Es herrsche ein Tauziehen zwischen denjenigen, die den Aufschwung in Gefahr sähen, und denjenigen, die lediglich eine Verzögerung der Erholung erwarteten, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.

Für Kauf-Zurückhaltung sorgte außerdem die Ankündigung von EZB-Chefin Christine Lagarde, ihr Haus wolle den geldpolitischen Ausblick auf der anstehenden Sitzung am 22. Juli ändern. "Noch wichtiger aber: Lagarde zeigte sich weiterhin zurückhaltend und betonte, dass es für Diskussionen um ein Zurückfahren der extrem lockeren Geldpolitik aufgrund der zahlreichen Risiken zu früh ist", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi.

Darüber hinaus fieberten Börsianer der US-Bilanzsaison entgegen, die am Dienstag von den Banken JPMorgan und Goldman Sachs eingeläutet wird. Dank geringerer Rückstellungen für faule Kredite könne mit kräftigen Gewinnzuwächsen gerechnet werden, prognostizierte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Positive Überraschungen seien aber wegen der bereits hohen Erwartungen schwierig. Die Aktien der beiden Geldhäuser gaben im vorbörslichen US-Geschäft jeweils ein knappes Prozent nach.

FURCHT VOR NEUEN LOCKDOWNS SETZT ROHSTOFFEN ZU


An den Rohstoffmärkten spekulierten Investoren auf eine schwächelnde Nachfrage wegen neuer Pandemie-Beschränkungen vor allem in Asien und Australien. Vor diesem Hintergrund erweise sich die jüngste Lockerung der Geldpolitik in China als zweischneidiges Schwert, sagte Marshall Gittler, Chef-Analyst des Brokerhauses BDSwiss. "Sie ist zwar willkommen, signalisiert aber die Sorgen der Behörden in Bezug auf die Wachstumsaussichten Chinas." Das Industriemetall Kupfer verbilligte sich um 1,4 Prozent auf 9382 Dollar je Barrel (159 Liter).

Gleichzeitig fiel der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 1,6 Prozent auf 74,31 Dollar je Barrel (159 Liter). Die gescheiterte Einigung der "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Länder wie Russland gehören, über eine gemeinsame Förderpolitik nähre die Furcht, dass die Ölstaaten den Weltmarkt mit dem "Schwarzen Gold" fluteten, sagte Analyst Stephen Brennock vom Brokerhaus PVM Oil Associates.

TOURISTIKWERTE ERNEUT UNTER DRUCK - KURSSTURZ BEI ATOS


Am Aktienmarkt drückten Corona-Sorgen den Index für die europäische die Reise- und Touristikbranche 1,3 Prozent ins Minus. "Rückläufige Buchungszahlen und Stornierungen wären ein weiterer Rückschlag für den gesamten Wirtschaftsbereich", sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG.

Unterdessen stürzten in Paris die Titel von Atos um 18 Prozent auf ein Sechseinhalb-Jahres-Tief von 43,23 Euro ab. Wegen der Pandemie senkte der IT-Dienstleister sein Ziel für die operative Gewinnmarge im Gesamtjahr auf sechs von 9,4 bis 9,8 Prozent. Dies sei eine Überraschung, sagte ein Börsianer. Das Unternehmen werde einige Zeit benötigen, um verlorenes Vertrauen wiederherzustellen.

Die Papiere von Daily Mail and General Trust stiegen dagegen in London zeitweise um gut zehn Prozent auf ein 21-Jahres-Hoch von 1146 Pence. Die Gründerfamilie Rothermere plant eine umgerechnet 928 Millionen Euro schwere Offerte an die restlichen Eigner des Zeitungsverlags. Anschließend soll der Herausgeber der Boulevard-Blätter "Daily Mail" und "The Sun" von der Börse genommen werden.

rtr