Im laufenden Bullenmarkt hinken die Ölaktien dem Gesamtmarkt zwar noch deutlich hinterher. Zuletzt hat das Segment aber ein kleines Comeback erlebt. Ablesen lässt sich das unter anderem am STOXX Global 1800 Oil & Gas Kursindex. Auf Dollarbasis hat dieser Index seit dem Jahresultimo bisher 7,88 Prozent zugelegt, obwohl die Dividenden, die vor allem für ein Investment in die Branchenvertreter sprechen, hier nicht einberechnet werden.

Beigetragen zu der Wiederentdeckung des Sektors hat das Umdenken der Anleger, die sich zuletzt tendenziell auch hoch bewerteten Aktien verabschieden und sich dafür im Gegenzug mir günstigeren Titeln zuwandten. Außerdem können Ölaktien im Schnitt wie bereits angedeutet mit einer ansprechenden Dividendenrendite aufwarten. Hinzu kommt die Hoffnung, dass sich die Ergebnisaussichten nach einer gewissen Gewinnflaute langsam wieder aufhellen.

Das wiederum hat damit zu tun, dass sich die Gesellschaft inzwischen weniger auf die Expansion konzentrieren als vielmehr darauf, den Cash Flow zu verbessern. So haben es die europäischen Branchenvertreter laut Barclays im ersten Quartal geschafft, den freien Cash-Flow von 13 Milliarden auf 18 Milliarden Dollar zu verbessern und auch auf Gewinnbasis gelang es, die Erwartungen zu schlagen. Allerdings sollte man als Anleger jetzt auch keine Wunderdinge mehr erwarten. So hält beispielsweise auch UBS-Analyst Jon Rigby das Kurspotenzial für weitgehend ausgereizt. Erklären lässt sich diese Haltung mit de Bewertung,

Aus unserer Sicht machen aber ausgewählte Investment in dem Sektor weiter Sinn. Dafür sprechen die erwähnten Dividendenrenditen, ein Branchen-KGV, das mit 13,2 noch immer günstiger ist als das des Gesamtmarktes sowie deutlich verbesserte Chartbilder. Wir stellen nachfolgend fünf Ölaktien vor, die sich als konservative Anlagealternative eignen. Damit die Rechnung aufgeht, müssen aber die Ölpreise weiter so stabil präsentieren, wie sie das zuletzt getan haben. Vom wachsenden Angebot geht dabei zwar etwas Preisdruck aus, aber das wird wettgemacht durch gleich mehrere geopolitische Risikofaktoren wie etwa die Krimkrise.

Öl-Aktie Nummer eins: ENI S.p.A. (WKN: 897791, 18,95 Euro)

Unter den europäischen Ölaktien ist ENI unter Ausschüttungsaspekten der Vorzeigewert. Denn für 2014 ist die Dividende bei dem italienischen Öl- und Gaskonzern, dessen Reserven noch rund elf Jahre reichen, derzeit auf fast sechs Prozent zu taxieren. Den zuletzt vom Unternehmen kommunizierten Plänen zufolge soll die Ausschüttung zudem in den nächsten vier Jahren weiter angehoben werden.

Im ersten Quartal ist der bereinigte Gewinn bedingt durch den starken Euro, einen geringeren Ölpreis, das schwache Raffineriegeschäft und höhere Steuern zwar um 14 Prozent auf 1,19 Millionen Euro gesunken, doch das war auch so erwartet worden. Erfreulich an den jüngsten Unternehmensmeldungen waren aber die mit der norwegischen Statoil und der russischen Gazprom ausgehandelten günstigeren Gaslieferverträge. Das Analysehaus Bernstein hat auch vor diesem Hintergrund jüngst sein leicht von 21 Euro auf 22 Euro erhöht.

Damit es zu einem Anstieg in diesen Bereich kommt, darf sich allerdings die angespannte politische Lage in Libyen und Nigeria nicht verschärfen, wo ENI jeweils stärker vertreten ist. Geht alles glatt, soll bis 2017 die Produktion jährlich um drei Prozent, danach sogar um vier Prozent steigen. Wird entsprechend geliefert, sollte mit der Aktie inklusive Dividendenrendite in den kommenden Jahren ein Plus von rund zehn Prozent p.a. möglich sein.

Öl-Aktie Nummer zwei: Total S.A. (WKN: 850727, 52,65 Euro)

Etwas niedriger als bei ENI fällt die Dividendenrendite bei Total aus. Den derzeitigen Analystenschätzungen zufolge beläuft sich die Rendite hier für 2014 auf 4,68 Prozent. Das ist aber ebenfalls noch respektabel und im Vergleich mit ENI kann der französische Öl- und Gaskonzern mit der günstigeren Bewertung aufwarten. Zumindest gilt das auf KGV-Basis, denn diese beträgt für 2014 geschätzte 10,9, während es bei ENI deutlich höhere 14,5 sind.

Im ersten Quartal sorgten gleich mehrere Belastungsfaktoren bei Total für einen um zehn Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar gesunkenen Gewinn. Die Erstquartalszahlen bezeichneten die Analysten der Citigroup zwar nicht als herausragend, aber immerhin hätten sich der Barmittelfluss und die Projektabwicklung verbessert. Neue Projekte versprächen zudem eine höhere Profitabilität. Laut Landesbank Baden-Württemberg (LLBW) plant die Gesellschaft zudem den freien Cashflow mit steigender Produktion bis 2015 auf annähernd 10 Milliarden Dollar und bis 2017 auf über 15 Milliarden Dollar zu erhöhen. Im Erfolgsfall wäre das mehr als das Doppelte der derzeitigen jährlichen Ausschüttungssumme. Vor diesem Hintergrund seien künftige Dividendensteigerungen wahrscheinlich.

Die LBBW hat jüngst das Kursziel für diesen Wert auf 56 Euro erhöht und die Citigroup auf 57 Euro. Das erscheint nicht zu hoch gegriffen für einen Wert, der sich in einem steilen mittelfristigen charttechnischen Aufwärtstrend bewegt. Wie bei ENI sollte auch bei dieser Aktie inklusive Dividendenrendite in den kommenden Jahren eine Gesamtperformance von rund zehn Prozent p.a. machbar sein.

Öl-Aktie Nummer drei: British Petroleum plc. (BP, WKN: 850517, 6,275 Euro)

Als dritten und letzten Wert aus Europa nehmen wir den britischen Mineralöl- und Energie-Konzern British Petroleum in die Empfehlungsliste mit auf. Das mag zunächst etwas überraschend kommt, schließlich leidet das Unternehmen bis heute unter den Nachwehen der Explosion auf der Ölbohrplattform Deepwater Horizon vor vier Jahren. Was deswegen noch an Strafen droht ist noch immer nicht abschließend klar und auch operativ läuft es alles andere als rund. Im ersten Quartal hatte man mit einer sinkenden Produktion zu kämpfen und der bereinigte Produktionsgewinn sank von 4,22 Milliarden auf 3,23 Milliarden.

Obwohl auch der Geschäftsausblick nicht gerade berauschend ausgefallen ist, hat sich die Notiz zuletzt Stück für Stück nach oben gekämpft und bis zu einem nachhaltigen Vorstoß auf neue Mehrjahreshochs fehlt jetzt nicht mehr viel. Gelingt der Ausbruch nach oben, wäre das charttechnisch sehr positiv zu werten. Die Gesellschaft, die über liquide Mittel von 27,4 Milliarden Dollar verfügt, strebt bis 2018 eine kontinuierliche Verbesserung beim freien Cash-Flow an. Außerdem sollen durch den Verkauf von Beteiligungen zehn Milliarden Dollar eingenommen werden.

Wird alles wie geplant umgesetzt, dürften die Anleger zufrieden sein. Gestützt wird der Titel zudem von einer geschätzten Dividendenrendite von 4,62 Prozent. Das KGV ist mit geschätzten 10,5 moderat. Zu beachten sind allerdings die Restrisiken aus der besagten Deepwater Horizon-Ölkatastrophe, aber viel davon steckt auch schon in der Bewertung drin.

Öl-Aktie Nummer vier: ConocoPhillips Corp. (WKN: 575302, 57,655 Euro)

Ebenfalls mit einem vertretbaren KGV ist mit der ConcoPhillips Corp. auch die einzige Ölaktie ausgestattet, die wir an dieser Stelle aus dem US-Branchenuniversum zum Kauf stellen. Das KGV bewegt sich hier auf Basis der für 2014 erwarteten Gewinne bei 12,23. Für einen Riesen wie ConocoPhilips, der zu den drei größten amerikanischen Öl- und Gaskonzernen zählt, ist das eine Bewertung, die zum Einstieg reizt. Die Dividendenrendite beträgt hier durchschnittliche 3,55 Prozent.

Wie gut es für die Gesellschaft momentan läuft, zeigt sich an den für das erste Quartal veröffentlichten Zahlen. Der Gewinn stieg da auf korrigierter Ebene von 1,8 Milliarden auf 2,3 Milliarden Dollar. Zudem wurden folgende Langfristziele kommuniziert: Die jährliche Produktion soll im Schnitt um drei bis fünf Prozent steigen und das gilt auch für die Marge. Auch die Ausschüttung soll nach und nach weiter angehoben werden. Unter dem Strich soll den Anlegern jährlich eine Rendite im zweistelligen Prozentbericht abgeliefert werden.

Auf dieser Basis überrascht es nicht, dass die Aktie zuletzt auf Rekordkurs eingeschwenkt ist. Charttechnisch ist das gleichbedeutend mit einem prozyklischen Kaufsignal, an das sich im Idealfall weiter Kursgewinne in einer Größenordnung von zehn bis 20 Prozent anschließen werden. Ganz besonders optimistisch ist hier die Citigroup, die jüngst das Kursziel für den Wert von 85 auf 100 Dollar angehoben hat. Wobei wir momentan schon zufrieden wären, wenn es mittelfristig zu einem Anstieg von derzeit 78,43 Dollar bis auf 90 Dollar reichen würde.