In Erwartung auf weitere Corona-Einschränkungen gingen Anleger am Mittwoch überwiegend in Deckung. Bundeskanzlerin Angela Merkel will mit den 16 Ministerpräsidenten der Bundesländer über weitere Beschränkungen im Kampf gegen die Pandemie beraten. Im Raum stehen unter anderem neue Auflagen für den Einzelhandel und Einschränkungen bei Gastronomie und Hotels im Januar.

Auch an der Wall Street war die Stimmung etwas getrübt. Nach dem Rekordschlusskurs von über 30.000 Punkten am Vortag ging es am Mittwoch wieder etwas abwärts. Die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenhilfe war in der vergangenen Woche überraschend gestiegen. Grundsätzlich werde die Stimmung am Aktienmarkt aber nach wie vor durch die Beseitigung politischer Unsicherheit in den USA hochgehalten, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Broker ActivTrades.

Am Ölmarkt verteuerte sich die Nordseesorte Brent zur Wochenmitte erneut. Die Anleger beruhige, dass es nicht nur um einen einzigen Impfstoff gehe, sondern gleich mehrere Pharmakonzerne Mittel und damit Lösungen für die Krise in Aussicht stellten, sagte Analyst Evangelista. "Die Märkte preisen dies nicht als einen sporadischen Versuch ein, das Virus einzudämmen, sondern als einen gut strukturierten Plan, der in der Lage sein sollte, die Zahl der von diesem Virus betroffenen Menschen ernsthaft einzudämmen und der langen Reihe von Sperren der letzten Monate ein Ende zu setzen."

Von dem steigenden Ölpreis profitierte der Energiesektor: So legte E.ON im DAX um fast zwei Prozent zu. Die Aktie von RWE zog ebenfalls an. Im deutschen Leitindex stand zum Handelsschluss Delivery Hero an der Spitze gefolgt von Vonovia und Henkel. Die Aktie von Volkswagen rutschte ans DAX-Ende.

Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war


Neue Unruhe bei VW: Kann sich Diess bei Vorstandsposten durchsetzen?
Der im Sommer nur mühsam beigelegte Streit zwischen Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess und der Arbeitnehmerseite könnte sich neu entzünden. Anlass sollen unter anderem Vorstellungen des Managers zur Neubesetzung von Top-Positionen sein. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Mittwoch stößt Diess mit einigen Wunschkandidaten für Führungsposten im kommenden Jahr auf Widerstand.

EZB-Direktor Mersch signalisiert Ende des generellen Dividendenstopps für Banken
Die Eurozonen-Banken dürfen trotz der sich zuletzt verschärfenden Corona-Krise wohl bald wieder Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten. Ab dem kommenden Jahr werde dies wieder erlaubt sein - zumindest dann, wenn die Banken die Aufseher davon überzeugen, dass sie genügend Kapital haben, um die Folgen der Pandemie ausbügeln zu können, sagte EZB-Aufsichtsvizechef Yves Mersch der "Financial Times" am Mittwoch. Er bekräftigte damit seine Aussagen aus dem September, obwohl sich die Corona-Pandemie seitdem wieder drastisch verschärft hat. Mersch ist noch bis Ende 2020 der amtierende Vize-Chef der EZB-Bankenaufsicht.

Nutzfahrzeugmarkt im Oktober leicht geschrumpft
Die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen in Europa ist im Oktober etwas zurückgegangen. In der Europäischen Union (EU) gaben die Neuzulassungen im Oktober gegenüber dem Vorjahr um 1,2 Prozent nach, wie der zuständige Branchenverband Acea am Mittwoch in Brüssel mitteilte. Im September hatten die Neuzulassungen zum ersten Mal im Corona-Jahr mit plus 13,3 Prozent zum Vorjahreszeitraum kräftig zugelegt.

Aroundtown bestätigt Prognose - Corona-Krise belastet aber weiter
Der Gewerbeimmobilien-Spezialist Aroundtown sieht sich nach neun Monaten auf Kurs zu seiner im Sommer ausgerufenen Jahresprognose. Darin sind allerdings die direkten Belastungen durch die Corona-Pandemie nicht enthalten. Diese wirkt sich vor allem auf die Hotel-Immobilien des Konzerns aus, wie das Unternehmen am Mittwoch in Luxemburg mitteilte. Die im MDax notierte Aktie gab nach der Erholungsrally in den vergangenen Wochen deutlich nach.

Jungheinrich will Umsatz bis 2025 deutlich steigern
Nach seiner jüngsten Prognoseanhebung traut sich der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich auch für die kommenden Jahre deutliches Wachstum zu. Bis 2025 wolle das Unternehmen einen Umsatz von mehr als 5 Milliarden Euro erzielen, teilte Jungheinrich am Mittwoch bei Vorstellung seiner neuen Mittelfriststrategie in Hamburg mit. Dabei sollen die außereuropäischen Erlöse auf einen Anteil von mehr als 20 Prozent steigen.

Kreise: IBM will in Europa 10 000 Stellen streichen
Der US-Konzern IBM will einem Insider zufolge noch vor der Abspaltung seiner IT-Infrastruktur-Sparte rund 10 000 Arbeitsplätze in Europa abbauen. Damit solle rund jeder fünfte Arbeitsplatz in der Region wegfallen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf einen ungenannten Gewerkschafter. Am stärksten betroffen seien Standorte in Großbritannien und Deutschland. Auch in Polen, der Slowakei, Italien und Belgien sollten Stellen wegfallen.

Biontech-Manager erwartet hohe Kapazitäten für Corona-Impfstoff
Das Mainzer Unternehmen Biontech ist zuversichtlich, die Produktion seines Corona-Impfstoffs im ersten Halbjahr 2021 auf große Mengen hochfahren zu können. In den ersten sechs Monaten des kommenden Jahres könnten in dem Betrieb in Marburg bis zu 250 Millionen Dosen hergestellt werden, sagte Finanzvorstand Sierk Poetting am Mittwoch den Zeitungen der VRM-Gruppe, darunter der "Allgemeinen Zeitung" in Mainz. In dem in Marburg übernommenen Norvatis-Werk seien nur einige Umstellungen notwendig. "Das ist eine Menge intensive Arbeit, aber letztendlich kein Hexenwerk."

Im Dezember bis zu acht neue Mitglieder im SDax erwartet
Im Dezember bahnen sich im SDax zahlreiche Wechsel an. Insgesamt könnte es Index-Experten zufolge bis zu acht Absteiger geben. Ein Austausch aber wird nur vorgenommen, wenn es geeignete Aufstiegskandidaten gibt. Und das sieht dieses Mal recht gut aus. Die Corona-Pandemie hat zwar die Börsen insgesamt schwer getroffen, doch es gibt auch einige Krisengewinner. Der Online-Handel sowie das Geschäft rund um die Virusbekämpfung boomt und so klopfen bereits von dieser Seite her einige Unternehmen an die Eingangspforte des Nebenwerte-Index.

Dell profitiert in Corona-Krise von Trend zur Heimarbeit
Der Computer-Konzern Dell schlägt sich in der Corona-Krise dank eines hohen Bedarfs an PCs, Notebooks und Tablets besser als erwartet. "Wir sind auf eine beispiellose Nachfrage nach Anwendungen für Heimarbeit gestoßen", verkündete Dell-Vorstand Jeff Clarke am Dienstag nach US-Börsenschluss bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal. Der Betriebsgewinn stieg im Jahresvergleich um rund 35 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar (0,9 Mrd Euro).

rtr/dpa-AFX/iw