Wohnen ist zum sozialen Brennpunktthema geworden. Die Debatte reicht vom Mietendeckel über das Einfrieren der Mieten bis hin zur Enteignung von Wohnraum. Die Forderungen haben bei den deutschen Immobilienaktien Spuren hinterlassen. Bei der Notiz der Deutschen Wohnen sind sie besonders sichtbar. Anfang Juni knickte die Aktie deutlich ein. Der Abschlag könnte sich als übertrieben herausstellen.

Zwar sind mehr als die Hälfte der 165500 Liegenschaften in Berlin und Umgebung, wo eine Initiative schlicht nicht weniger als die Enteignung fordert. Doch so ein Vorgehen ist derzeit eher unwahrscheinlich. Rechtsgutachter prüfen derzeit, ob die Forderung überhaupt der Verfassung gerecht wird und kommen zu sehr gegensätzlichen Beurteilungen. Es zeichnet sich also ein langer Weg durch die Instanzen ab.

Eine einmalige Sache war wahrscheinlich auch der Rückkauf von Wohnungen. Die Berliner städtische Wohnungsgesellschaft Gewobag kaufte vom Immobilienkonzern Ado Properties 5800 Berliner Wohnungen. Der Kaufpreis entspricht nach Berechnungen der Investmentbank Berenberg in etwa 2600 Euro pro Quadratmeter. Wenn selbst die öffentliche Hand 2600 Euro pro Quadratmeter bereit ist zu zahlen, ist nicht nachvollziehbar, warum die Bewertung bei der Deutschen Wohnen 1000 Euro pro Quadratmeter weniger wert sein sollen.

Deutsche Wohnen kommt auf einen Marktwert aller Liegenschaften auf 2200 Euro pro Quadratmeter, wenn der Bilanzwert angesetzt wird. Kommt der Aktienkurs zum Tragen, liegt der Wert bei rund 1610 Euro pro Quadratmeter. Der Vergleich mit der Bewertung der Liegenschaften der Deutschen Wohnen zeigt eine massive Unterbewertung.

Darüber bleibt das Umfeld für Wohnimmobilien attraktiv. Kurzfristige Immobilienkredite werden bereits mit unter Null Prozent vergeben. Selbst langfristig refinanziert sich Deutsche Wohnen unter einem Prozent. Mit den tiefen Zinsen steigt auch der Multiplikator der Nettomiete, mit dem Liegenschaften bewertet werden, deutlich an.

Deutsche Wohnen hat Berlin keinesfalls aufgegeben. Im Gegenteil. Der Wohnungskonzern will im Großraum bis zum Jahr 2023 850 Millionen Euro in neuen Wohnraum investieren. Vorausgesetzt es gibt passende Grundstücke. Die notwendigen Mittel sind jedenfalls vorhanden. Letztlich hilft wahrscheinlich sowieso nur eines gegen die Wohnungsnot: Bauen, Bauen, Bauen.

Der Kurseinbruch bietet eine gute Einstiegsgelegenheit in den Immobilienwert. Das Kursziel der Börse-Online-Redaktion liegt bei 39,00 Euro. Der Stopp-Kurs wird bei 24,90 Euro empfohlen.

Kaufen : 39,00 Euro

Stoppkurs: 24,90 Euro