Daneben sorgte die US-Geldpolitik für Gesprächsstoff. Investoren werteten die am Mittwochabend veröffentlichten Protokolle der jüngsten Notenbank-Sitzung als Signal, dass die Fed schneller an der Zinsschraube drehen wird als gedacht, erläuterten die Analysten der Postbank. Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen verwies dagegen auf die unverändert niedrige US-Inflation. "Daher wäre ich vorsichtig, voreilig auf aggressivere US-Zinserhöhungen zu setzen."

DAUERBRENNER-THEMEN BREXIT UND ITALIEN-ETAT

Sorgenfalten trieb Börsianern auch die ungeklärte Frage der Beziehungen von Großbritannien zur EU nach dem Brexit Ende März auf die Stirn. "Mit einer Verlängerung der Übergangsfrist wäre das Problem nur aufgeschoben, nicht aufgehoben", warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Aber genau darauf oder eine Einigung in letzter Minute setzten Anleger offenbar, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Anders ist die aktuelle Börsenruhe in Bezug auf Großbritannien nicht zu erklären." Das Pfund Sterling notierte kaum verändert bei 1,3095 Dollar.

Gebannt blickten Anleger auch nach Brüssel, wo die EU auch über den umstrittenen Etat der italienischen Regierung berät. "Die Kommission dürfte Italiens Haushaltsentwurf wahrscheinlich ablehnen oder zumindest eine Korrektur fordern, was zu erneuten Spannungen führen dürfte." Die Behörde moniert mangelnde Haushaltsdisziplin in Rom. Investoren trennten sich daher vor italienischen Staatsanleihen und trieben die Rendite der zehnjährigen Titel auf 3,591 von 3,545 Prozent.

HEIDELBERGCEMENT UND SAP AUF TALFAHRT

Am Aktienmarkt rückte ein gut zehnprozentiger Kurssturz HeidelbergCement ins Rampenlicht. Nach der Senkung der Gesamtjahresziele steuerten die Titel des Zement-Herstellers auf den größten Tagesverlust seit fast zehn Jahren zu und waren mit 56,18 Euro so billig wie zuletzt Anfang 2015. Im ihrem Sog rutschten die Papiere der Konkurrenten LafargeHolcim, CRH und Buzzi Unichem um bis zu 6,1 Prozent ab.

Für die Aktien von SAP ging es trotz eines optimistischeren Ausblicks 2,7 Prozent bergab. Die Lizenz-Einnahmen und das operative Ergebnis seien hinter den Erwartungen zurückgeblieben, erklärte Analyst Knut Woller von der Baader Helvea Bank. Das Cloud-Geschäft laufe jedoch besser als erwartet und der Reingewinn habe ebenfalls positiv überrascht.

In Paris stiegen die Aktien von Publicis um bis zu 8,2 Prozent und standen vor dem größten Tagesgewinn seit zehn Jahren. Die Werbeagentur steigerte dank neuer Großkunden den Quartalsumsatz um 1,3 Prozent. Ebenfalls positiv sei die Bekräftigung der langfristigen Ziele, betonten die Analysten der Bank Morgan Stanley.

rtr