Die Lockerung der Pandemie-Restriktionen in einigen europäischen Staaten stütze die Einschätzung, dass die Normalisierung der Wirtschaft auf gutem Weg sei, sagte Volkswirtin Simona Gambarini vom Research-Haus Capital Economics. "Das wird konjunkturabhängigen Werten besonderen Schub geben." Dies wiederum mache heimische Aktien im Vergleich zu US-Papieren attraktiver, ergänzte Anlagestratege Christian Stocker von der HVB-Mutter UniCredit. "Die Gewichtung zyklischer Werte ist in Europa relativ gesehen höher." Vor diesem Hintergrund stiegen die Indizes für die europäischen Öl- und Gaskonzerne, die Minenbetreiber und die Autobauer um bis zu 1,5 Prozent.

DOLLAR UNTER DRUCK - FED-PROTOKOLLE IM BLICK



Am Tag vor Veröffentlichung der jüngsten Fed-Protokolle ging es für die US-Währung dagegen bergab. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel zeitweise auf ein Drei-Monats-Tief von 89,749 Punkten. Offenbar gingen immer mehr Investoren davon aus, dass die US-Notenbank trotz der anziehenden Inflation an ihrer ultra-lockeren Geldpolitik festhalten wird, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus Activtrades.

Die Schwäche der Weltleitwährung machte Rohstoffe für Investoren außerhalb der USA attraktiver. Unter anderem deshalb kletterte der Preis für das auch als Inflationsschutz genutzte Gold um bis zu 0,4 Prozent auf ein Dreieinhalb-Monats-Hoch von 1873,41 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Parallel dazu erreichte die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee mit 70,24 Dollar je Barrel (159 Liter) ein Zweieinhalb-Monats-Hoch. Zusatzschub erhalte sie vom wachsenden Konjunktur-Optimismus dank der Impf-Erfolge in den Industriestaaten, sagte Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM. "Die Volkswirtschaften schalten einen Gang hoch." Dies schüre Hoffnungen auf einen baldigen Anstieg der Öl-Nachfrage.

ANLEGER SPITZEN BEI SONOVA-AUSBLICK DIE OHREN



Bei den europäischen Aktienwerten stach Sonova mit einem Kurssprung von zeitweise fast zwölf Prozent heraus. Mit 291,20 Franken waren die Titel des weltgrößten Hörgeräte-Herstellers in Zürich so teuer wie noch nie. Sowohl die vorgelegten Zahlen als auch der Ausblick lägen über den Markterwartungen, kommentierte Analyst Kit Lee von der Investmentbank Jefferies.

In London gewannen die Papiere von Oxford Biomedica ebenfalls etwa zwölf Prozent auf 1120 Pence und steuerten auf den höchsten Schlusskurs seit 13 Jahren zu. Dank eines ausgeweiteten Auftrags zur Fertigung des Coronavirus-Impfstoffs von Astrazeneca peilt das Unternehmen für das laufende Jahr Erlöse aus diesem Deal von umgerechnet 116 Millionen Euro an, doppelt so viel wie bisher.

Enttäuscht reagierten Investoren dagegen auf den Ausblick von Iliad. Der französische Mobilfunker will wegen hoher Investitionen in die neue Übertragungstechnik 5G seine Ziele für den Mittelzufluss korrigieren. Iliad-Aktien brachen daraufhin in Paris um gut zehn Prozent ein. Das ist der größte Kursrutsch seit mehr als einem Jahr. Parallel dazu rutschten die Aktien des Rivalen Vodafone um 6,4 Prozent ab. Investoren nähmen die Aussagen des britischen Konzerns zu höheren 5G-Investitionen zum Anlass, Gewinne mitzunehmen, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

rtr