Ein atemberaubendes Tempo legt der Deutsche seit einigen Jahrzehnten bei der Erhaltung seiner eigenen Art vor: Lag die durchschnittliche Lebenserwartung 1950 bei rund 66,5 Jahren, liegt sie heute knapp oberhalb der 80er-Marke. Laut dem Statistischen Bundesamt wird die Lebenserwartung bis 2060 auf durchschnittlich mehr als 85 Jahre steigen.

Mit fortschreitendem Alter nehmen allerdings meist die "Wehwehchen" zu - und auch Schlimmeres wie Diabetes oder Krebs. Laut dem Bundesgesundheitsministerium erkranken hierzulande jedes Jahr etwa 476 000 Menschen neu an Krebs. Als Grund für die hohe Zahl der jährlich neu auftretenden Tumorerkrankungen führen die Experten insbesondere den Überalterungsprozess an.

Parallel zur demografischen Entwicklung steigt die Zahl der Ärzte. Im vergangenen Jahr nahmen diese um 1,9 Prozent auf 392 402 zu. "Die Zahl der Köpfe steigt. Aber sie steigt nicht schnell genug, um den wachsenden Behandlungsbedarf abzudecken", sagt Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer. Ein Blick auf die Krankheitsfälle erklärt seine Sorge: Allein zwischen 2009 und 2017 stieg die Zahl der Behandlungen in den Krankenhäusern von 17,8 auf 19,5 Millionen. Hinzu kommen etwa eine Milliarde Arztbesuche jährlich in den Praxen.

Private Patientenbetreuung


Eine Alternative zu den staatlichen Hospitalen, die mittlerweile aus allen Nähten platzen, sind Privatkliniken. Die größte Gruppe hierzulande ist die Fresenius-­Tochter Helios mit 86 Krankenhäusern. Aber auch international ist das Unternehmen tätig: Es betreibt 50 Quirónsalud-Kliniken in Spanien. Während sich Quirónsalud prächtig entwickelt, bereitete Helios dem Gesundheitskonzern zuletzt Sorgen. Im Jahr 2018 erreichte das Spartenwachstum mit drei Prozent nur das untere Ende der Prognosespanne. Fehlende Fachkräfte sowie der Trend zu ambulanten Behandlungen reduzierten die Fallzahlen.

Die Bad Homburger haben aber bereits Gegenmaßnahmen eingeleitet. So sollen etwa ambulante Angebote ausgebaut werden. Die Schritte tragen bereits Früchte: Helios ist zum Halbjahr organisch um vier Prozent gewachsen. Und weil es auch in den anderen Fresenius-Bereichen gut läuft, hat der DAX-Konzern seine Ziele für 2019 nach oben angepasst.

Auch der zweite deutsche Betreiber von Privatklinken, Rhön-Klinikum, kann sich dem Fachkräftemangel nicht entziehen. Außerdem belastet die zunehmende Bürokratisierung des Gesundheitswesens das Unternehmen. So schaffte Rhön-Klinikum, das im Jahr rund 850 000 Patienten zählt, im ersten Halbjahr nur aufgrund von Sondererträgen ein Ergebnisplus. Unter anderem mit einer Digitalisierungsstrategie will die Firma wieder zurück auf den Wachstumskurs finden. Dazu zählt der Einstieg in den Telemedizinmarkt, bei dem Rhön mit dem Schweizer Spezialisten Medgate zusammenarbeitet. Während bei den Eidgenossen telemedizinische Leistungen auf der Tagesordnung stehen, steckt der Markt hierzulande noch in den Kinderschuhen. Gemeinsam streben die beiden die Marktführerschaft in Deutschland an.

Bis die Onlinebehandlungen aber richtig Geld in die Rhön-Kasse spülen, wird es noch einige Zeit dauern. Für dieses Jahr geht der Analystenkonsens von einem Ergebnisrückgang aus, ehe es 2020 wieder leicht aufwärts gehen soll. Die SDAX-Aktie musste zuletzt nicht nur deutlich Federn lassen, sie ist auch unserem Stoppkurs sehr nahe gekommen. Bevor der Titel nicht einen Boden gefunden hat, raten wir zur Vorsicht und nehmen unsere Einschätzung auf "Beobachten" zurück.

Bei der Eifelhöhen-Klinik, die sich auf ambulante und stationäre Rehabilitation, Altenpflege sowie ambulante medizinische Versorgung spezialisiert hat, bleiben wir ebenfalls an der Seitenlinie. Die Firma wies in den vergangenen beiden Jahren unter dem Strich jeweils einen Verlust aus. Belastet wurde das Ergebnis zuletzt vom Bau einer neuen kardiologischen Klinik in Mönchengladbach. Diese ist nun dieses Jahr mit 220 Behandlungsplätzen an den Start gegangenen. Der Vorstand erwartet daher für 2019 ein "deutlich verbessertes operatives Ergebnis". Bis dato liegen allerdings noch keine Zahlen über den bisherigen Geschäftsverlauf vor.

Interessante Nebenwerte


In Sachen Rehabilitation ist auch Medi­clin tätig. Anders als Eifelhöhen-­Klinik hat das Unternehmen, das seine Schwerpunkte in der Neurologie, den Psychowissenschaften und der Orthopädie hat, bereits den Halbjahresbericht präsentiert. Der Umsatz nahm um 4,3 Prozent zu, das Betriebsergebnis stagnierte bei 6,1 Millionen Euro. Für die zweite Jahreshälfte zeigt sich die Unternehmensführung zuversichtlich und erwartet eine Beschleunigung. Das 2019er-Ziel, das einen operativen Gewinn von 22 bis 28 Millionen Euro vorsieht, wurde bekräftigt. Dies würde bereits am unteren Ende der Spanne einem Wachstum von 46 Prozent entsprechen. Spekulative Naturen können mit kleinem Geld - der Titel ist relativ illiquide - in den Nebenwert investieren. Anleger sollten Aufträge limitieren.

Bereits seit Längerem ein Favorit von BÖRSE ONLINE ist M1 Kliniken. Der Spezialist im Bereich der Schönheitsmedizin profitiert von der steigenden Nachfrage nach plastischen und ästhetischen Behandlungen. Das Erfolgsmodell "Hohe Behandlungsqualität bei gleichzeitig niedrigen Kosten" geht auf. Die Umsätze legten im vergangenen Jahr um 38 Prozent zu, der Überschuss um 14 Prozent. Auch für 2019 ist der Vorstand optimistisch, Erlöse und Ergebnis im zweistelligen Bereich zu steigern. Wesentlicher Wachstumstreiber soll die Eröffnung weiterer Fachzentren im In- und Ausland sein.

Im Dezember 2018 eröffnete das erste "M1 Med Beauty"-­Fachzentrum außerhalb des Heimatmarktes in Wien. Inzwischen sind weitere Zentren in den Niederlanden und Australien hinzugekommen. Der Markteintritt in Großbritannien und der Schweiz steht kurz bevor. Insgesamt soll bis Ende 2020 die Anzahl der ausländischen Fachzentren auf rund 20 steigen. "Wir sind auf einem guten Weg, M1 auch außerhalb Deutschlands als innovativen Anbieter in der Schönheitsmedizin zu positionieren", sagt Vorstand Patrick Brenske. Die im Open Market gelistete Aktie bleibt aussichtsreich.

Klinischer Spezialwert


Ein Spezialwert rund um Krankenhäuser ist Nexus. Der Anbieter von Softwarelösungen für die Gesundheitsbranche konnte in den vergangenen fünf Jahren seinen Gewinn um durchschnittlich zehn Prozent steigern. Auch im Jahr 2019 zeigt die Kurve nach oben. Um 13 Prozent verbesserte sich das operative Ergebnis im ersten Halbjahr. Die Umsatzentwicklung blieb zuletzt zwar etwas hinter den Erwartungen zurück. Allerdings liegt dies vor allem an dem Krankenhaus-Dienstleistungsgeschäft. Es zählt nicht zum Kerngeschäft und wird derzeit umstrukturiert. Das Management geht aber davon aus, dass das Segment aufgrund der jüngsten Kundengewinne für seine Cloud-Lösungen ab 2020 Gewinne abwerfen wird. Zwar nahm auch in der Softwaresparte im zweiten Quartal das Wachstumstempo etwas ab, doch wird der Bereich immer profitabler. Die bereinigte Marge verbesserte sich um 70 Basispunkte gegenüber dem Vorjahr.

Vielversprechend ist die 2018 gestartete Kooperation mit Olympus. Die Firma vertreibt die Endoskopie-Software von Nexus in immer mehr Märkten. Wurden aus dieser Zusammenarbeit im vergangenen Jahr 0,7 Millionen Euro erwirtschaftet, rechnet das Management 2019 mit einer Verdoppelung. "Wir erwarten nicht nur ein besseres zweites Halbjahr, sondern betrachten Nexus vor allem als eine gute Investition in Zeiten eines sich verschlechternden makroökonomischen Umfelds", sagt Hauck & Aufhäuser-Analyst Christian Sandherr. Wir erhöhen Ziel- und Stoppkurs.

Auf einen Blick: Rundum versorgt