Comeback des Nikotin-Giganten: British American Tobacco notiert heute auf dem höchsten Stand seit 2018. Wie weit kann der Siegeszug des Dividenden-Champions noch laufen?
Ein stilles Comeback sorgt derzeit an der Londoner Börse für Aufsehen: Die Aktie von British American Tobacco (BAT) notiert erstmals seit 2018 wieder über der Marke von 3.860 Pence. Nach Jahren der Stagnation, regulatorischen Gegenwinden und strukturellem Wandel in der Branche meldet sich der Tabakriese eindrucksvoll zurück.
BAT gehört zu den größten Dividendenzahlern Europas. Mit einer geschätzten Rendite von knapp 7 Prozent zählt das Papier zu den renditestärksten Blue Chips auf dem europäischen Kontinent – ein Alleinstellungsmerkmal in Zeiten moderater Inflation und sinkender Anleiherenditen. Und: Die Dividende gilt als solide finanziert. Analysten loben die robuste Bilanz, den starken Cashflow und das konservative Finanzmanagement des Konzerns.
Tabak war gestern – BAT setzt auf die „Next Generation“
Wie die gesamte Branche steht BAT unter Druck: Rückläufiger Zigarettenkonsum, striktere Vorschriften und die wachsende Bedeutung von Gesundheitsaspekten zwingen zu einem Strategiewechsel. BAT verfolgt einen ambitionierten Plan: Bis 2035 sollen weniger schädliche Produkte – E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Nikotinbeutel – rund 50 Prozent des Konzernumsatzes erwirtschaften. Aktuell liegt dieser Anteil bei etwa einem Drittel.
Analysten sprechen dem Unternehmen in diesem Bereich zunehmend eine Führungsrolle zu. „BAT ist der immer noch vernachlässigte Anführer bei Next-Generation-Produkten“, schrieb Jefferies-Analyst Andrei Andon-Ionita in den vergangenen Tagen. In einer aktuellen Kaufempfehlung hebt er besonders die technologische Stärke, das breitere Produktportfolio und die strategische Klarheit hervor. Die Folge: ein „Buy“-Rating mit Kursziel 4.800 Pence – nochmals rund 20 Prozent über dem aktuellen Kursniveau.
Bewertungsabschlag als Chance
Auch andere Häuser folgen diesem bullischen Narrativ: Die UBS (Kursziel: 4.400 Pence) und Barclays (4.500 Pence) sehen Nachholpotenzial. Dabei ist vor allem der Bewertungsabschlag im Fokus: BAT wird im Vergleich zu Wettbewerbern wie Philip Morris oder Altria noch immer mit einem deutlichen Discount gehandelt. „Dieser Abschlag ist nicht gerechtfertigt“, betont Jefferies – zumal BAT mit einer der stärksten Bilanzen im Sektor punkten kann.
Zudem sehen Analysten Rückenwind durch das regulatorische Umfeld: In den USA geht die Food and Drug Administration (FDA) verstärkt gegen illegale E-Zigaretten vor – ein Trend, von dem legale Anbieter wie BAT überproportional profitieren dürften.
Fazit: Viel Rauch um nichts – oder ein unterschätztes Comeback?
British American Tobacco scheint nach Jahren des Stillstands wieder Fahrt aufzunehmen. Seit Jahresanfang liegt die Aktie um bemerkenswerte 30 Prozent im Plus – dazu kommen noch die 7 Prozent Dividende. Der Umbau in Richtung „Reduced-Risk Products“ trägt erste Früchte, die Dividende bleibt ein starkes Argument für einkommensorientierte Investoren, und der Bewertungsabschlag öffnet Spielraum für Kursfantasie.
Zwar bleiben Risiken – etwa in Form regulatorischer Eingriffe oder stagnierender Umsätze im klassischen Zigarettengeschäft. Doch mit der Rückkehr auf das Kursniveau von 2018 scheint BAT dabei, das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen – wie die zuletzt zahlreichen Analysten-Upgrades beweisen.
Hinweis auf Interessenkonflikte Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: British American Tobacco