Nach einer turbulenten Woche haben die Anleger im DAX am Freitag die Füße still gehalten. "Gedeckelt werden weitere Aufwärtsambitionen durch die nach wie vor bestehende Unsicherheit über die Wirksamkeit des Coronavirus-Impfstoffs und ein neues Rekordhoch an Neuinfektionen", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Am Montag hatte die Meldung, dass die beiden Biotech-Unternehmen Biontech und Pfizer für ihren Corona-Impfstoff noch im November eine Notfallgenehmigung in den USA beantragen wollen, für ein Kursfeuerwerk gesorgt.

An der Wall Street starteten die US-Börsen stärker in den Handel. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 stiegen zur Eröffnung am Freitag um jeweils ein knappes Prozent. Die Erfolgsnachrichten zum Entwicklungsstand eines Coronavirus-Impfstoffs wirkten weiter nach. Zudem lockten ermutigende Firmenbilanzen Anleger an den US-Aktienmarkt zurück. "Wir beenden eine extrem starke Bilanzsaison mit einem Ausrufezeichen in Form beeindruckender Zahlen von Disney", sagte Anlagestratege Ryan Detrick vom Vermögensverwalter LPL. Dem Datenanbieter Refinitiv zufolge haben inzwischen rund 90 Prozent aller Firmen aus dem Index S&P 500 ihre Zahlen vorgelegt. Im Schnitt werden die Quartalsgewinne wohl um knapp acht Prozent gesunken sein. Anfang Oktober hatten Analysten noch einen Einbruch um mehr als 20 Prozent prognostiziert.

Auf Unternehmensseite stand hierzulande Delivery Hero mit einem Kurssturz von zeitweise 14 Prozent im Fokus. Die Kartellbehörde in Südkorea empfahl dem DAX-Aufsteiger, seine dortige Tochter zu verkaufen, um die Erlaubnis für die Übernahme des Konkurrenten Woowa zu bekommen. Analysten hatten keine derart strenge Auflage erwartet.

Was am Freitag an der Börse sonst noch wichtig war


VW-Konzern liefert im Oktober wieder weniger Fahrzeuge aus
Nach der leichten Stabilisierung im September ist es mit der Erholung der Verkäufe im Volkswagen-Konzern vorerst schon wieder vorbei. Die Auslieferungen des weltgrößten Autoherstellers sanken im Oktober um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie VW am Freitag mitteilte. Insgesamt konnten etwas mehr als 903 000 Fahrzeuge ausgeliefert werden. Zuvor hatte sich das von der Corona-Krise belastete Geschäft im September etwas gefangen, als die VW-Gruppe zwischenzeitlich 3,3 Prozent mehr Autos absetzte.

Immobilienboom treibt Deutsche Wohnen an - Aktie im Minus
Der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen kann 2020 wie schon in den Jahren davor erneut mit einem hohen Sonderertrag durch die Neubewertung von Immobilien rechnen. Der Vorstand des seit Juni im Dax notierten Unternehmens geht davon aus, dass die jährliche Bewertung des Wohnimmobilienbestands zum 31. Dezember voraussichtlich zu einer Aufwertung von rund sechs Prozent der bislang bilanzierten Werte führen wird.

Quartalszahlen von Tele Columbus verfehlen Erwartungen - Aktie sackt ab
Der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus hat von der Corona-Krise kaum berührt im dritten Quartal stabile Ergebnisse eingefahren. Der bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Prozent auf 57,6 Millionen Euro, wie das im SDax notierte Unternehmen am Freitag in Berlin mitteilte. Dabei sind einmalige Kosten von 2,5 Millionen Euro für eine laufende strategische Überprüfung herausgerechnet.

Deutsche Euroshop traut sich wegen Corona weiter keine Prognose zu
Das Geschäft des auf Einkaufscenter spezialisierten Immobilieninvestors Deutsche Euroshop hat sich im Sommer kräftig vom Corona-Schock der ersten Jahreshälfte erholt. Umsatz und operatives Ergebnis gingen im dritten Quartal nicht mehr so stark zurück wie noch in den Monaten zuvor und unter dem Strich stand wieder ein Gewinn.

Bayer erhält Empfehlung für Xarelto bei Kindern in Europa
Bayer kann sich Hoffnung auf eine mögliche Verlängerung der exklusiven Verkaufsrechte in Europa für seinen Umsatztreiber Xarelto machen. Der Ausschuss für Humanarzneimittel der europäischen Arzneimittelbehörde EMA (CHMP) gab eine positive Empfehlung für eine Erweiterung der Zulassung des Gerinnungshemmers zur Behandlung von Blutgerinnseln bei Kindern ab, wie die EMA und Bayer am Freitag mitteilten

dpa-AFX/rtr/fh