Besser hätte das Jahr seines 30. Geburtstags für den Kölner Privatsender RTL nicht beginnen können: Das "Dschungelcamp" lieferte beste Einschaltquoten. Durchschnittlich fast acht Millionen Zuschauer verfolgten täglich, wer von den elf Kandidaten den Nervenkrieg im australischen Urwald am besten übersteht. "Das ‚Dschungelcamp‘ gibt RTL einen neuen Schub", glaubt denn auch Aktienanalyst Holger Fechner von der NordLB.

Auch der Urvater der Castingshows im deutschen Privatfernsehen, Dieter Bohlen, scheint pünktlich zu seinem 60. Geburtstag wieder zu Höchstform aufzulaufen. Mit fast sieben Millionen Zuschauern erreichte Bohlens "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) Quoten fast wie in alten Zeiten. Solche Erfolgsmeldungen kann der Kölner Sender gut gebrauchen. Denn 2013 sackte der Marktanteil auf 11,3 Prozent ab, den niedrigsten Stand seit 1989. Dass auch ProSieben und Sat.1 Rückgänge verzeichneten, war nur ein schwacher Trost.

Wirtschaftlich haben die Einbußen beim Marktanteil die beiden größten deutschen Privatsender kaum getroffen. In den ersten neun Monaten 2013 steigerte RTL Deutschland den Umsatz um 1,5 Prozent auf 1,36 Milliarden Euro und das Ebitda sogar um neun Prozent auf fast 400 Millionen Euro.

Noch dynamischer entwickelte sich Pro- SiebenSat.1. Die Senderkette erhöhte den Umsatz zweistellig um 12,6 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro, das um Einmaleffekte bereinigte Ebitda zog um rund sechs Prozent auf über 488 Millionen Euro an. Für das Gesamtjahr hat ProSiebenSat.1 ein Umsatzplus im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich sowie einen Gewinnanstieg in Aussicht gestellt.

Die seit 1998 notierte erste deutsche Fernsehaktie boomt: In den vergangenen fünf Jahren hat sich der ProSiebenSat.1- Kurs mehr als verdreißigfacht. Inzwischen aber holt RTL auf. Seit dem Börsengang im Frühjahr 2013 legte der RTL-Kurs um gut 65 Prozent zu, ProSiebenSat.1 gewann im selben Zeitraum nur rund zehn Prozent.

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Starkes Wachstum im Digitalgeschäft

Wer gewinnt nun das Duell an der Börse? Die meisten Experten sind sich sicher: ProSiebenSat. 1. "Die Wachstumsaussichten sind bei ProSiebenSat.1 größer", meint Analyst Stefan Wimmer vom Bankhaus Metzler und verweist auf das starke Digitalgeschäft. Der Konzern wächst mit Internetportalen wie Tropo, mydays, weg.de und ferien.de fulminant um mehr als 20 Prozent jährlich. Schon jetzt liegt der Anteil der digitalen Sparte am Gesamtumsatz bei 21,5 Prozent. Bis 2018 soll fast jeder dritte Euro im Internet verdient werden. Zudem besitzt ProSiebenSat.1 lukrative Beteiligungen an Portalen wie dem Onlinemodehändler Zalando, die rasch zur Goldquelle werden könnten. RTL indes hinkt bei der Digitalisierung hinterher. Um sich unabhängiger von der Werbekonjunktur zu machen, verfügt RTL mit Freemantle Media über eine eigene TV-Produktionstochter, die mehr als ein Viertel zum Konzernumsatz beisteuert. 2013 jedoch lief das Geschäft schlecht. Umsatz und Ergebnis gingen in den ersten neun Monaten zurück.

Ein weiteres Argument, das für ProSiebenSat. 1 spricht, ist die Aufstiegsfantasie. Nach dem Ausstieg der Mehrheitseigentümer KKR und Permira ist der Weg Richtung DAX frei. Spätestens im September dürfte ProSiebenSat.1 die erste deutsche Medienaktie in der obersten deutschen Börsenliga werden. "Die mögliche Aufnahme in den DAX wird die Aktie beflügeln", glaubt Analyst Fechner. Davon kann RTL nur träumen. Hauptaktionär Bertelsmann denkt nicht daran, seine Beteiligung zu verkaufen oder zu verringern. Derzeit hält der Mediengigant 75 Prozent an RTL.

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Kurzfristig gute Aussichten

Fluch und Segen für RTL ist die internationale Präsenz. Die Rezession in Europa bremste zuletzt. Zieht das Wachstum wieder an, würde RTL profitieren. ProSiebenSat. 1 nicht, da sich der Konzern auf den deutschsprachigen Raum konzentriert. Zudem hat RTL geringere Altlasten. "ProSiebenSat. 1 hat die deutlich höhere Verschuldung", weiß Analyst Wimmer.

Kurzfristig sind die Aussichten für deutsche Medienaktien generell gut. Das anziehende Wirtschaftswachstum und die steigende Konsumfreude in Deutschland dürften die Werbekonjunktur antreiben. Langfristig jedoch könnten Video on Demand, Pay-TV oder Fernsehen via Internet den klassischen TV-Sendern das Wasser abgraben. Die hohen Margen werden sinken, warnen Skeptiker.

Lachender Dritter könnte Axel Springer sein. Beim "Bild"-Konzern macht schon jetzt das Internetgeschäft über ein Drittel des Konzernumsatzes aus. Gelingt der Verkauf eines Großteils der Zeitungen und Zeitschriften an die Mediengruppe Funke, hätte Springer viel Geld für weitere Deals. Zahlreiche Analysten raten zum Kauf.

Wie stark sich die Medienlandschaft wandelt, zeigte sich Mitte Januar auch auf dem Deutschen Medienkongress in Frankfurt. Bei der Frage, wer das beste Zukunftsmodell hat, wusste nur Christian Nienhaus, Geschäftsführer der Funke-Gruppe, eine sarkastische Antwort: "ARD und ZDF. Denn bei denen sorgt der Staat mit einer Quasisteuer dafür, dass immer genügend Geld in der Kasse ist." Das sollte ProSiebenSat. 1, RTL und Springer Ansporn genug sein, sich noch mehr zu verändern.

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