"Es ist klar, dass das Aufwirkungen hat. Allerdings ist es schwierig, das zu quantifizieren", antwortete DWS-Chef Nicolas Moreau am Mittwoch auf die Frage, ob die Turbulenzen rund um die Deutsche Bank eine Rolle dabei gespielt hätten, dass Kunden im zweiten Halbjahr erneut massiv Geld abzogen. "Ich kann nicht sagen, dass das hilft."

DWS-Kunden hatten im zweiten Quartal netto fast fünf Milliarden Euro bei der Fondstochter der größten deutschen Bank abgezogen. Im ersten Quartal waren es sogar rund 7,8 Milliarden Euro gewesen. Moreau sitzt erst seit einigen Monaten im Vorstand des Frankfurter Finanzkonzerns. Die Deutsche Bank hatte die DWS zu Ostern an die Börse gebracht, der Aktienkurs liegt aktuell mit rund 26,85 Euro deutlich unter dem damaligen Ausgabepreis von 32,50 Euro. Am Mittwoch gab er um weitere 2,5 Prozent nach. Die Aktie ist mittlerweile im Kleinwerteindex SDax gelistet.

Die DWS-Mutter hat ein Horror-Halbjahr hinter sich: der überraschende Chefwechsel im April, zuletzt die Herabstufung der Bonität durch die Rating-Agentur Standard & Poor's und das schlechte Abschneiden bei einem US-Stresstest. Auch die im Dax notierte Deutsche-Bank-Aktie musste am Mittwoch Federn lassen. Anfang vergangener Woche, als das größte deutsche Geldhaus überraschend gute vorläufige Quartalszahlen vorgelegt hatte, war der Kurs des schwer gebeutelten Papiers noch in die Höhe geschossen.

HORROR-HALBJAHR



Mit den endgültigen und vollständigen Zahlen vermochte die Bank die Investoren nun nicht mehr zu begeistern: Wie bereits bekannt machte das Institut im zweiten Quartal unter dem Strich 401 Millionen Euro Gewinn - 14 Prozent weniger als im Vorjahr, aber deutlich mehr als Analysten erwartet hatten. Vor Steuern stand ein Ergebnis von 711 Millionen Euro zu Buche. Sewing äußerte sich zufrieden: "Im zweiten Quartal haben wir den Umbau unserer Bank erheblich beschleunigt und gleichzeitig unter Beweis stellen können, wie stabil unser Geschäft weltweit ist." Für das Gesamtjahr rechnet er weiter mit insgesamt stabilen Erträgen: 2017 hatte das Geldhaus das dritte Verlustjahr in Folge hinnehmen müssen.

Die Baustellen blieben im zweiten Quartal die selben wie zuletzt: In der einstigen Paradedisziplin, dem Anleihenhandel, gingen die Erträge im Frühjahr um 17 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zurück. Im Aktiengeschäft, das Sewing massiv eindampft, waren die Erträge zwischen April und Juni sechs Prozent niedriger und betrugen rund eine halbe Milliarde Euro. Finanzchef James von Moltke sagte, der geplante Abbau eines Viertels der Job im Aktienhandel sei "weitgehend abgeschlossen".

ZIEL: GLOBAL NUMMER VIER



Sewing erklärte, er gehe davon aus, dass sein Institut im Handel mit Anleihen und Währungen gemessen an den Erträgen global die Nummer vier bleiben wird. Vorne liegen die großen Wall-Street-Häuser wie JP Morgan oder Goldman Sachs, die den Deutschen zuletzt mit großen Schritten enteilt waren. Im Privatkundengeschäft, in dem Sewing im zweiten Quartal den Abschluss der Vollintegration der Postbank in den Konzern melden konnte, beliefen sich die Erträge im zweiten Quartal auf rund 2,5 Milliarden Euro - ein Minus von einem Prozent.

Unter dem Strich scheint Sewing beim Umbau des Konzerns, dem er nach seiner überraschenden Berufung auf den Chefsessel als Ersatz für John Cryan eine Rosskur verordnet hat, voranzukommen. Die Zahl der Jobs sinkt wie geplant und soll Ende kommenden Jahres bei deutlich unter 90.000 weltweit liegen. Die Kosten dafür sind offenbar niedriger als befürchtet. Finanzchef von Moltke sagte, sie könnten in diesem Jahr unter den kalkulierten 800 Millionen Euro liegen.

Doch trotz erster Fortschritte von Sewing & Co. könnte der Bank bald neues Ungemach drohen. Denn nach dem massiven Einbruch des Aktienkurses - seit Jahresbeginn mehr als 30 Prozent - besteht die Gefahr, dass das Papier im Spätsommer aus dem europäischen Leitindex Euro-Stoxx-50 fällt. Dann müssten sich viele Fonds von der Aktie trennen.

Die Vermögensverwaltung kassierte am Mittwoch unterdessen ihre Ziele für das Neugeschäft. "Angesichts der Volatilität und der Stimmung am Kapitalmarkt ist es unwahrscheinlich, dass wir unser Jahresziel für 2018 beim Nettomittelaufkommen erreichen werden", sagte DWS-Finanzchefin Claire Peel. "Wir halten jedoch an unseren mittelfristigen Zielen diesbezüglich fest." Unter anderem dank Einsparungen steigerte die DWS den bereinigten Vorsteuergewinn gegenüber dem ersten Quartal um sieben Prozent auf 149 Millionen Euro. Die bereinigten Erträge legten um drei Prozent auf 576 Millionen Euro zu.

rtr