Kursexplosionen von 3.972 Prozent an einem Tag sind selten an der Börse. Aber einem US-Pharma-Wert ist das am gestrigen Mittwoch gelungen. Grund für den extremen Kurssprung sind positive Studienergebnisse zu einem Medikament bzw. einer Kombi-Therapie gegen Leber-Krebs. Was bei der amerikanischen Biotech-Aktie jetzt noch drin ist.

Das (bislang) kleine Biotechnologie-Unternehmen Tempest Therapeutics mit Sitz in Brisbane, Kalifornien, entwickelt niedermolekulare Therapeutika zur Behandlung von Krebs. Tumorzellen sollen direkt abgetötet werden und eine tumorspezifische Immunität aktivieren. Am Mittwoch hat Tempest eine positve Studie zum Medikamenten-Kandidat TPST-1120 veröffentlicht. 

Dieses zeigte in Kombination mit den Roche-Arzneimitteln Tecentriq (Atezolizumab) und Avastin (Bevacizumab) seine klinische Überlegenheit bei inoperablen oder metastasierenden hepatozellulären Karzinomen – einer aggressiven Krebsart, von der Forscher erwarten, dass sie bis 2030 die dritthäufigste Krebs-Todesursache sein wird (hier die Original-Pressemitteilung). 

Laut den Studiendaten von Tempest habe die Kombination mit TPST-1120 bei 30 Prozent der Patienten zu einer objektiven Tumor-Reduktion geführt, während bei alleiniger Anwendung der Roche-Arzneimittel nur ein Wert von 13,3 Prozent erzielt wurde. Die Medikamenten-Kombi ist also in der Lage, die Gesamt-Überlebenschance der Patienten zu verlängern. Patienten, die mit der Dreifach-Therapie behandelt wurden, hatten im Mittel ein progressionsfreies Überleben von sieben Monaten gegenüber 4,3 Monaten bei Patienten, die nur mit Tecentriq und Avastin behandelt wurden, so Tempest.

Die Aktien von Tempest Therapeutics explodierten im Verlauf des Mittwochs zeitweilig um fast 4.000 Prozent auf den Nasdaq-Schlussstand bei 9,77 Dollar. Die Marktkapitalisierung sprang von etwa drei Millionen auf rund 100 Millionen Dollar nach oben.

Tempest Therapeutics Inc. (WKN: A3CSM8)

Einschätzung zur Aktie von Tempest Therapeutics

"Das wäre Ihr Preis gewesen..." Der Spruch aus Rudi Carrells TV-Show 'Am laufenden Band' passt derzeit auch zur Tempest-Aktie. Wer die Aktie bereits vorgestern besaß, kann sich freuen und sollte zumindest einen Teil seiner Aktien nun verkaufen. Gewinnmitnahmen drücken den Kurs bereits am heutigen Donnerstag wieder kräftig. Im frühen US-Handel verliert die Pharma-Aktie fast 50 Prozent auf unter 5 Dollar. In Deutschland notiert der Wert bei etwa 4,70 Euro.

Um eine größere Beteilung oder gar eine Übernahme durch einen größeren Pharma-Konzern zu verhindern, hat Tempest auch noch eine sogenannte "Giftpille" angekündigt. Diese solle ihre Wirkung entfalten, wenn ein Unternehmen zehn Prozent oder mehr der ausstehenden Stammaktien erwerben möchte. Man wolle allen Aktionären ermöglichen, den langfristigen Wert ihrer Investition zu realisieren, so Tempest.

BÖRSE ONLINE rät von einem Einstieg bei Tempest Therapeutics derzeit ab. Zum einen ist die Studie noch in einer sehr frühen Phase, ein Misserfolg  möglich. Zudem dürfte das Tempest-Management das Kursniveau in einem absehbaren Zeitraum – in 2024 – möglicherweise für eine Kapitalerhöhung nutzen, was Kursdruck aufkommen ließe. Laut dem letzten Quartalsbericht verfügt Tempest noch über rund 17 Millionen Dollar Kassenbestand, macht jedoch etwa 7 Millionen Dollar Verlust pro Quartal. Anleger bleiben daher bis auf weiteres an der Seitenlinie.

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