Im MDax fielen die Titel um vier Prozent. Voith-Vorstandschef Hubert Lienhard hatte am Vortag anlässlich des Einstiegs bei Kuka erklärt: "Wir fühlen uns mit 25,1 Prozent gut positioniert und meinen, das genügt unseren Interessen."

Reuters