Geschlossene Kneipen, abgesagte Feste - die Corona-Krise schlägt sich in den Zahlen der Karlsberg Brauerei GmbH nieder. Der Umsatz sank im ersten Halbjahr auf 57,7 Millionen Euro, in den ersten sechs Monaten 2019 waren es 65,6 Millionen gewesen. Zugleich stieg aber der Betriebsgewinn (Ebitda) von 11,3 Millionen auf 11,6 Millionen Euro. Von der Umsatzprognose fürs Gesamtjahr - angepeilt war ein Umsatz nahe dem Niveau von 2019 mit 125,8 Millionen Euro - haben sich die Braumanager verabschiedet. An der Ergebnisprognose halten sie allerdings fest: Das Ebitda soll zwischen 16 und 19 Millionen Euro liegen; 2019 waren es 19,7 Millionen.

Bei Karlsberg bezeichnet man sich als eine der größten familiengeführten Brauereigruppen in Deutschland und mit der Marke Mixery als bundesweiten Marktführer im Absatz von Biermischgetränken. Daneben steht vor allem die Marke Karlsberg im Fokus der Firmenstrategie: Das Bier zielt auf den regionalen Absatz, das Urpils ist dementsprechend Marktführer im Saarland.

Mit starken Marken, breitem Sortiment und diversifiziertem Vertrieb über Handel, Gastronomie und Export sieht Karlsberg-Chef Christian Weber die Brauerei gut aufgestellt. Auch den Trend zu insgesamt weniger Bierkonsum der Bundesbürger betrachten die saarländischen Brauer gelassen.

Schließlich ist Karlsberg in den wachsenden Segmenten alkoholfreies Bier und Mischgetränke stark vertreten. Zudem gewinnen Regionalität und Handwerk bei den Verbrauchern wieder an Bedeutung. Wobei die sogenannten Craft-Biere von Kleinanbietern ein Nischenmarkt bleiben, von dem kaum Gefahren für mittelständische Brauereien wie Karlsberg ausgehen, die sich auch gegen die internationalen Braukonzerne erfolgreich behaupten. Das Selbstbewusstsein der Saarländer zeigt sich darin, dass sie ihren Flaschen und Etiketten mitten in der Corona-Krise ein neues Aussehen gegeben haben.

Das Unternehmen ist seit 2012 als Anleiheemittent am Kapitalmarkt aktiv. Die erste Anleihe über 30 Millionen Euro wurde 2016 ein Jahr vor Fälligkeit gekündigt und durch die bis 2021 laufende zweite Anleihe über 40 Millionen Euro refinanziert. Auch dieses Papier soll nun ein Jahr vor Fälligkeit gekündigt werden. Dazu dient der Erlös aus der dritten Anleihe, für die ein Volumen von 40 Millionen Euro angestrebt wird. Der Zinskupon, den Karlsberg den Investoren bieten muss, ist von 7,375 Prozent für den ersten Bond auf 5,25 Prozent für die zweite Anleihe gesunken. Beim dritten Bond soll der Kupon zwischen 4,25 und 4,75 Prozent liegen, die Höhe wird nach Ablauf der Zeichnungsfrist festgelegt.

Wie im April 2016, als im Angebot ein Zins von 5,25 bis 5,75 Prozent genannt wurde, dürfte es nun wieder ein Satz am unteren Ende der Spanne werden. Damals wurde das Orderbuch wegen des großen Interesses der Investoren schon am Nachmittag des ersten Tages der Zeichnungsfrist geschlossen. Eine rasche Platzierung ist auch bei der neuen Anleihe wieder zu erwarten.

Bevor die Zeichnungsfrist für neue Anleger am 21. September beginnt, haben Altinvestoren, die den 2016 emittierten Bond (ISIN: DE 000 A2A ATX 6) im Depot haben, die Möglichkeit, diesen 1 : 1 in die neue Anleihe zu tauschen. Als Anreiz dafür bietet Karlsberg neben den aufgelaufenen anteiligen Stückzinsen einen Barbetrag von zehn Euro je 1.000-Euro-Anleihe. Das Tauschangebot entspricht somit einem Preis von 101 Prozent des Nennwerts. Weil das Unternehmen im Anschluss an die Emission das vorzeitige Kündigungsrecht für die Altanleihe zum Preis von 100,5 Prozent nutzen will, sollten Altanleger das Tauschangebot wahrnehmen.

Die zweite Karlsberg-Anleihe notier- te - abgesehen von einem Einbruch während des Corona-Crashs im März 2020, als der Kurs kurzzeitig auf 90 Prozent absackte - über 100 Prozent, zeitweise sogar deutlich. Eine stabile Kursentwicklung ist auch von der dritten Anleihe zu erwarten. Beim neuen Bond, der 2025 endfällig ist, hat Karlsberg wieder die Möglichkeit zur vorzeitigen Kündigung: ab September 2022 zu 102 Prozent, ab September 2023 zum Preis von 101 Prozent und ab September 2024 zu 100,5 Prozent des Nennwerts.

Rating unter Beobachtung

Die Eigenkapitalquote von Karlsberg wurde zuletzt mit 27,8 Prozent angegeben. Die Nettoschulden lagen Ende des Geschäftsjahres 2019 beim 2,5-Fachen des Ebitda. Beide Werte sind solide. Von der Ratingagentur Creditreform hat Karlsberg die Note "BB-", was eine befriedigende Bonität und ein mittleres Ausfallrisiko bescheinigt. Allerdings hat Creditreform das Rating im Mai mit dem Zusatz "Watch" versehen und den im vergangenen Jahr von "Stabil" auf "Positiv" angehobenen Ausblick gestrichen. Als Grund nannte die Agentur die noch nicht abschließend abschätzbaren Folgen der Pandemie fürs Geschäft.

Der Emittent gilt als eine der solidesten Adressen im Markt der sogenannten Mittelstandsanleihen. Die Anleihe bietet ein gutes Verhältnis von Risiko zu Rendite und ist eine gute Beimischung fürs breit aufgestellte Bonddepot. Nach einer schnellen Vollplatzierung können Anleger auch durchaus mit Kursgewinnen an der Börse rechnen.

Neuemission: Wer den alten Bond hat, sollte in die neue Anleihe tauschen. Für Neuanleger ist die Zeichnung interessant.