Vieles ist rund um den Globus im Umbruch. Das gilt auf politischer und sozialer Ebene und erst recht im wirtschaftlichen Bereich. Auf die Entwicklungen hat die Digitalisierung fast überall maßgeblichen Einfluss. Das verändert auch die Finanzmärkte nachhaltig, und zwar so sehr, dass dieser Trend sogar traditionelle Ansätze wie etwa branchenorientierte Anlagekonzepte infrage stellt.

Laut AXA Investment Managers (AXA IM) etwa verwischt die digitale Transformation die Grenzen herkömmlicher Sektoren. Investoren täten deshalb gut daran, sich auf vielversprechende Themen und nicht nur auf einen klassischen Sektoransatz zu konzentrieren. Für besonders aussichtsreich halten die Experten des französischstämmigen Vermögensverwalters hierbei fünf langfristige Wachstumsthemen.

Die wichtigsten Trends


Bei diesen Themen handelt es sich um Automation, den vernetzten Verbraucher, Alterung und Lifestyle, saubere Technologien sowie Gesellschaften im Wandel. Zusätzlich kommt noch der Bereich Fintech hinzu. Denn vor allem auf dem Gebiet der Finanzdienstleistungen krempelt der technische Fortschritt das bisher Bestehende besonders stark um. AXA IM fasst diesen Ansatz unter dem Oberbegriff "Evolving Economy" zusammen und verwaltet aufbauend auf diesem Motto auch Kapital, unter anderem beim AXA WF Framlington Evolving Trends Fonds.

Das Konzept für die Zukunft der Wirtschaft scheint schlüssig. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich für Anleger, sich mit den genannten Wachstums­themen näher zu beschäftigen. Ein Beleg dafür, wie wichtig die Digitalisierung auf Unternehmensebene ist, zeigt indes eine aktuelle Mittelstandsbefragung der Landesbank Baden-Württemberg. Demnach ist die Digitalisierung mit 72 Prozent der mit Abstand meistgenannte Investitionswunsch bei Firmen.

Schlagzeilenträchtige Entwicklungen


Unter den sechs Evolving-Economy- Trends sorgt der Bereich "Automatisierung" am häufigsten für Schlagzeilen. Das liegt unter anderem an den zahlreichen Medienberichten, in denen es um den Einfluss dieser Entwicklung auf den Arbeitsmarkt geht. Die Frage, ob durch Roboter letztlich mehr Arbeitsplätze verschwinden oder entstehen, kann derzeit noch niemand beantworten. Chancen ergeben sich daraus aber sicherlich für Anleger.

Denn die Nachfrage nach Automatisierungslösungen dürfte hoch bleiben. So verweist die BayernLB in einer Studie auf eine Pro­gnose des Internationalen Roboterverbands IFR. Sie ergab, dass bei der Nachfrage nach Industrierobotern bis 2021 ein Zuwachs von jährlich rund 14 Prozent zu erwarten ist. Die Anzahl der mit Menschen interagierenden "Cobots" (Collaborative Robots) dürfte im gleichen Zeitraum sogar um 50 Prozent steigen.

Für viel Aufsehen, besonders in Deutschland, sorgt auch alles rund um die Themen Klimawandel und Umweltschutz und damit auch der Evolving-­Economy-Punkt "Saubere Technologien". An der Börse ist dieses Thema ebenfalls längst angekommen. Laut einer Erhebung des US-Vermögensverwalters BNY Mellon Investment Management sehen 93 Prozent der befragten institutionellen Anleger - mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt rund 12,75 Billionen Dollar - im Klimawandel ein Anlagerisiko, das an den weltweiten Finanzmärkten in den Kursen noch nicht berücksichtigt ist.

Neben Risiken gibt es aber selbstverständlich auch immer Chancen. Zumindest schätzt die "Globale Kommission für Anpassung", dass Investitionen von 1,9 Billionen US-Dollar bis 2030 in die klimatische Widerstandsfähigkeit einen Nettogewinn von sieben Billionen US-Dollar generieren werden." AXA IM verweist zudem auf Quellen, laut denen der CleanTech-Markt (Energieeffizienz, intelligente Netze - Smart Grids, saubere Energie, nachhaltiges Ressourcenmanagement et cetera) bis 2025 ein Volumen von drei Billionen US-Dollar (2014: 601 Milliarden Dollar) erreichen dürfte.

Sehr wichtige Evolving-Economy-Komponenten stellen auch die Punkte "Alterung und Lifestyle" sowie "Gesellschaften im Wandel" dar. So ist eine zunehmende Alterung der Bevölkerung speziell in den westlichen Gesellschaften nicht zu ­übersehen. Das geht mit umwälzenden ­politischen, sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen und großen Herausforderungen einher.

Wichtig aus Sicht eines Anlegers ist die Tatsache, dass laut AXA IM bis 2030 in den Industrieländern zwei Drittel des zusätz­lichen Konsums von Menschen über 60 in Branchen mit Angeboten für ein besseres und schöneres Leben fließen: darunter Schönheit und Fitness, Reisen und Unterhaltung. Bedeutsam ist insbesondere auch der Einfluss auf das Gesundheitswesen. "Um die Kosten niedrig zu halten und dennoch eine qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten zu gewährleisten, wird die Einführung digitaler Technologien zweifellos eine wichtige Rolle bei der Transformation der Gesundheitsbranche spielen", erklärt dazu die Bank Julius Bär.

Megatrends im Alltagsleben


Zum Punkt "Gesellschaften im Wandel" erklärt AXA IM, dass das kontinuierliche Wachstum der Mittelschicht weltweit die stärkste Veränderung seit 150 Jahren darstellt. Der steigende Wohlstand führt zu sich verschiebenden Konsummustern - von der Erfüllung der Grundbedürfnisse zu anspruchsvolleren Produkten bis hin zu einem Konsumboom. Unter anderem lässt sich daran mit Infrastrukturunternehmen Geld verdienen, die weltweit für die Vernetzung von Menschen und Gesellschaften sorgen. Schätzungen zufolge müssen bis zum Jahr 2035 global etwa 3,7 Billionen US-Dollar jährlich in die Basis­infrastruktur fließen.

E-Commerce und Banken


Wichtige Bereiche sind zudem die beiden Evolving-Economy-Bausteine "der vernetzte Verbraucher" sowie "Fintech". Der rasante Aufstieg des Onlinehandels ist ein Fakt, und das gilt ebenso für den zunehmenden Einsatz von Finanztechnologie bei Bankgeschäften.

Für AXA IM beschränkt sich die digi­tale Wirtschaft in dieser Hinsicht nicht nur auf Einzelhändler und auf Onlineshops. Vielmehr zählen eine Vielzahl von Unternehmen dazu, mit denen Kunden im Internet Kontakt haben, von der Entdeckung neuer Produkte bis hin zur Lieferung. Hinzu kommen die sogenannten "Ermöglicher", die traditionellen Unternehmen helfen, die wachsenden digitalen Möglichkeiten zu nutzen.

Was etwa den E-Commerce-Anteil am deutschen Einzelhandels­umsatz angeht, sagen die Marktforscher von Ibi Research von 2017 bis 2024 einen Anstieg von 9,6 auf 15,0 Prozent voraus. Im Jahr 2013 beispielsweise lagen die Gesamtumsätze im stationären Handel in Deutschland bei rund 448 Milliarden Euro, der Onlinehandel setzte damals 27 Milliarden Euro um. Laut Prognose sollen die Umsätze im stationären Handel im kommenden Jahr nur noch bei 405 Milliarden Euro liegen, während der E-Commerce-Bereich dann auf rund 77 Milliarden Euro kommt.

Das gilt dank starker langfristiger Wachstumstreiber auch beim Schlagwort Fintech - inklusive digitalem Zahlungsverkehr. Diese These belegen die Ergebnisse des "Fintech Adoption Survey 2019", den die Beratungsgesellschaft EY durchgeführt hat. Demnach erledigen mittlerweile zwei von drei Deutschen Angelegenheiten wie Geld überweisen, Versicherungen abschließen oder auch Kredite beantragen online oder über entsprechende Apps. Dies bedeutet einen deutlichen Anstieg gegenüber dem bei der vorangegangenen Befragung 2017 ermittelten Anteil von 35 Prozent. Auch der digitale Zahlungsverkehr nimmt stetig zu und weist hohe Wachstumsraten auf.

Die Evolving Economy, also die sich immer weiter entwickelnde Wirtschaft, ist eines der wichtigsten Themen der heutigen Zeit. Welche Unternehmen davon profitieren und wie Anleger an dem Wandel mitverdienen können, zeigen wir auf den folgenden Seiten mit sechs spannenden Aktien.

Fabasoft: Innovative Produkte, steigender Kurs


Fabasoft ist ein Softwarehersteller und Cloud-Dienstleister aus Österreich, der in Deutschland börsennotiert ist. Spezialität des Unternehmens ist die elektronische Verwaltung von Dokumenten, Akten und Geschäftsprozessen. Das Softwareprodukt eGov-Suite etwa nutzen öffentliche Verwaltungen und Behörden. Die Cloud von Fabasoft verwenden Unternehmen unter anderem, um Dokumente in unterschiedlichen Abteilungen eines Konzerns oder auch länderübergreifend zu nutzen, die Bearbeitung zu dokumentieren, Freigabeprozesse zu steuern und alle Versionen nachvollziehbar zu machen. Viele zeit­intensive bürokratische und adminis­trative Prozesse sind dank der Cloud viel einfacher und schneller, sodass die Unternehmen mehr Zeit haben, sich auf ihre Kunden und ihr eigentliches Geschäft zu konzentrieren.

Die Fabasoft-Aktie ist unser Favorit im Bereich "Vernetzte Verbraucher". Besonders vielversprechend ist die Beteiligung an Mindbreeze. Die Software der Linzer hilft dabei, Fakten in Unternehmensdaten oder im Internet schnell und intuitiv zu finden. Die Marktstellung der Firma ist so gut, dass wir die optisch ambitionierte Bewertung tolerieren. Zumal der Gewinntrend stark nach oben zeigt. Das belegt der von 2018 bis 2022 erwartete Ergebnisanstieg von 0,32 auf 0,59 Euro. Wir erhöhen unser Kursziel und ziehen den Stopp nach.

US-Banken fällt Geldverdienen bekanntlich leichter als den Branchenvertretern in Europa. Im ersten Halbjahr 2019 verdienten die zehn größten US-In­stitute mehr als zweieinhalbmal so viel wie ihre Wettbewerber diesseits des Atlantiks. Das macht sich an der Börse bemerkbar. Denn während Deutsche Bank und Konsorten noch vor sich hin krebsen, hat der Aktienkurs von JP Morgan Chase im September neue Rekorde markiert. Der führende Finanzdienstleister versteht es nicht nur hervorragend, sich im klas­sischen Bankgeschäft zu behaupten, die Amerikaner schaffen es darüber hinaus, sich weiterzuentwickeln.

Dazu gehören derzeit zahlreiche Initiativen zur digitalen Transformation. Dem New Yorker Geldhaus steht dafür eines der größten Technologiebudgets zur Verfügung, verglichen mit anderen global führenden Banken. Im Jahr 2018 wurden 10,8 Milliarden Dollar für Technologieausgaben bereitgestellt, von denen mehr als fünf Milliarden Dollar für neue Fintech-Investitionen vorge­sehen waren. Im laufenden Jahr soll das Techbudget auf 11,4 Milliarden Dollar steigen. Technologien wie maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz sollen das Bankgeschäft umkrempeln. Abgesehen davon kann der Titel mit einer vernünftigen Bewertung punkten.

Für den Teilbereich "Saubere Energien" ins Rennen schicken wir NXP Semi­conductors - den 2006 ausgegliederten Halbleiterbereich von Koninklijke Philips. Das mag manchen ein wenig überraschen, schließlich handelt es sich um einen Halbleiterhersteller, der sich auf sichere Verbindungen spezialisiert hat. Dabei geht es um Lösungen in den Bereichen ­Cyber-Sicherheit, Portable & Wearable Solutions, Industrie 4.0 sowie Internet der Dinge. Hinzu kommt aber auch das vernetzte Auto sowie automatisiertes Fahren. Die Niederländer arbeiten beispielsweise mit dem Hamburger Start-up XYZ Cargo an einem Pilotprojekt, bei dem ein E-Lastenrad mit Ampeln kommuniziert, damit es mit angepasster Geschwindigkeit bei Grün durchkommt.

Im Segment Strom und Energie geht es zudem um skalierbare, sichere und zuverlässige Lösungen zu Management und Verteilung von Energie. Ein neuer Chipsatz für mobile Geräte erlaubt die präzise Positionsbestimmung - mit dessen Hilfe sollen Mobiltelefone etwa mit vernetzten Haustüren kommunizieren, Autos sollen sich öffnen, sobald sich der Fahrer nähert. Nach einem geplatzten Übernahmeversuch nimmt der Kurs seit Anfang des Jahres wieder Fahrt auf. Die Bewertung ist gemessen an dem von Analysten von 2018 bis 2021 erwarteten Gewinnanstieg von 7,14 auf 9,99 Dollar moderat.

Bei Schneider Electric handelt es sich um einen französischen Elektrotechnikkonzern, der sich auf industrielle Automation und Energieverteilung spezialisiert hat. Unter anderem tragen die Franzosen mit innovativen, Internet-of-Things-fähigen Betriebstechnologien dazu bei, intelligente Städte effizienter und nachhaltiger zu machen. Ein Beispiel dafür, wie Schneider Electric zu einer Welt im Wandel beiträgt, ist der EUREF-Campus im Berliner Stadteil Schöneberg (EUREF ist die Abkürzung für Europäisches Energieforum). Rund um den Gasometer Schöneberg entsteht seit 2008 ein intelligentes Stadtquartier, auch Smart City genannt, das schon heute die Klimaziele von 2050 ­erreicht.

Schneider Electric ist bei der Standortentwicklung Partner rund um Energie, Umweltschutz und Ressourcenmanagement. Unter anderem versorgen Photovoltaik- und Kleinwindanlagen die Gebäude mit Energie. Gesteuert werden die Anlagen zur Energieerzeugung und die Verbraucher über ein von Schneider Electric digitalisiertes Stromnetz. Auch der Aktienkurs ist auf Rekordkurs, und der Analystenkonsens untermauert das. Die Schätzungen der Experten gehen davon aus, dass der Gewinn je Aktie von 2018 bis 2022 von 4,51 auf 6,49 Euro steigen wird. Die Dividendenrendite ist da­rüber hinaus attraktiv. Wir erhöhen Ziel- und Stoppkurs.

Gleich in mehrfacher Hinsicht trägt TE Connectivity zur Evolving Economy bei. Wir ordnen das Unternehmen dem Bereich "Alterung und Lifestyle" zu. Der Elektrotechnik- und Telekommunikationskonzern stellt unter anderem Sensoren, Kabel und Verbindungsprodukte her, ohne die eine vernetzte Welt nicht möglich wäre. Die Lösungen versorgen Flugzeuge, digitale Fabriken, Industrie­maschinen, Haushaltsgeräte und sogenannte Smart Homes mit Strom. Außerdem liefert das Unternehmen Teile für Autos mit Elektromotoren. Aber auch ­Verbindungs- und Sensorlösungen für den Medizinproduktemarkt gehören nach der Übernahme zweier Firmen zum Angebot.

Außerdem fertigt das ameri­kanisch-schweizerische Unternehmen unter anderem Kathetersysteme, Spezialnadeln und Sensoren für medizinische ­Anwendungen an. Für den Markt der Medizinprodukte sieht der Konzern Wachstumspotenzial. Zurzeit ist TE Con­nectivity dabei, den Berliner Sensorikspezialisten First ­Sensor zu übernehmen, der ebenfalls im Bereich medizintechnische Anwendungen tätig ist. Der Aktienkurs ist seit März 2009 stark gestiegen, hat aber immer noch Luft nach oben. Zumindest dann, wenn die Analysten recht haben: Sie erwarten von 2018/19 bis 2021/22 einen Ergebnisanstieg von 5,52 auf 7,53 Dollar.

Auch wenn die Wirtschaft sich abkühlt, wird die Automation in der Industrie weiterhin voranschreiten. Besonders sogenannte kollaborative Roboter sind aktuell gefragt. In der Logistik und im Gesundheitswesen arbeiten die kleinen Helfer mit dem Menschen Hand in Hand und werden immer öfter eingesetzt: Das US-amerikanische Unternehmen Teradyne mit Sitz in Boston ist hier gut aufgestellt. Vor einigen Jahren übernahm es den dänischen Hersteller Universal Robots. Im Segment "­Automation" erwartet das Unternehmen Wachstumsraten zwischen 30 und 40 Prozent.

Noch kommen knapp 90 Prozent des Umsatzes allerdings von Test­systemen. Lösungen für Halbleiter, elek­tronische Systeme oder drahtlose Geräte sorgen dafür, dass Produkte auch tatsächlich wie geplant funktionieren. Die amerikanische Technologiegesellschaft hat den Umsatz von 2015 bis 2018 von 1,64 Milliarden auf 2,10 Milliarden Dollar gesteigert und den Gewinn je Aktie von 0,98 Dollar auf 2,25 Dollar. Analysten gehen weiterhin von einem hohen Wachstum aus. Aktuell befindet sich der Aktienkurs auf seinem langjährigen Rekord­niveau. Wir trauen der Aktie sogar noch etwas mehr zu. Zur guten Anleger­stimmung trugen zuletzt auch die im ­Tandem getätigten Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen bei. Anleger sollten Positionen aufbauen.