Auf den Aktienmärkten lasten mit dem Handelsstreit, der globalen Konjunkturabkühlung und (geo)politischen Konflikten zwar wichtige Belastungsfaktoren, schreiben die Experten bei der Bayerischen Landesbank (BayernLB) in ihrem aktuellen Anlagestrategie-Bericht.

Die Investoren seien aber bereits sehr defensiv positioniert und hätten Aktien untergewichtet. Aktienfonds hätten in den vergangenen Monaten ungeachtet der per Saldo positiven Kursentwicklung anhaltende Mittelabflüsse in ungewöhnlich hohem Ausmaß verzeichnet. Im Gegenzug sei viel Geld in Anleihen geflossen.

Zusammen mit einer Kombination aus geldpolitischer Lockerung und defensiver Investorenpositionierung sollte das die Aktienmärkte in den kommenden Wochen weiter stützen, so das Urteil. Auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten dürfte jedoch ein trübes fundamentales Umfeld geldpolitisch getriebene Kurserholungen begrenzen bzw. zunichte machen.

Die Unternehmensgewinne dürften bestenfalls geringfügig steigen und eine nachhaltige Bewertungsexpansion sei bei negativem Konjunkturtrend unwahrscheinlich. Zumal sich durch die kräftigen Kursanstiege seit Jahresbeginn bei gleichzeitig schleppender Unternehmensgewinnentwicklung die Bewertungen mittlerweile schon spürbar erhöht hätten.

Die europäischen Aktienmärkte dürften damit in ihrer Seitwärtsbewegung verbleiben, auch wenn der S&P 500 seinen Widerstand bei rund 2950 Punkten zunächst wohl nachhaltiger überwinden werde. Den DAX, der beim Schreiben dieses Beitrags bei 12.341 Punkten notiert, sieht man im Dezember bei 12.400 Punkten. Die Prognose für Dezember beträgt 12.000 Zahlen und im Juni 2019 sehen die Analysten den deutschen Leitindex bei 11.800 Punkten.

Im verfolgten Anlageuniversum gibt es auch auf Ebene der Einzelwerte einige Verkaufsempfehlungen. Wir haben daraus fünf Verkaufstipps zu deutschen Aktien herausgefiltert, bei denen die BayernLB das größte Abwärtspotenzial befürchtet (wobei wir zum Vermeiden von Missverständnissen ausdrücklich daran erinnern, dass sich die Einschätzungen der BayernLB natürlich nicht zwingend mit jenen der BÖRSE ONLINE-Redaktion decken müssen). Die Kursziele bewegen sich dabei um elf Prozent bis 24 Prozent unter den aktuellen Notierungen.

Anmerkung der Redaktion: Bei den im Folgenden vorgestellten Aktien bzw. Verkaufsempfehlungen handelt es sich um die Meinung der Analysten der BayernLB. Die Meinung der BÖRSE ONLINE-Redaktion kann davon abweichen.

Bayer-Aktie


Die Verkaufsempfehlung der BayernLB für die Aktien von Bayer ist mit einem Kursziel von 52,50 Euro versehen. Das heißt, man befürchtet bei dem im DAX enthaltenen deutschen Gesundheitskonzern gemessen an der aktuellen Notiz von 59,01 Euro einen Rückgang von elf Prozent.

Das Geschehen rund um diese Aktie dominieren die Diskussionen rund um den von der BayernLB als sehr problematisch bezeichneten Themenkomplex Glyphosat. Bekanntlich wurde die übernommene Monsanto in den USA zu einem Schadenersatz von 80,3 Millionen Dollar verurteilt, weil die Krebserkrankung des Klägers auf Glyphosat zurückzuführen war. In den USA drohen Bayer deswegen weitere 13.400 Klagen.

Als eine Kursstütze habe sich dagegen zuletzt die Nachricht erwiesen, dass der als aktivistisch geltende Hedgefonds-Eigentümer Paul Singer seine Beteiligung von zwei Prozent (1,1 Milliarden Euro) an Bayer präzisiert hatte. Begleitet wurde diese mit seiner Ansicht, dass der niedrige Aktienkurs gegenwärtig nicht die bestehenden Wertschöpfungsmöglichkeiten widerspiegele.

Nach Ansicht der BayernLB dürfte Singer eine Aufspaltung von Bayer anstreben, da der Konzern derzeit mit einem Konglomeratdabschlag behaftet sei. Die Analysten haben bisher aber ihre Prognose bisher und wie es heißt vorerst unverändert gelassen. Unter Berücksichtigung der Gemengelage laute das Votum für die Bayer-Aktie weiterhin Verkaufen, wobei sich das genannte Kursziel auf der Basis eines abgezinsten Cashflow-Modells ergebe.

Den Gewinn je Aktie sieht man 2019 bei 5,10 Euro und 2020 bei 5,86 Euro. Auf letztgenannter Basis ergibt sich damit ein geschätztes KGV von gut zehn. Die Ausschüttung taxiert man für das laufende und für das kommende Geschäftsjahr auf 2,85 Euro und auf 3,00 Euro je Anteilsschein. Stimmen diese Annahmen, winken Dividendenrenditen von 4,83 Prozent bzw. 5,08 Prozent.

Charttechnik

Die Aktionäre von Bayer durften von März 2003 bis April 2015 sehr zufrieden sein. Denn der Kurs ihrer Aktien legte in dieser Zeitspanne von 9,63 Euro auf 143,88 Euro zu. Doch seit dem letztgenannten Hoch hat die Notiz in den Rückwärtsgang geschaltet (Jahrestief von 52,53 Euro) und der dabei aufgebaute mittelfristige Abwärtstrend ist auch nach wie vor intakt. So gesehen stützt die Charttechnik die Verkaufsempfehlung durchaus.

Profil

Bayer ist ein global tätiger Gesundheitskonzern sowie der weltweit führende Anbieter in der Agrarwirtschaft. Das Geschäft teilt sich in die Segmente Pharmaceuticals (verschreibungspflichtige Medikamente), Consumer Health (rezeptfreie Gesundheitsprodukte), Animal Health (Tiergesundheit) und Crop Science (Saatgut & Pflanzenschutz). Zudem hält Bayer einen Minderheitsanteil an dem börsennotierten Spezialchemieunternehmen Covestro.

Uniper-Aktie


Ebenfalls als einen Verkauf hat die BayernLB den MDAX-Vertreter Uniper eingestuft. Als Kursziel für den Versorger nennen die zuständigen Analysten 24,00 Euro. Damit droht bei einem aktuellen Kurs von 27,54 Euro im Falle einer Zielerreichung ein Rückgang von 12,85 Prozent.

Zur Geschäftsentwicklung bei Uniper heißt es von Seiten der BayernLB, das präsentierte bereinigte Zahlenwerk für das erste Quartal 2019 ist hinter den eigenen Prognosen zurückgeblieben, bewegte sich aber im Großen und Ganzen im Rahmen der Markterwartungen. Der Ergebnisausblick (Konzernebene) für das Geschäftsjahr 2019 sei bestätigt, aber die Vorhersage für den Bereich Internationale Stromerzeugung angehoben worden.

Die Ausschüttungspolitik bis 2020 habe jüngst erneut eine Bestätigung erfahren. Allgemein sei es aber so, dass die Uniper-Aktien im Spannungsfeld der differenten Aktionärsstruktur (Fortum: 49,99 Prozent; Paul Singer: 17,84 Prozent; Knight Vinke: 5,02 Prozent) stehe, zumal die beiden aktivistischen Investoren unterschiedliche Vorschläge (Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag zwischen Fortum und Uniper versus Abspaltung der russischen oder schwedischen Aktivitäten) vorgeschlagen hätten.

Des Weiteren bleibe das Geschäftsumfeld komplex. Unter anderem gebe es einen Kohleausstieg in wichtigen Uniper-Ländern, Entschädigungen seien noch nicht gesichert, gleichzeitig gebe es aber steigende Strompreise zu registrieren.

Das genannte Kursziel basiert auf einem Discounted-Cashflow-Modell. Die Analysten erinnern im Übrigen daran, dass die von EON akzeptierte Fortum-Übernahmeofferte aus 22,00 Euro je Uniper-Aktie in bar bestanden hatte.

Die Schätzung für den Gewinn je Aktie für 2019 beträgt 2,52 Euro und 1,63 Euro für 2020. Für das kommende Jahr ergibt sich daraus ein geschätztes KGV von 16,9. Bei der Dividende geht man für das laufende und für das kommende Geschäftsjahr von Zahlungen von 1,07 Euro bzw. von 1,34 Euro aus. Das wäre gleichbedeutend mit Renditen von 3,89 Prozent bzw. 4,97 von Prozent.

Charttechnik

Die Aktien von Uniper haben von September 2013 bis Juli 2017 einen Anstieg von 9,92 Euro auf 27,73 Euro vorzuweisen. Seit Ende 2017 ist aber ein Seitwärtstrend zu konstatieren, wobei die Notiz neuerdings versucht, daraus nach oben auszubrechen. Nachhaltig ist das zwar noch nicht gelungen, es gibt aber Chancen auf eine Wiederaufnahme des Aufwärtstrends, so dass die fundamentale Verkaufsempfehlung der BayernLB nicht direkt zum Chartbild passt.

Profil

Bei Uniper handelt es sich um eine Abspaltung von E.ON (per 09.09.2016). Uniper ist auf die (konventionelle) Stromerzeugung (Erzeugungskapazitäten per 31.12.2018: 36,6 Gigawatt) und den Energiehandel fokussiert. Wichtigste Märkte sind Deutschland, Schweden und Russland. Daneben ist der Konzern insbesondere in Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden tätig. Großaktionär der Uniper SE ist die finnische Fortum (49,99 Prozent).

Beiersdorf-Aktie


Als eine Verkaufsposition führt die BayernLB derzeit auch die Aktien von Beiersdorf. Sals Kursziel sind für diesen DAX-Vertreter 88,00 Euro vorgegeben. Das heißt, gemessen an der aktuellen Notiz von 107,15 Euro hat der Markenartikelhersteller für Haut- und Schönheitspflege theoretisch 17,9 Prozent Luft nach unten.

Laut BayernLB sind die Erstquartalszahlen sowohl auf der Konzernebene (berichtet: +7,8 Prozent auf 1,95 Milliarden Euro; organisch: +6,0 Prozent) als auch für den Geschäftsbereich Consumer (berichtet: +8,1 Prozent auf 1,60 Milliarden Euro; organisch: +6,8 Prozent) insgesamt sehr solide ausgefallen und hätten dabei auch die eigenen Erwartungen sowie den Marktkonsens übertroffen.

Den Ausblick für 2019 habe Beiersdorf bestätigt (unter anderem bereinigte EBIT-Marge von rund 14,5 Prozent (Vorjahr: 15,4 Prozent). Basierend auf dem vorgelegten Zahlenwerk hob man die Prognosen für den Gewinn je Aktie für 2019 von 3,20 Euro auf 3,26 Euro an und für 2020 von 3,45 Euro auf 3,50 Euro. Auf letztgenannter Basis ist das gleichbedeutend mit einem geschätzten KGV von 30,6.

Der sehr soliden Bilanzstruktur (Eigenkapitalquote von deutlich über 50 Prozent) stehe als Belastungsfaktoren ein schwieriges Konjunkturumfeld - insbesondere für Tesa (Automotive-Bereich) -, ein schwacher Ausblick (Konzern) für 2019, ein nicht überzeugender mittelfristiger Ausblick für das Segment Consumer sowie eine sehr konservative Dividendenpolitik (voraussichtlich bis auf weiteres ein unveränderter Ausschüttungssatz von 0,70 Euro) gegenüber.

Als weitere Stärken stellen die Analysten NIVEA als eine der weltweit führenden Kosmetikmarken heraus, die hohe Innovationsfähigkeit (unter anderem NIVEA In-Shower Body Lotion) und den Ankeraktionär (maxingvest AG mit Anteilen von über 50 Prozent). Letzteres gehe aber auch mit einem niedrigen Free Float einher und weitere Schwächen seien niedrigere Margen als bei den Konkurrenten, die hohe Abhängigkeit von der Marke NIVEA, die sehr konservative Akquisitionspolitik sowie der schwache Margenausblick für 2019.

Charttechnik

Die Anteilsscheine von Beiersdorf können von März 2000 bis Juli 2019 einen Anstieg von 19,95 Euro auf 108,55 Euro vorweisen. Die Langfrist-Performance stimmt folglich. Charttechnisch sehr positiv zu werten war, dass die Notiz jüngst einen mittelfristigen Seitwärtstrend mit einem Vorstoß auf neue Bestmarken beendet hat und damit den übergeordneten Aufwärtstrend wieder aufgenommen hat. Von der 200-Tage-Durchschnittlslinie hat sich der Titel zunächst vielleicht etwas zu weit abgesetzt, was kurzfristig für etwas Konsolidierungsbedarf spricht. Insgesamt präsentiert sich das Chartbild hier aber sehr konstruktiv.

Profil

Beiersdorf zählt zu den international führenden Markenartikelherstellern für Haut- und Schönheitspflege. Die Segmente umfassen Consumer (Kosmetik, Umsatzanteil 2018: 81%) und tesa (selbstklebende Produkte, Umsatzanteil 2018: 19%). Regionaler Schwerpunkt der Geschäftsaktivität ist Europa.

Innogy-Aktie


Ebenfalls auf der Verkaufsliste der BayernLB stehen die Aktien von Innogy. Die Verkaufsempfehlung für den deutschen Versorger ist mit einem Kursziel von 35,00 Euro garniert. Damit ergibt sich gemessen am aktuellen Kurs von 42,66 Euro ein Abwärtspotenzial von rund 18,00 Prozent.

Laut den zuständigen Analysten war das bereinigte operative Zahlenwerk für das erste Quartal 2019, das von einem schwachen Vertriebsgeschäft (vor allem in Großbritannien (defizitär)) sowie dem Verkauf des tschechischen Gasnetzgeschäfts gekennzeichnet war, hinter den eigenen Prognosen zurückgeblieben, habe sich aber im Großen und Ganzen im Rahmen der Markterwartungen bewegt.

Der Ergebnisausblick für das Geschäftsjahr 2019 (Rückgänge bei bereinigtem EBIT und bereinigtem Nettoergebnis) sei jedoch bestätigt worden. Die EU-Kommission habe sich außerdem eine Deadline bis zum 23.08.2019 bezüglich der Prüfung der geplanten Übernahme von Innogy durch E.ON gesetzt. Damit könne E.ON nach wie vor den Zeitplan (zweites Halbjahr 2019) einhalten.

Die Kursentwicklung der Innogy-Aktie (nicht angediente Aktien) wird nach Einschätzung der BayernLB vor allem durch das weitere Vorgehen von E.ON (hat sich Zugriff auf gut 89 Prozent des Innogy-Aktienkapitals gesichert) bestimmt. In Anbetracht der Geschäftsentwicklung von Innogy verfüge E.ON über adäquate Argumente die Innogy-Aktien, auf die noch kein Zugriff gesichert wurde, niedriger abzufinden, als das im Rahmen der abgeschlossenen Übernahmeofferte geschehen ist.

Den Gewinn je Aktie sieht man in 2019 und in 2020 bei 1,99 Euro bzw. bei 1,54 Euro. Das heißt, für das kommende Jahr ergibt sich ein KGV von 27,7. Bei der Dividende geht man für die beiden genannten Geschäftsjahre von Zahlungen von jeweils 1,20 Euro je Anteilsschein aus. Das wäre gleichbedeutend mit einer geschätzten Dividendenrendite von 2,81 Prozent.

Als Stärken von Innogy bezeichnet die BayernLB die führende Marktpositionen in diversen Märkten, den hohen Anteil regulierter Erträge, die visible Ausschüttungspolitik (Dividendenformel) sowie eine ansprechende Dividendenrendite. Als Schwächen seien dagegen die hohe Abhängigkeit von Deutschland einzustufen, sei ein von Natur aus margenschwaches Vertriebsgeschäft, das zudem auch von hoher Wettbewerbsintensität geprägt sei.

Charttechnik

Die noch kurze Kurshistorie von Innogy ist von einem Einbruch um die Jahreswende 2017/18 geprägt sowie von einer anschließend schnellen Kurserholung. Zuletzt ist es der Notiz sogar gelungen, das bisherige Rekordhoch zu überwunden und neue Bestmarken zu setzen. Wer daran glaubt, dass neue Kursrekorde als prozyklische Kaufsignale zu werten sind, kommt derzeit nicht umhin, dem Titel eine gute Chartnote zu vergeben.

Profil

Innogy deckt in der Wertschöpfungskette für Strom und Gas die Bereiche Erneuerbare Energien (Kapazität per 31.12.2018: 3,53 Gigawatt), Netze und Vertrieb (Stromabsatz 2018: 255 Milliarden Kilowattstunden, Gasabsatz 2018: 224 Milliarden Kilowattstunden) ab. Wichtigste Märkte des Unternehmens sind Deutschland, Großbritannien, Belgien/Niederlande und Zentralosteuropa. Die RWE AG ist der Mehrheitsaktionär der Innogy SE (76,8 Prozent).

Wirecard-Aktie


Als fünften und letzten Vertreter aus den bestehenden Verkaufsempfehlungen der BayernLB stellen wir Wirecard vor. Bei dem im DAX enthaltenen Zahlungsdienstleister ist das Kursziel auf 115,00 Euro festgezurrt. Bei einer derzeitigen Notiz von 142,25 Euro droht somit ein Rückgang von 23,7 Prozent für den Fall, dass die Prognose aufgehen sollte.

Wirecard hat seit einiger Zeit bekanntlich eine schlechte Presse, doch laut BayernLB haben die Kapriolen der vergangenen Monate rund um die Buchungsfehler in der Singapur-Niederlassung haben keine Spuren in den Zahlen für das erste Quartal 2019 hinterlassen. Die Ergebnisse seien vielmehr insgesamt positiv ausgefallen.

Zudem habe das Unternehmen den EBITDA-Ausblick für 2019 angehoben. Und zwar von 740-800 Millionen Euro auf 760-810 Millionen Euro, wobei man die neue EBITDA-Zielsetzung für realistisch halte. Etwas zu ambitioniert sieht man dagegen weiterhin die langfristigen Zielsetzungen, da Wirecard hierfür bis 2025 in ähnlicher Größenordnung wie bisher wachsen müsste. Ein bis dahin von uns erwarteter stärkerer Konjunkturrückgang sowie ein erhöhter Wettbewerbsdruck dürften demnach keine Spuren bei Wirecard hinterlassen.

Die Analysten haben ihre Gewinnprognosen moderat erhöht, von 3,95 Euro auf 4,02 Euro für 2019 und von 4,93 Euro auf 5,05 Euro für 2020. Das genannte Kursziel wurde aber nicht verändert, da ein höheres Beta die Prognoseanhebung kompensiere. Die Verkaufsempfehlung sei letztlich vor allem vor dem Hintergrund der Annahme zu sehen, dass Wirecard das aktuell hohe Umsatz- und Ergebniswachstum langfristig nicht halten kann.

Als Stärken von Wirecard bezeichnet die BayernLB, dass das Unternehmen technologisch führend gegenüber den Wettbewerbern sei, die sehr gute regionale Diversifikation bzw. hohe Auslandsaktivitäten, die hohe Profitabilität, die hohen Skaleneffekte sowie das breite Produktportfolio.

Schwächen stellten dagegen die starke Ausrichtung auf den Vorstandvorsitzenden, Firmengründer und Großaktionär Markus Braun dar (problematische Governance), die sehr dezentrale Aufstellung (für Braun sei dies aber ein Wettbewerbsvorteil), die relativ geringe Profitabilität des Segments Call Center & Communications, das wettbewerbsintensive Marktumfeld, die hohe Verschuldung sowie die komplizierte und schwer zu durchschauende Rechnungslegung.

Charttechnik

Dank eines Anstiegs von 0,77 Euro auf 195,75 Euro ist die Wertentwicklung bei den Aktien von Wirecard von Februar 2003 bis September 2018 getrost als erstklassig zu bezeichnen. Anschließend musste der Titel dann aber einen spürbaren Rückschlag hinnehmen. Dieser ist inzwischen teilweise wieder ausgebügelt, restlos behoben wäre der Chartschaden aus unserer Sicht aber erst dann, wenn es gelingt, neue Bestmarken aufzustellen. Derzeit würden wir als Chartnote eine 2- vergeben.

Profil

Wirecard ist nach eigenen Angaben ein international führender Anbieter für elektronische Zahlungssysteme und das Risikomanagement zur Minimierung von Forderungsausfällen. Die Dienstleistungen der Wirecard Bank AG ergänzen das Angebotsspektrum für Geschäfts- und Privatkunden. Die Aktivitäten, die im Segment Payment Processing & Risk Management gebündelt sind, bilden den Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit.