Elgeti, früher Chef von TAG-Immobilien, besitzt 28 Prozent der FP-Aktien und will - ohne das er dafür Gründe nennt - einen Hauptversammlungsbeschluss herbeiführen, der Günther das Vertrauen entzieht. Elgeti sieht Differenzen in der "Umsetzung der Unternehmensstrategie" zwischen Vorstand und Aufsichtsrat, ohne dass allerdings je von einem Streit zwischen Aufsehern und Management etwas bekannt geworden wäre. Vielmehr verlängerte der Aufsichtsrat Günthers Vertrag vor der HV des vergangenen Jahres bis Ende 2022. Undurchsichtig in der Auseinandersetzung ist die derzeitige Rolle von Aufsichtsratschef Klaus Röhrig. Röhrig hält über die von ihm mitgegründete Active Ownership Capital (AOC) 9,5 Prozent der Anteile und hatte Günther 2016 zu FP geholt. Nun steckt er in einer Zwickmühle: Dem Wohl des Unternehmens verpflichtet, müsste er gerade in der Coronakrise für größtmögliche Ruhe im Unternehmen sorgen und sich voll hinter seinen Vorstandsvorsitzenden stellen. Anderseits dürfte ihn der aktivistische Investor Elgeti, der ihm auf der vergangenen HV bereits die Entlastung verweigerte, erheblich unter Druck setzen, um seine eigenen Vorstellungen von einer Wertsteigerung seiner Beteiligung durchzusetzen. Röhrig darf sich aber nicht zu offensichtlich auf Elgetis Seite schlagen. Das könnte als Acting in Concert gewertet werden und würde ein Übernahmeangebot an die freien Aktionäre auslösen, weil Elgeti und Röhrig zusammen über 30 Prozent kommen. Unbestritten ist, FP muss sich wandeln. Der Kernmarkt, die hochprofitable Frankiermaschine, schrumpft, die Postdienstleistungen bringen kaum Geld, der Aufbau neuer, digitaler Produkte verursacht hohe Kosten. Dafür haben Vorstand und Aufsichtsrat vor drei Jahren zwei Programme verabschiedet. Über die dort festgelegte Geschwindigkeit des Firmenumbaus ließe sich streiten, die Zahlen der vergangenen Jahre geben Günther und seinen Kollegen indes Recht. Diskutieren lässt sich dagegen über das Vorhaben von Elgeti und Röhrig, den Vorstand auf vier Personen aufzublähen. Am 1. Juni soll Carsten Lind in den Vorstand einziehen - während Günther weiter im Amt ist, den er eigentlich ersetzen sollte. Lind ist Partner des Beteiligungsunternehmens Bavaria Industries und ist dort für die Geschäfte des FP-Konkurrenten Azolver zuständig. Neben unklaren Führungsstrukturen sorgen daher Zerschlagungsspekulationen für Unruhe. Gleichzeitig belastet die Coronakrise und lässt Umsatz und operativen Gewinn dieses Jahr deutlich zurückgehen. Der Machtkampf scheint noch nicht entschieden.