Die Unsicherheit über die politische Zukunft Griechenlands und die Geldpolitik der EZB hat am Montag die europäischen Finanzmärkte belastet. Am Devisenmarkt drückten Spekulationen auf weitere Geldspritzen der EZB den Euro erstmals wieder unter 1,20 Dollar. Mit 1,18605 Dollar markierte die Gemeinschaftswährung auf der Handelsplattform EBS zeitweise den niedrigsten Stand seit 2006. Dazu trug auch die neu entfachte Debatte über einen möglichen Austritt Griechenlands aus dem Euro-Raum nach der Parlamentswahl am 25. Januar bei. Am frühen Nachmittag notierte der Euro wieder bei 1,19 Dollar.

An den Aktienmärkten überwogen bis zum frühen Nachmittag die Verkäufe: Der Dax fiel um 1,1 Prozent auf 9660 Zähler, der EuroStoxx50 verlor 1,5 Prozent auf 3092 Punkte. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures zur Eröffnung ebenfalls sinkende Kurse.

"Sollte bei den Wahlen die radikal-linke Oppositionspartei Syriza an die Macht gelangen, würde die bisherige Spar- und Reformpolitik in Hellas wohl der Geschichte angehören", sagte IG-Markets-Analyst Gregor Kuhn. Knapp einen Monat vor der vorgezogenen Parlamentswahl führt die reformkritische Syriza die Umfragen an. Spekulationen, die Euro-Zone könnte Griechenland notfalls austreten ("Grexit") lassen, drückte in Athen die Börse deutlich: Der Leitindex verlor 4,6 Prozent. Griechische Staatsanleihen warfen Investoren ebenfalls aus ihren Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf bis zu 9,62 Prozent von 9,256 Prozent am Freitag.

Selbst wenn die Risiken eines griechischen Austritts begrenzt wären, führten die Spekulationen um einen potenziellen Dominoeffekt zu einer Zurückhaltung am Markt, erklärte Andreas Paciorek, Marktanalyst bei CMC Markets. Schließlich finde die nächste EZB-Ratssitzung nur wenige Tage vor der Wahl am 22. Januar statt. Die Notenbanker - viele Börsianer rechnen zumindest mit einem Zeitplan für die erwarteten Staatanleihekäufe - könnten sich zum Abwarten entschließen.

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FALLENDE ÖLPREISE BELASTEN BÖRSEN IN MOSKAU UND LONDON

Im Dax warfen die Anleger die Aktien von Lanxess aus ihren Depots, nachdem die Analysten von Mainfirst die Titel des Chemiekonzerns zum Verkauf empfohlen hatten. Lanxess verloren 4,5 Prozent. Nach unten ging es auch für BMW mit einem Abschlag von 2,6 Prozent. Der Autobauer zahlt in einem Streit um zu hohe Zielvorgaben umgerechnet 685 Millionen Euro an seine chinesischen Händler.

Zu den wenigen Dax-Gewinnern zählten die Titel der Deutschen Börse, die zwei Prozent zulegten. Der Börsenbetreiber hatte 2014 auf dem Computersystem Xetra, im Parketthandel in Frankfurt und bei der Berliner Börse Tradegate mehr umgesetzt. Gefragt waren defensive Werte, etwa FMC als stärkster Dax-Wert.

In Mailand zählten Luxottica mit einem Plus von bis zu 4,3 Prozent auf ein Rekordhoch von 47,24 Euro zu den größten Gewinnern. Der weltgrößte Brillen-Hersteller profitiert vom niedrigen Euro-Kurs. In Dublin hoben nach Verkaufszahlen die Aktien von Ryanair ab und legten 3,8 Prozent auf ein Rekordhoch von 10,19 Euro zu.

Der fallende Ölpreis stützte auch die Aktien vieler Fluggesellschaften wie der Lufthansa, die um 1,2 Prozent stiegen. Doch gerieten in London die Titel von Öl- und Bergbaukonzernen wie BP und BHP Billiton unter Druck und verloren je drei Prozent. Die Ölpreise nahmen bis zum Nachmittag ihre Talfahrt wieder auf. Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um 3,5 Prozent je Barrel (159 Liter) auf 54,44 Dollar und notierte damit so niedrig wie zuletzt im Mai 2009. Dies brachte auch die Moskauer Börse wieder unter Druck.

Reuters