Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) ist der Anteil der E-Bikes am Gesamtmarkt von 12,5 Prozent 2015 auf 15 Prozent im Jahr 2016 gestiegen. Laut einer Allianz-Studie werden sich die Verkaufszahlen von Bikes und E-Bikes in Deutschland bis 2023 verdreifachen. Der Zweirad-Industrie-Verband schätzt, dass der Marktanteil der E-Bikes an den neu verkauften Fahrrädern in Deutschland von heute 15 Prozent langfristig auf 30 Prozent steigen wird.

Insgesamt sind auf Deutschlands Straßen laut ZIV zum Jahresanfang 2017 drei Millionen E-Bikes unterwegs. Doch auch ohne Motorunterstützung boomt es ordentlich. Im vergangenen Jahr knackte der deutsche Fahrradmarkt erneut eine Milliardenschwelle. Insgesamt stieg der Fahrradumsatz auf 3,1 Milliarden Euro. Damit wuchs der Markt seit 2010 pro Jahr im Schnitt um zehn Prozent. Mit dieser Dynamik kann keine andere Konsumgüterbranche konkurrieren, so zumindest die Einschätzung des Instituts für Handelsforschung (IFH) in Köln. Treiber des Markts waren mit einem Plus von 14,7 Prozent eindeutig die E-Bikes. Diese machen bereits 38,7 Prozent des Umsatzes im Gesamtmarkt aus.

Die Fortbewegung mit Zweirädern ist ökologisch unschlagbar und ökonomisch opportun. Aber wo liegen die Gründe für den Aufstieg des Fahrrads zu einem Zukunftsmarkt? Die Menschen lieben es, sich an der frischen Luft zu bewegen. Und mit einem E-Bike lässt sich der Aktionsradius - auch in höherem Alter - natürlich deutlich ausweiten.

Die Gesellschaft unterstützt den Trend: Durch den Ausbau von Radwegen, Fahrradschnellwegen oder auch durch Fahrverbote für den motorisierten Verkehr sollen noch mehr Leute animiert werden, vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen.

Problemlöser Rad



Die EU hat das in einer hochoffiziellen Ausarbeitung bereits im Jahr 2011 angeregt. Außerdem wächst das Bewusstsein der meisten dafür, dass man mit Radmobilität zur Lösung von Engpässen beitragen kann: Beim Radeln werden deutlich weniger Luftschadstoffe ausgestoßen als beim Autofahren, was wiederum das Klima schont. Und: Die Bewegung trägt zu einem gesunden Lebensstil bei. Auch die Aufenthaltsqualität in Städten steigt durch die Zweiradmobilität. Und weil die Fortbewegung mit dem Rad Lösungen für gleich mehrere gesellschaftliche Herausforderungen bereithält (Energiewende, Klimawandel und Gesundheit), wünschen sich viele, dass das Radfahren in den Städten noch stärker gefördert wird.

Zumal das Fahrrad im Radius von fünf Kilometern auch unangefochten das schnellste Verkehrsmittel ist und damit Autos aber auch den öffentlichen Nahverkehr auf die hinteren Plätze verweist. Der Bund hat seine Mittel für Radwege erst jüngst von 60 auf 100 Millionen Euro pro Jahr aufgestockt.

Aus Bike- und E-Bike-Boom ergibt sich ein geschätzter Gesamtumsatz der deutschen Fahrrad-, Teile- und Komponentenindustrie von 5,2 Milliarden Euro pro Jahr. Die Umsatzsteigerung geht auch zusehends auf den Trend zu immer hochwertigeren Ausstattungen der Räder zurück, was zu einem Anstieg des durchschnittlichen Verkaufspreises pro Fahrrad auf 643 Euro (plus 15 Prozent) führte.

Um diese Dynamik noch ein wenig zu verlängern, versuchen die Hersteller den E-Bike-Trend auf Mountainbikes zu übertragen. Fast jeder Anbieter hat mittlerweile Crossräder mit Hilfsmotor im Programm. Das Zukunftspotenzial des E-Bikes liegt aber nicht nur im privaten Bereich. Sowohl in Ballungsräumen als auch im ländlichen Raum wird es immer häufiger zu einer preiswerten Kfz-Alternative. E-Bikes eignen sich nämlich nicht nur für die private Freizeitnutzung, sondern auch für gewerbliche Zwecke, zum Beispiel für Zustelldienste.

Globaler Wachstumsmarkt



Die Megatrends (Klimawandel, Energie- und Mobilitätswende, Digitalisierung) tragen den Zukunftsmarkt (E-)Bikes. 2030 werden rund 70 Prozent der Menschen in städtischen Räumen leben. Dass wir in unseren Städten längst an ökologische Grenzen stoßen, wissen wir nicht erst seit dem Dieselskandal. Schon in fünf Jahren kann es sein, dass das (E-)Rad in europäischen Städten die große Alternative zum Pkw ist. Momentan machen (E-)Bikes acht Prozent der Personenmobilität in Europa aus. Optimistische Schätzungen gehen davon aus, dass sich die Zahl bis 2030 verdoppeln könnte. Für Wirtschaft, Ökologie und Gesundheit der Menschen hätte das enorme Vorteile, denn damit würden jährlich europaweit rund 10 000 Räder mehr verkauft.

Profiteur des Bikebooms



Die niederländische Accell Group beispielsweise hat sich auf die Entwicklung, die Produktion und den Vertrieb von Fahrrädern, Fahrradkomponenten und Fitnessausrüstung konzentriert. Dabei fokussiert sich das Unternehmen vor allem auf Fahrräder im mittleren und oberen Preissegment und kann so trotz der Billigkonkurrenz aus Asien bestehen. Zu Accell gehören bekannte Marken wie Raleigh, Ghost, Winora, Haibike, Koga.

In Deutschland und Europa sehen die Accell-Zahlen konstant gut aus. Besonders die Einführung und die sofort heiß gelaufene Nachfrage nach Performance-E-Bikes, allen voran denen des Schweinfurter Herstellers Haibike, kurbelten die Verkaufszahlen an. Im Geschäftsjahr 2016 konnte die Accell Group einen Umsatz- und Gewinnanstieg verbuchen. Die Umsatzerlöse legten von 986,4 Millionen Euro im Vorjahr auf 1,048 Milliarden Euro zu. Auf Basis des im vergangenen Jahr erzielten Gewinns je Aktie von 1,26 Euro sind die Accell-Aktien aktuell mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von ungefähr 18 bewertet. Das ist relativ ambitioniert.

Die starke Marktposition des Unternehmens sowie die Wachstumschancen im E-Bike-Segment rechtfertigen aber durchaus eine höhere Bewertung, als dies auf den ersten Blick angemessen erscheint. Insgesamt dürfte die Accell Group also gut aufgestellt sein, um von einem weiteren starken Wachstum bei E-Bikes profitieren zu können.