Der Medizintechnikkonzern Drägerwerk will die Früchte seines Sparprogramms in den nächsten beiden Jahren ernten. So werde die Schließung der Niederlassung in Pittsburgh in den USA das Ergebnis ab 2016 um einen mittleren einstelligen Millionenbetrag in Euro verbessern, kündigte Finanzvorstand Gert-Hartwig Lescow am Mittwoch bei der Bilanz-Präsentation 2014 an. Zunächst kosten die eingeleiteten Maßnahmen jedoch Geld. Drägerwerk hatte unlängst angekündigt, Vertrieb und Service in den USA in Houston zu konzentrieren. Die Verwaltung in Pittsburgh wird auf andere US-Standorte verteilt. Einschließlich Produktion fallen in Pittsburg 150 Stellen weg.

Durch die Nähe zu den Kunden in der US-Ölstadt Houston erwartet Drägerwerk ein stärkeres Wachstum im Öl- und Gasgeschäft. Hintergrund der Umstrukturierungen ist auch der starke Dollar. Weil Dräger in den USA einen hohen Anteil an eigener Produktion hat, steigen dort die Kosten. Zugleich beflügelt die Schwäche des Euro jedoch die Exporte aus der Euro-Zone. Das kommt Drägerwerk zugute, weil das börsennotierte Familienunternehmen auf dem alten Kontinent einen Großteil seiner Produkte herstellt und in alle Welt verkauft. Lescow bezifferte den Rückenwind durch den schwachen Euro im laufenden Jahr beim Umsatz auf fünf Prozentpunkte. Insgesamt erwartet der Konzern mit weltweit 13.700 Mitarbeitern ein Umsatzplus zwischen sieben und zehn Prozent. Die operative Rendite (Ebit-Marge) soll zwischen sechs und acht Prozent liegen.

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Die Bilanz überzeugte Anleger erst auf den zweiten Blick. Nach einem Kursrückgang auf ein Vier-Wochen-Tief nach Bekanntgabe der Zahlen am Morgen erholte sich die Vorzugsaktie im Tagesverlauf. Später war das Papier mit einem Kursaufschlag von fast sechs Prozent größter TecDax-Gewinner.

Firmenchef Stefan Dräger machte klar, dass er nach einem zuletzt etwas schwächeren Geschäft auf dem wichtigen US-Markt mit einer wieder anziehenden Nachfrage der Kliniken dort nach medizintechnischen Geräten rechnet. In Schwellenländern erwartet er dagegen ein schwächeres Wachstum. In Südeuropa werde die Dynamik voraussichtlich nachlassen.

Im vergangenen Jahr hatte der Konzern aus Lübeck den Umsatz dank starker Geschäfte in Lateinamerika und der Erholung in einigen Euro-Ländern Südeuropas um 2,5 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro gesteigert. Der Betriebsgewinn schrumpfte jedoch um elf Prozent auf rund 179 Millionen Euro, weil Drägerwerk weniger ertragreiche Produkte verkaufte. Die Ebit-Marge lag bei 7,3 (Vorjahr 8,5) Prozent. Der Reingewinn sackte um 13 Prozent auf rund 105 Millionen Euro ab. Dennoch sollen die Aktionäre eine um 56 Cent erhöhte Dividende je Aktie erhalten: 1,33 Euro je Stamm- und 1,39 Euro je Vorzugsaktie. Dräger hatte den Eignern schon vor längerem versprochen, 30 Prozent vom Gewinn auszuschütten, wenn die Eigenkapitalquote einen bestimmten Wert überschreitet. Davor waren es lediglich 15 Prozent gewesen.

Reuters