Die Anleger am deutschen Aktienmarkt sind am Mittwoch in die Defensive gegangen. Selbst positive deutsche Konjunkturdaten verhalfen den heimischen Börsen nicht zu höheren Kursen. Am Vormittag meldete das Münchner Ifo-Institut, dass der Geschäftsklimaindex im Dezember auf den höchsten Stand seit einem halben Jahr und zum zweiten Mal in Folge geklettert ist. Damit entwickelte sich der Indikator besser als von Analysten erwartet. "Die deutsche Wirtschaft geht zuversichtlicher ins neue Jahr", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest die aktuelle Stimmung. Sowohl die aktuelle Lage als auch ihre Erwartungen wurden von den befragten Unternehmen für die kommenden sechs Monate besser eingeschätzt. Die Teileinigung im Handelsstreit zwischen USA und China sowie der Wahlsieg der Tories in Großbritannien haben an den deutschen Handelsplätzen offensichtlich nur temporär für gute Laune gesorgt. Nach Aussagen von Premierminister Boris Johnson sei eine Verlängerung der Übergangsphase für den Brexit ausgeschlossen. Somit wäre Ende 2020 doch noch ein Brexit ohne Vertrag denkbar.

Am heutigen Mittwoch stand die Aktie von Wirecard auf der Liste der größten DAX-Tagesgewinner ganz oben und legte um 1,3 Prozent auf 106,25 Euro zu. Während diverse Hedgefonds weiterhin verstärkt als Leerverkäufer in Erscheinung treten, hat ein Großaktionär seine Position kräftig aufgestockt. Vor dem Jahreswechsel könnte der Titel aber noch einmal unter Druck geraten, falls institutionelle Investoren "Window-Dressing" betreiben und den Underperformer 2019 aus ihren Portfolios entfernen sollten. Die meisten Analysten halten dem Bezahldienstleister aber weiterhin die Treue. Die ausgesprochenen Kursziele reichen von 120 bis 270 Euro und liegen somit allesamt über dem aktuellen Kursniveau.

Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war


Neuer Auto-Gigant: Opel-Mutter PSA und Fiat Chrysler fusionieren
Die Opel-Mutter PSA und Fiat Chrysler wollen mit einer Mega-Fusion der Krise in der Autoindustrie trotzen. Als künftig viertgrößter Hersteller der Welt mit Hunderttausenden Mitarbeitern werde der neue Konzern zu einem "Hauptakteur" der Branche aufsteigen, wie die Unternehmen am Mittwoch in Paris und Turin mitteilten.

Jungheinrich blickt verhalten auf 2020 - Aktie bricht ein
Der Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich rechnet angesichts der derzeitigen konjunkturellen Unsicherheit im nächsten Jahr mit einem Rückgang bei Umsatz und Ergebnis. So dürften sich die Erlöse 2020 zwischen 3,6 und 3,8 Milliarden Euro bewegen, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Für das Jahr 2019 strebt der Konzern hier noch immer 3,85 bis 4,05 Milliarden Euro an. Das operative Ergebnis (Ebit) soll sich auf 150 bis 200 Millionen Euro belaufen, bei anvisierten 240 bis 260 Millionen im laufenden Jahr. An der Börse brach die im SDax notierte Aktie am Vormittag um 19,5 Prozent ein.

'MM': Deutsche Bank erwägt Streichung von bis zu 300 Standorten
Die Deutsche Bank denkt einem Pressebericht zufolge über die Schließung von 200 bis 300 Filialstandorten bei sich und ihrer Tochter Postbank nach. Über diese Zahlen werde derzeit intern diskutiert, berichtete das "Manager Magazin" ("MM") am Mittwoch ohne Nennung genauerer Quellen. Die Ausdünnung des Filialnetzes solle wie der laufende Radikalumbau des Konzerns bis zum Jahr 2022 abgeschlossen werden. Noch sei unklar, wie sich die Schließungen auf die beiden Marken aufteilen. Insgesamt kommt die Deutsche Bank samt Postbank derzeit auf rund 1300 Filialen.

Verdi bestreikt am Donnerstag Lufthansa-Küchen
Bei der Lufthansa bleiben an diesem Donnerstag voraussichtlich die Küchen kalt. Die Gewerkschaft Verdi hat ihre Mitglieder zu einem 24-stündigen Streik an den Hauptstandorten München und Frankfurt aufgerufen. Die Auswirkungen auf den Flugplan blieben zunächst unklar. Allerdings können Langstreckenflugzeuge ohne Bordverpflegung nicht starten.

Südzucker wird bei Gewinnplänen optimistischer
Europas größter Zuckerproduzent Südzucker schraubt nach einem überraschend guten Quartal seine Gewinnerwartungen für das laufende Geschäftsjahr herauf. Dank besseren Geschäften im Spezialitäten-Segment und bei der Tochter Cropenergies dürfte das operative Ergebnis in den zwölf Monaten bis Ende Februar nun zwischen 70 und 130 Millionen Euro erreichen, teilte das im SDax gelistete Unternehmen am Mittwoch in Mannheim mit. Bisher hatte das Management 50 bis 130 Millionen Euro angepeilt.

Rib Software will 2020 kräftig wachsen - Gewinnziel aber unter Erwartungen
Der Bausoftwarehersteller RIB Software peilt im neuen Jahr ein kräftiges Wachstum an. Der Umsatz soll auf 260 bis 300 Millionen Euro steigen, wie das SDax-Unternehmen am Mittwoch in Stuttgart mitteilte. Beim operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sollen 52 bis 60 Millionen Euro erreicht werden. Am Markt kamen die Ziele schlecht an: Die Aktien fielen zuletzt um rund zwei Prozent. Während der Umsatzausblick noch im Rahmen der Markterwartungen liege, hinke das Gewinnziel der durchschnittlichen Schätzung hinterher, erklärte ein Händler.

Scout24 verkauft Portale AutoScout24 und Finanzcheck an Finanzinvestor
Der Internetportal-Betreiber Scout24 verkauft seine Ableger AutoScout24 und Finanzcheck an den Finanzinvestor Hellman & Friedman. Der Kaufpreis liege bei rund 2,9 Milliarden Euro, teilte das im MDax gelistete Unternehmen am Dienstagabend in München mit. Vorstand und Aufsichtsrat hätten dem Deal zugestimmt. Den Angaben zufolge könnte der Preis aber noch angepasst werden. Zudem müssen die Aufsichtsbehörden dem Geschäft noch zustimmen.

rtr/dpa-AFX/jb