"Mobiles Krisen-Krankenhaus und Testzentrum. Innerhalb von 1 bis 2 Tagen einsatzbereit", wirbt die Firma Hoffmann Messebau Hannover auf ihrer Internetseite. Der Aufbau sei einfach. Hunderte Menschen könnten sich dort unter Quarantäne aufhalten, Infizierte könnten in Einzelzimmern untergebracht werden. "Wir haben schon einige konkrete Anfragen von Landkreisen und Kassenärztlichen Vereinigungen", sagte Tim-Alexander Karußeit, Geschäftsführer der Messebau-Firma, der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir haben drei Kilometer Messewände am Lager und können diese innerhalb weniger Tage aufstellen."

Der Hamburger Konsumgüterkonzern Beiersdorf kündigte am Donnerstag an, ab sofort mit der Produktion von medizinischen Desinfektionsmitteln innerhalb seines europäischen Produktionsnetzwerks zu beginnen. In einem ersten Schritt stelle das Unternehmen 500 Tonnen der dringend benötigten Mittel für öffentliche Einrichtungen und Einsatzkräfte zur Verfügung. Die medizinischen Handdesinfektionsmittel würden an den Standorten Hamburg, Waldheim in Sachsen sowie dem spanischen Tres Cantos in der Nähe von Madrid hergestellt. In Abstimmung mit den Behörden würden die Mittel zunächst vorrangig Krankenhäusern, medizinischem und Pflegepersonal sowie Polizei und Feuerwehr auf Basis eines konkreten Bedarfs zur Verfügung gestellt.

FRANZÖSISCHE EDELMARKE WILL GESUNDHEITSWESEN UNTERSTÜTZEN


In dem vom Virus schwer heimgesuchten Nachbarland Frankreich will auch der Luxuskonzern LVMH dem Gesundheitssystem unter die Arme greifen. Die Kosmetik- und Parfümsparte werde große Mengen Desinfektionsmittel herstellen, kündigte LVMH an. Es soll den Gesundheitsbehörden kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Doch nicht überall lässt sich die Produktion so einfach umstellen. "Gerade medizintechnische Produkte und Anlagen benötigen häufig eine besondere Zertifizierung", heißt es beim Maschinenbauverband VDMA. Deshalb könnten Maschinen, die für andere Zwecke verwendet würden, nicht ohne weiteres umgewidmet werden. Allerdings liefere der Maschinenbau ohnehin eine Vielzahl von Geräten und Anlagen in den medizintechnischen und Gesundheits-Bereich. Hierzu gehört die Firma ebm-papst aus Baden-Württemberg, die Gebläseantriebe für Beatmungsgeräte herstellt. Wir haben eine sehr starke Nachfrage in Asien, aber jetzt auch in Europa", sagte ein Sprecher am Donnerstag. Die Nachfrage in diesem Bereich sei etwa um ein Viertel gestiegen.

Der Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers arbeitet an einem eigenen Coronavirus-Test, wie Vorstandschef Bernd Montag ankündigte. Dabei gehört die Molekulardiagnostik bisher nicht zu den Domänen der Siemens-Tochter. Führend ist in dem Bereich der Schweizer Rivale Roche.

Rund um die Welt stellen sich die Unternehmen auf die Krise ein und gehen zum Teil in die Offensive. In den USA haben Autohersteller ihre Hilfe bei der Produktion von medizinischen Geräten angeboten. General Motors (GM) und Ford sind nach eigenen Angaben in Gesprächen mit der Regierung, wie sie die Produktion etwa von Beatmungsgeräten zur Bekämpfung einer Corona-Infektion unterstützen könnten. Bei GM ist infolge des Virus die nordamerikanische Produktion bis 30. März ausgesetzt.

Anfang der Woche war Großbritannien an Autobauer wie Ford, Honda und den Triebwerkshersteller Rolls-Royce herangetreten, die zur Herstellung von Gesundheitsausrüstung einschließlich Beatmungsgeräten herangezogen werden sollen. In China wurde die Produktion von Masken und medizinischer Schutzkleidung teilweise von Herstellern wie dem Apple-Partner Foxconn oder dem Joint Venture von GM mit chinesischen Partnern übernommen.

rtr