Inländische Unternehmen:

Linde und BASF setzen auf neue Geschäfte durch Gas-Boom in USA

Der Chemieriese BASF und der Industriegase-Konzern Linde versprechen sich neue Geschäfte durch den Schiefergas-Boom in den USA. Zusammen wollen beide Unternehmen Verfahren für die Herstellung der Grundstoffchemikalie Butadien aus dem Erdgas-Produkt Butan entwickeln, wie Linde und BASF am Dienstag mitteilten. Butadien wird unter anderem zur Kunststoff-Produktion und zur Herstellung von synthetischem Kautschuk für Autoreifen benötigt. Die Chemikalie wird in großen petrochemischen Basisanlagen - so genannten Crackern - als ein Nebenprodukt erzeugt.

Aktuell wird zur Herstellung von Butadien in Crackern fast ausschließlich Rohbenzin (Nafta) als Ausgangsstoff genutzt. In den USA laufen Cracker-Anlagen aber zumeist auf Erdgas-Basis und auch aktuell geplante Chemie-Großanlagen dort wollen günstiges Erdgas als Ausgangsstoff nutzen. BASF und Linde erwarten daher, dass neue Verfahren zur Gewinnung von Butadien aus dem Erdgas-Produkt Butan zunehmend gefragt werden. Linde zählt im Großanlagenbau zu den Experten für Petrochemie-Anlagen. Erst am Montag hatten die Münchener mitgeteilt, zusammen mit der Firma Siluria Technologies aus San Francisco ein Verfahren zur Großproduktion von Ethylen aus Erdgas zur Marktreife zu bringen.

Wegen des Schiefergas-Booms verlagern immer mehr Unternehmen der Chemieindustrie ihre Produktion in die USA. BASF kündigte Anfang Mai an, für eine Rekordinvestition von voraussichtlich mehr als eine Milliarde Euro eine neue petrochemische Großanlage an der US-Golfküste zu errichten. Die geplante Großanlage soll aus Erdgas Propylen herstellen, einen wichtigen chemischen Grundstoff für Autolacke, Waschmittel und Superabsorber für Windeln. Für BASF ist das die bislang größte Einzelinvestition.

Enttäuschung über Apple-Präsentation belastet Dialog

Das Ausbleiben überraschender Produktankündigungen des wichtigen Kunden Apple haben Anleger am Dienstag zu Gewinnmitnahmen bei Dialog Semiconductor genutzt. Die Aktien des Chip-Entwicklers rutschten um 3,6 Prozent auf 21,85 Euro ab. Damit notieren die Titel aber immer noch rund 40 Prozent über dem Niveau vom Jahreswechsel.

Apple hatte am Vortag auf der jährlichen Entwickler-Konferenz unter anderem die neuen Betriebssysteme für Apple-Rechner, -Smartphones und -Tablets vorgestellt. Bei letzterem stand das "Healthkit" im Mittelpunkt. Dieses Programm sammelt Gesundheitsdaten des Nutzers wie zum Beispiel Blutdruck oder das Gewicht.

Viele hatten allerdings gehofft, dass Apple auch Hinweise auf neue Hardware gibt. Diese seien jedoch ausgeblieben und das mache den Zulieferern zu schaffen, sagten Börsianer. Apple notierten im vorbörslichen US-Geschäft 0,5 Prozent tiefer.

Kursmassaker bei Epigenomics: Aktie fällt um 46 Prozent auf Acht-Monats-Tief

Schwerer Rückschlag für das Biotechunternehmen Epigenomics : Die US-Gesundheitsbehörde FDA verweigerte der in der Molekular-Diagnostik aktiven Firma die Zulassung für einen Test zur Früherkennnung von Darmkrebs. Stattdessen forderte die FDA das Unternehmen auf, noch weitere Daten zu dem Bluttest Epi proColon beizubringen, wie Epigenomics am Dienstag mitteilte. Der Test ist aktuell das wichtigste Produkt des 1998 gegründeten Krebsdiagnostik-Spezialisten. In Europa ist Epi proColon bereits zugelassen. Die Epigenomics-Aktie brach im Zuge der Nachricht um mehr als 46 Prozent ein.

Epigenomics erhielt von der FDA einen "Not Approvable Letter". In dem Brief teilte die Behörde dem Unternehmen mit, dass die vorgelegten Daten zu dem Test für eine Zulassung nicht ausreichen. "Es wird erwartet, dass eine zusätzliche Studie notwendig sein wird, um die offenen Anforderungen der FDA zu erfüllen", erklärte Epigenomics. Das Unternehmen hat nun 180 Tage Zeit, auf den Brief der US-Gesundheitsbehörde zu reagieren und aufzuzeigen, wie und bis wann es die verlangten neuen Daten liefern kann.

Auch in China läuft ein Zulassungsverfahren für diesen Test. Dort arbeitet Epigenomics mit dem kalifornischen Unternehmen BioChain zusammen. Epigenomics rechnet damit, das es den Test im Reich der Mitte 2015 auf den Markt bringen kann.

Modefirma Gerry Weber geht in Norwegen auf Expansionskurs

Die Modefirma Gerry Weber nimmt im Zuge ihrer Expansionsstrategie Norwegen ins Visier. In einem ersten Schritt übernehme der Konzern für 14 Millionen Euro von einem Franchisepartner dessen acht Gerry-Weber-Häuser und 17 weitere Modeläden, teilte Gerry Weber am Dienstag mit. Darüber hinaus sei geplant, in den kommenden Jahren zehn bis 15 neue "Houses of Gerry Weber" in Norwegen zu eröffnen. "Wir sehen großes Potenzial für unsere drei Markenfamilien Gerry Weber, Taifun und Samoon auf dem norwegischen Markt", sagte Ralf Weber, Vorstandsmitglied und Sohn des scheidenden Konzernchefs Gerhard Weber.

Parallel dazu werde geprüft, ob die 17 Läden, in denen derzeit diverse Modemarken verkauft werden, in Markengeschäfte der Gerry-Weber-Gruppe umgewandelt werden. Erklärtes Ziel von Konzernchef Weber ist es, mit den weltweit in Eigenregie geführten Filialen 50 Prozent des Konzernumsatzes zu erzielen. Zuletzt lag der Anteil bei rund 45 Prozent.

Technikvorstand verlässt Osram wegen 'unterschiedlicher Auffassungen'

Der Leuchtmittelhersteller Osram trennt sich von Technikvorstand Peter Laier. Der Aufsichtsrat der Osram Licht AG habe am Montag in einer außerordentlichen Sitzung die Bestellung des 45-Jährigen in den Vorstand zu Ende Juni aufgehoben, teilte die frühere Siemens-Tochter in München mit. "Grund hierfür sind unterschiedliche Auffassungen im Vorstand über Führung und Ausrichtung der Geschäfte des Unternehmens."

Laier war seit Januar 2013 bei Osram tätig. Das Unternehmen sucht nun einen Nachfolger. Vorläufig werden Vorstandschef Wolfgang Dehen (60) sowie Finanzvorstand Klaus Patzak (49) das Unternehmen allein führen.

Nordex-Chef Zeschky: Alle Unternehmensziele für 2014 angehoben

Der Vorstandschef des Windkraftanlagenbauers Nordex, Jürgen Zeschky, hat bei der Hauptversammlung in Rostock ein positives Bild seines Unternehmens gezeichnet. "Der Markt und die Öffentlichkeit feiern Nordex derzeit für die erfolgreiche Ergebniswende", sagte Zeschky am Dienstag vor rund 300 Aktionären. Der Aktienkurs habe mit rund 16 Euro den Höchstkurs der letzten Monate erreicht.

Nach einem guten ersten Quartal hatte Nordex seine Prognose für 2014 angehoben. So werde nun ein Auftragseingang von 1,5 bis 1,7 Milliarden und ein Umsatz von 1,5 bis 1,6 Milliarden Euro erwartet. Die Ebit-Marge für 2014, also das Verhältnis von operativem Ergebnis zum Umsatz, werde laut Zeschky zwischen 4 und 5 Prozent liegen.

Jungheinrich stellt weitere Prognose-Erhöhung in Aussicht

Beim Gabelstaplerhersteller Jungheinrich (Jungheinrich vz) floriert das Geschäft. Vorstandschef Hans-Georg Frey bringt deshalb eine weitere Anhebung der Ziele für das laufende Jahr ins Spiel. "Die ersten fünf Monate sind für uns sehr gut gelaufen", sagte er der "Börsen-Zeitung" (Dienstagausgabe). "Dass wir die Prognose bei weiterhin gutem Geschäftsverlauf in den nächsten Monaten noch mal anheben werden, will ich nicht ausschließen."

Zuletzt hatte der Kion-Konkurrent die Latte im Mai höher gelegt. Demnach rechnet der Konzern im laufenden Jahr mit einem Umsatz von 2,4 bis 2,5 (2013: 2,29) Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll zwischen 175 und 185 Millionen Euro liegen. Das wäre ein Plus zwischen knapp zwei und etwas mehr als sieben Prozent.

Die im SDAX notierten Vorzugsaktien des Familienkonzerns legten seit Anfang 2012 bis zu rund 200 Prozent zu und erreichten Mitte Februar das Rekordhoch von 58,98 Euro. Seitdem bröckelte der Wert der Aktie allerdings etwas ab. Mit einer Börsenwert von derzeit 840 Millionen Euro werden die Vorzugspapiere von Jungheinrich immer wieder als möglicher Kandidat für den MDAX gehandelt.

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Apple präsentiert neue Software für iPhone, iPad und Mac

Apple geht in die Software-Offensive: Eine Vielzahl neuer Funktionen soll iPhone, iPad und Mac attraktiver machen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Cloud-Diensten für Fotos und andere Dateien und einer besseren Bedienung. Außerdem gibt es Plattformen für Fitness-Informationen und zur Steuerung von Hausgeräten. Wie von Apple-Experten vermutet, gab es zum Auftakt der Entwicklerkonferenz WWDC am Montag keine Hinweise auf mögliche neue Geräte wie eine Computeruhr oder ein größeres iPhone.

Apple-Chef Tim Cook zeigte sich ungewöhnlich angriffslustig mit Seitenhieben gegen das dominierende Smartphone-System Android von Google. Die Apple-Aktie verlor nach der Präsentation rund 1,5 Prozent.

IOS 8

Apples Neuerungen werden in frische Betriebssysteme integriert und für Nutzer im Herbst verfügbar sein. Mit dem neuen Betriebssystem iOS 8 für iPhone und iPad sollen unter anderem die Arbeit mit E-Mails und die hauseigene Kurznachrichten-App verbessert werden. Dazu gehört auch die App "Health" als zentrale Verwaltung für Fitness- und Gesundheitsdaten. Sie wird von Experten auch als Baustein für eine von Apple erwartete Computeruhr gesehen.

Mit der Plattform "HomeKit" sollen Software-Entwickler diverse Hausgeräte von Apple-Technik aus steuerbar machen. Wenn der Nutzer zum Beispiel dem Apple-Assistenten Siri sage, dass er ins Bett gehe, könnte das Haus automatisch die Türen verriegeln und die Lichter dimmen, erläuterte Apples Software-Chef Craig Federighi.

'YOSEMITE'

Mit iOS 8 fallen gleich mehrere bisherige Beschränkungen. Apps können erstmals untereinander kommunizieren. Virtuelle Tastaturen anderer Anbieter können eingebunden werden. Zudem können jetzt Einkäufe in Apples Download-Plattform iTunes zwischen bis zu sechs Familienmitgliedern geteilt werden.

Zuvor gab es ein neues Betriebssystem für die Mac-Computer. Es trägt den Namen "Yosemite" wie der Nationalpark in Kalifornien. Unter anderem wurde das Design stärker an das Aussehen der Software auf den iPhones und iPad-Tablets angepasst, wie Apple-Manager Craig Federighi demonstrierte.

ICLOUD DRIVE

Außerdem wird man nahtloser zwischen Mac-Computern und mobilen Apple-Geräten wechseln können. So kann man künftig eine E-Mail auf dem Computer anfangen und zum Beispiel auf dem iPad weiterschreiben. Genauso kann man einen Telefonanruf, der auf dem iPhone eingeht, auf seinem Mac entgegennehmen. "Das funktioniert sogar, wenn das iPhone am anderen Ende der Wohnung am Ladegerät ist", sagte Federighi. Die Verknüpfung der beiden Welten ist wichtig: Apple hat rund 80 Millionen Mac-Kunden - dagegen wurden bisher über 800 Millionen mobiler Geräte mit iOS verkauft.

Zu weiteren Neuerungen gehört die Online-Festplatte iCloud Drive. Sie steht auch Windows-Nutzern offen, betonte Federighi. Das ist eine klare Ansage, dass Apple sich mit voller Kraft ins Geschäft mit Cloud-Diensten stürzt, in denen Google und Microsoft sehr aktiv sind.

SWIFT

Zum Ende der rund zweistündigen Präsentation kündigte Apple eine eigene Programmiersprache mit dem Namen Swift an, die neue Arten von Anwendungen ermöglichen soll und einfacher zu handhaben sei.

Von Apple wird in diesem Jahr der Vorstoß in eine neue Gerätekategorie erwartet. Zuletzt war vor vier Jahren das iPad vorgestellt worden, seitdem wurden bestehende Produktklassen verfeinert. Auch deshalb wird der Ruf nach neuen revolutionären Produkten immer lauter.

BISSIGES ÜBER ANDROID

Cook versprach bisher stets, dass "unglaubliche Produkte" im Anmarsch seien. Apple kann sich allerdings mit einem Geldberg von 150 Milliarden Dollar und Jahresgewinnen um die 40 Milliarden Dollar längere Entwicklungszeiten erlauben. iTunes-Chef Eddy Cue schwärmte aber jüngst schon, für dieses Jahr habe der Konzern die besten Produkte in der Pipeline, die er in seinen 25 Jahren bei Apple gesehen habe.

Apple war bemüht um einen lockeren Ton während der rund zwei Stunden langen Präsentation: In einem Video ließ sich Federighi seine graue Mähne mit einer Kettensäge frisieren. Nach Ankündigung des Kaufs der Musik-Firma Beats für drei Milliarden Dollar rief Federighi bei einer Software-Demo Mitgründer und Hip-Hop-Star Dr. Dre an.

Cook erlaubte sich einen bissigen Ton gegenüber dem großen Rivalen im Smartphone-Markt. Viele iOS-Nutzer kämen von Android, sagte er. "Sie haben ein Telefon aus Versehen gekauft. Und dann eine bessere Welt gesehen." Android-Telefone dominieren den Absatz im Smartphone-Markt mit einem Anteil von rund 80 Prozent. Das liegt unter anderem daran, dass viele Telefone in Schwellen- und Entwicklungsländern verkauft werden, wo günstige Geräte gefragt sind.

Möglicherweise deutlich mehr Tote im Zündschloss-Skandal bei GM

Durch defekte Zündschlösser in Autos des US-Konzerns General Motors sind möglicherweise deutlich mehr als die bislang genannten 13 Menschen gestorben. Eine Reuters-Auswertung von offiziellen Unfalldaten ergab, dass mindestens 74 Menschen in Fahrzeugen von GM bei Unfällen mit einem ähnlichen Ablauf ums Leben kamen. Allerdings ist nicht nachgewiesen, dass diese Unfälle tatsächlich im Zusammenhang mit einem fehlerhaften Zündschloss standen. Möglicherweise funktionierte bei den Vorfällen der Airbag auch aus einem anderen Grund nicht.

Vor einer Woche hatte bereits die US-Verkehrsaufsicht mitgeteilt, dass wahrscheinlich mehr als die bislang genannten 13 Menschen durch die defekten Schlösser gestorben seien. Verbraucherschützer sprechen seit Monaten von bis zu 300 Todesopfern in Folge des Defekts.

Die Opel-Mutter hatte im Februar rund 2,6 Millionen Autos wegen des Problems in die Werkstätten zurückgerufen. Dabei hatten GM-Ingenieure schon vor 13 Jahren festgestellt, dass es fehlerhafte Zündungen gibt. Bei den Autos kann die Zündung auch bei hohem Tempo unvermittelt in einen Modus springen, bei dem sich Motor und elektrische Systeme abschalten. Auch die Airbags funktionieren dann nicht mehr. Inzwischen ermitteln mehrere US-Behörden gegen GM. Der Opel-Mutter steht zudem eine Klagewelle ins Haus.

Rückschlag für US-Zulassung drückt Epigenomics

Ein Rückschlag für die US-Zulassung eines Darmkrebs-Tests hat Epigenomics am Dienstag auf Talfahrt geschickt. Die Aktien der Biotechfirma brachen im Geschäft von Lang & Schwarz und im Frankfurter Frühhandel um jeweils etwa 50 Prozent ein.

Am Vorabend hatte das Unternehmen bekanntgegeben, die US-Gesundheitsbehörde FDA verlange für eine Zulassung der Arznei zusätzliche Tests. "Die Mitteilung liest sich für mich aber nicht so, als ob die FDA ein Zulassung komplett verweigern will", sagte ein Börsianer. Allerdings verzögere sich damit die US-Markteinführung.

dpa-AFX und Reuters