Touristen hat Buenos Aires einiges zu bieten. Fußball, Kunst und ein sehr lebendiges Nachtleben locken. Weniger Betrieb herrscht noch an der Börse in Argentiniens Hauptstadt. Das tägliche Handelsvolumen liegt deutlich unter den Umsätzen, die in Santiago de Chile oder in São Paulo erzielt werden. Ein Grund für die bislang geübte Abstinenz der Anleger war die staatsgläubige Wirtschaftspolitik der Präsidenten Néstor und Cristina Kirchner. Ihr Nachfolger Mauricio Macri bemüht sich, den Finanzplatz Buenos Aires zu stärken und das Vertrauen der Anleger durch einen wirtschaftsliberalen Kurs und eine solide Finanzpolitik zu gewinnen.

An der Börse kommen Subventionskürzungen und der Ausbau der Infrastruktur gut an. Seit Anfang des Jahres hat der Index MSCI Argentina um 30 Prozent zugelegt. "Ein weiterer Grund für die Rally ist die Erwartung, dass das Land im Mai in den MSCI Emerging Markets aufgenommen wird", so Luiz Ribeiro, Manager des Deutsche Invest Latin American Equities. ETFs und aktive verwaltete Fonds müssten dann in argentinische Aktien investieren.

Risiken gibt es dennoch. Die Bevölkerung spürt die mit dem Reformkurs einhergehenden Belastungen. So steht die Inflationsrate bei 20 Prozent. "Sollte Macris Partei bei den Kongresswahlen im Oktober schlecht abschneiden, drohen Korrekturen", warnt Ribeiro. Wie Macri in Argentinien versucht auch Brasiliens Präsident Michel Temer die Talfahrt der Wirtschaft mittels Reformen zu beenden. Die Investoren setzen auf einen Erfolg. Obwohl die Wirtschaft 2016 um über drei Prozent schrumpfte, stiegen die Aktienkurse um 61 Prozent. Dieses Jahr legte der Leitindex Bovespa bereits zwölf Prozent zu.

"Gelingt es der Regierung die notwendige Sozialreform durchs Parlament zu bringen, sind weitere Kursgewinne möglich", sagt Ribeiro. "Die Bewertungen liegen trotz des starken Kursanstiegs nur leicht über dem historischen Durchschnitt." Der Manager hat über 60 Prozent in Werte wie den Bergbaukonzern Vale, den Ölkonzern Petrobras oder den Finanzwert Itau Unibanco gesteckt.

Korrektur zum Einstieg genutzt



Kräftig aufgestockt hat Ribeiro jüngst den Mexiko-Anteil. Zum Einstieg nutzte er den durch die protektionistische Rhetorik von US-Präsident Donald Trump ausgelösten Kursrücksetzer. "So leicht kann man das Nordamerikanische Handelsabkommen Nafta in seinen Grundzügen nicht verändern. Sollte dies entgegen unseren Erwartungen doch passieren, würden auch die USA leiden." Mit seiner Einschätzung lag der Fondsmanager richtig. Seit Jahresanfang hat die Börse in Mexico-City um 17 Prozent zugelegt.